Wenn Sie das hier lesen, können Sie kaum erahnen, was für eine Qual das Schreiben einer Kolumne ist. Da kommt der Chef und schreit nach einem «Neulich», und ich sitze da, mir fällt nichts ein, ich schwitze Blut, mein Rücken schmerzt, der Nacken ist angespannt, und literweise Kaffee hilft auch nicht.

Das ist Horror pur, extreme Belastung, Stress sondergleichen. Früher, als noch Schreibmaschinen im Einsatz waren, verfluchte man das leere weisse Blatt, das einen höhnisch anglotzte und verspottete. Heute ist es der Cursor am Bildschirm, der frech und provokativ stundenlang am gleichen Ort blinkt, weil der Tipper eine geistige Blockade hat.

Immerhin: Künftig muss ich nicht mehr leiden – dank meiner Krankenkasse. Denn sie zahlt mir jetzt 200 Franken an einen MBSR-Kurs. Das heisst «Mindfulness-Based Stress Reduction». Die Helsana schreibt, dieses Programm bringe Gelassenheit sowie «Stressbewältigung durch Achtsamkeit». So könne man die nötige Distanz und Ruhe gewinnen, «um geschickter mit Herausforderungen umzugehen».

Ist es nicht rührend, wie sich die Helsana um meine Stressreduktion am Arbeitsplatz bemüht? Und wenn die nächste Prämienrechnung kommt, werde ich auch mit dieser Herausforderung achtsam und stressfrei umgehen können.