Nur das Beste für die Katz
Industrielles Katzenfutter ist besser, als die Deklaration auf der Dose vermuten lässt. Aber nur bei Bio-Futter erfährt man Genaueres über die Herkunft der Rohstoffe.
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K-Tipp 19/2002
13.11.2002
Beatrix Mühlethaler redaktion@ktipp.ch
Trends in der Ernährung des Menschen spiegeln sich im Futter seines liebsten Haustiers, der Katze: Zu Zeiten bäuerlicher Selbstversorgung erbeuteten die Hofkatzen ihre Leckerbissen auf dem Feld. Als die Familie das Fleisch beim Metzger bezog, bekam auch der Stubentiger seine Portion frische Lunge oder Leber. Seit dem Siegeszug der Fertiggerichte gibts für das Büsi komplette Menüs aus Büchse und Beutel. Und bereits steht auch eine breite Palette von Functionalfood und Diätfutter zur Auswah...
Trends in der Ernährung des Menschen spiegeln sich im Futter seines liebsten Haustiers, der Katze: Zu Zeiten bäuerlicher Selbstversorgung erbeuteten die Hofkatzen ihre Leckerbissen auf dem Feld. Als die Familie das Fleisch beim Metzger bezog, bekam auch der Stubentiger seine Portion frische Lunge oder Leber. Seit dem Siegeszug der Fertiggerichte gibts für das Büsi komplette Menüs aus Büchse und Beutel. Und bereits steht auch eine breite Palette von Functionalfood und Diätfutter zur Auswahl in den Gestellen.
Haustiernahrung ist ein lukratives Geschäft: In der Schweiz fressen 1,4 Millionen Katzen und 450 000 Hunde jährlich für 350 Millionen Franken. Bisher haben die grossen Tierfutteranbieter jedoch jenen Trend verpasst, der für Tierfreunde beim Kauf von Fleischprodukten im Vordergrund steht: die Forderung, dass die geschlachteten Tiere glücklich weiden konnten.
Aber warum sollte dieses Prinzip nicht auch für Tierfutter gelten? Labelprogramme seien «ein grosses Kundenbedürfnis in der menschlichen Ernährung und die Heimtiernahrung folgt den Trends», bestätigt Migros-Sprecherin Susan Hoby. Doch das Unternehmen könne für Heimtiere noch kein solches Sortiment bieten. Bei Coop habe man darüber diskutiert, doch sei nichts daraus geworden, sagt Pressesprecher Karl Weisskopf.
Fündig wird man in Reformhäusern und Bioläden. Ein niederländisches Unternehmen serviert Hunden und Katzen diverse Trocken- und Büchsenfutter, die zum grössten Teil aus biologischen Rohstoffen hergestellt sind. Im Yarrah Organic Pet landen hauptsächlich Fleisch und Innereien von Hühnern, die gemäss EU-Biovorschriften gehalten wurden.
Wer auf Umweltschutz achtet, kann sich an den langen Transportwegen stören. Ein Teil der Schlachtnebenprodukte für Yarrah stammt nämlich aus Frankreich und Deutschland und reist zuerst zur Verarbeitung nach Holland, bevor das fertige Futter in die Schweiz kommt. So spricht aus ökologischer Sicht einiges dafür, sich nach Futter aus inländischer Produktion umzusehen.
Viele Metzger wursten auch für Haustiere
Tatsächlich sind bei etlichen Metzgern selbst fabrizierte Würste für Hund und Katz erhältlich, allerdings nicht in Bioqualität. Die Metzger stellen sie aus jenen Teilen der Schlachtkörper her, die nicht gefragt sind, und mischen ein Vorfabrikat aus Mineralstoffen, Vitaminen und Gewürzen dazu. Eine Zeit lang machten diese Katzen- und Hundewürste unter verschiedenen Namen wie WauMiau oder Tiptaptop Furore. Doch Nachfrage und Produktion sind stark rückläufig.
Ein neues Futter fürs Büsi, das die Vorteile der biologischen Produktion und der regionalen Verwertung von Schlachtabfällen vereint, kommt also zur richtigen Zeit: Hutter & Schmid's, das erste Katzenfutter mit der Knospe von Bio Suisse. Das Futter ist in Bioläden und im Direktverkauf erhältlich und besteht hauptsächlich aus Biofleisch und -innereien sowie Biogetreide. Es ist in diversen Grössen in Wurstform erhältlich. Sämtliche Inhaltsstoffe sind auf der Verpackung aufgelistet.
4 Prozent Fleisch in einer Dose
Verwertung erstklassiger Schlachtnebenprodukte aus der Schweiz - das sind die Vorteile des neuen Futters. Aber ist auch seine Zusammensetzung der industriellen Nahrung überlegen?
Vergleicht man die Produkteinformationen, müsste man es annehmen. Denn die Deklaration auf konventionellen Dosen ist wenig vertrauenerweckend: «Fleisch und tierische Nebenprodukte» heisst es da meist lapidar.
Und vom geschmackgebenden Fleisch, beispielsweise Huhn, hat es nur vier Prozent drin. Das entspricht zwar den EU-Vorschriften, die auch die Schweiz ab nächstem Jahr übernehmen wird. Doch die allgemeine Formulierung verunsichert Katzenhalter, die keine Tiermehle und keine süchtig machenden Aromen im Futter wünschen. Tatsächlich ist weder das eine noch das andere verboten.
Doch die Herstellungspraxis ist offenbar besser als die Deklaration, wie K-Tipp-Recherchen ergaben. Für die Industrie werden in der Schweiz ausschliesslich Fleischteile und Innereien gesammelt, die vom Menschen verschmäht werden. Diese gelangen tiefgefroren zu Masterfoods Frankreich und zu Ospelt in Liechtenstein.
Die beiden Fabriken liefern zusammen mit der dänischen Arovit einen grossen Teil des Schweizer Katzen- und Hundefutters. Die Rohstoffe kommen aus aller Herren Länder, wobei - zumindest gemäss Angaben der Firmen Ospelt und Arovit - kein Tiermehl dabei ist. Masterfoods deklariert im Gegensatz dazu in einem Trockenfutter Fleisch- und Fischmehl. Bezüglich Lockstoffen gibt der Verband der Heimtierfutterhersteller Entwarnung. Welche Gewürze die Industrie einsetzt, bleibt allerdings ihr Geheimnis.
«Industriefutter ist einwandfrei»
Marcel Wanner vom Institut für Tierernährung der Universität Zürich hält industrielles Katzenfutter hinsichtlich Zusammensetzung und Inhaltsstoffen für einwandfrei. Dank Geflügel und Fisch stürzten sich die Heimtiere auch ohne Lockstoffe auf das Industriefutter.
Fütterungstests der grossen Anbieter sorgen dafür, dass das Futter geschmacklich ankommt und gesundheitlich stimmt. Bei Hutter & Schmid's Katzenfutter hat Wanner beratend gewirkt, sodass es als Alleinfutter taugen sollte. Allerdings schränkt Wanner ein: «Die Antwort gibt nur das Tier.»
Katzennahrung: Auf die richtige Menge und die richtige Zusammensetzung kommt es an
Der Nahrungsbedarf einer Katze ist abhängig davon, wie stark sie sich bewegt. Diverse Ratgeber empfehlen zwischen 120 und 220 g Nassfutter für eine 4 kg schwere Katze oder etwa 60 bis 80 g Trockenfutter. Die Empfehlung auf vielen Futterdosen, 120 g pro kg Katzengewicht zu geben, ist eindeutig zu hoch.
Auch Trockenfutter eignet sich als Alleinfutter. Allerdings muss man unbedingt darauf achten, dass die Katze genügend Wasser trinkt.
Katzenwürste vom Metzger, die nur Fleisch enthalten, sind als Alleinfutter nicht geeignet, denn es fehlen die Kohlenhydrate. Zur Wurst sollte man beispielsweise Reis mischen.
Allen schönen Worten in der Werbung zum Trotz: Alleinfutter ist vollwertig und soll nicht durch Vitalfutter ergänzt werden. Denn zu viele Vitamine schaden!
Spezialfutter mit weniger Eiweiss und Fett für die alte Katze (ab acht Jahren) ist hingegen empfehlenswert.
Kleine Portionen - besonders in der Aluschale - geben mehr Abfall und sind teurer. So kosten einzelne Schalen à 100 g so viel wie ein Beutel à 300 g und eine Büchse à 400 g. Am günstigsten ist Trockenfutter: Für 100 g zahlt man ein Drittel bis die Hälfte einer Schale.
Das Biofutter Yarrah kostet etwa doppelt so viel wie durchschnittliche Industrienahrung, Hutter & Schmid's etwa doppelt so viel wie teure Industrieprodukte.