Wie alt wird der Mensch? Das weiss nur Gott allein. Gott allein? Nein, auch Swiss-Life-Chef Rolf Dörig weiss ganz genau, wann unser letztes Stündlein schlagen wird. Von der Wiege bis zur Bahre dauerts 85 Jahre, orakelt er. So lange lebt ein Mann, der heute 65 ist. Das zeigen Sterbetafeln, die Swiss Life verwendet. Der Lebensversicherer verwaltet die Altersguthaben von Pensionskassen-Versicherten.

Die Menschen leben zu lange, klagt Swiss Life, das Altersguthaben reiche hinten und vorne nicht. Deshalb müsse man die Renten kürzen, der Umwandlungssatz sei viel zu hoch. Zur Zeit bekommen Rentner für ihr Pensionskassenkapital noch 7,2 Prozent pro Jahr. Das heisst: Ein Rentner, der in seine Pensionskasse 400 000 Franken einbezahlt hat, erhält monatlich 2400 Franken. Viel zu viel, jammert Dörig. Er könne diesem Rentner nur noch 1933 Franken zahlen - 20 Prozent weniger. Der Umwandlungssatz müsse auf 5,8 Prozent gesenkt werden, leider, leider. Doch steigende Lebenserwartung und sinkende Renditen würden ihn dazu zwingen. Das sei die ganze Wahrheit.

Die ganze Wahrheit? Nein. Was der Swiss-Life-Chef verschweigt: Autonome Firmen-Pensionskassen verwenden andere Sterbetafeln. Sie rechnen nicht damit, dass ihre Versicherten so lange leben. Deshalb können sie höhere Renten zahlen. Ihnen reicht ein Umwandlungssatz von 6,8 Prozent. Doch das passt Rolf Dörig gar nicht. Er will noch tiefere Renten. Denn mit jeder Rentenkürzung macht sein Konzern einen fetten Gewinn.

Der Bundesrat hat die Renten bereits gekürzt. Und will den Umwandlungssatz noch weiter senken. Auf 6,4 Prozent. Schlecht für die Rentner. Sie bekommen künftig massiv weniger Geld. Gut für Swiss Life. Ihr beschert die Rentenkürzung einen Gewinn von weiteren 70 Millionen Franken. Der Aktienkurs steigt, die Aktionäre sind zufrieden und Rolf Dörig glücklich. Denn sein Einkommen steigt ebenfalls. Wegen der Optionen in seiner Lohntüte.