Nur knapp nicht in die Tinte geritten
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Der Auftrag aus Uganda sollte über 24 000 Franken einbringen. Doch er wäre beinahe zum riesigen Verlustgeschäft geworden.
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K-Tipp 10/2003
21.05.2003
Die Anfrage der BK Trading Company kam aus der ugandischen Hauptstadt Kampala. Das Unternehmen erkundigte sich bei der Firma Bohny Papier in Wollerau SZ, die auch einen Internetshop betreibt, nach Tintenpatronen für Computerdrucker.
Inhaber Eugen Bohny schickte eine Offerte - und erhielt umgehend eine Bestellung über 18 400 US-Dollar oder umgerechnet mehr als 24 000 Franken. «Wir freuten uns natürlich sehr und fühlten uns schon als "global player"», bemerkt Bohny im Rückbli...
Die Anfrage der BK Trading Company kam aus der ugandischen Hauptstadt Kampala. Das Unternehmen erkundigte sich bei der Firma Bohny Papier in Wollerau SZ, die auch einen Internetshop betreibt, nach Tintenpatronen für Computerdrucker.
Inhaber Eugen Bohny schickte eine Offerte - und erhielt umgehend eine Bestellung über 18 400 US-Dollar oder umgerechnet mehr als 24 000 Franken. «Wir freuten uns natürlich sehr und fühlten uns schon als "global player"», bemerkt Bohny im Rückblick selbstironisch.
Noch grösser war seine Freude, als er nach wenigen Tagen den 18 400-Dollar-Check in den Händen hielt und zur Bank bringen konnte. Aussteller war die St. Anthony's Catholic Church in Texas. Das erstaunte Bohny zwar schon. Doch Sorgen machte er sich keine. Denn er hatte nicht vor, die Tintenpatronen zu liefern, bevor das Geld seinem Konto gutgeschrieben war.
Nach etwas mehr als einer Woche war dies der Fall, wie Bohny mittels Online-Abfrage seines Kontostandes feststellte. Also leitete er via Transportdienst Fedex die Lieferung in die Wege. Er teilte das auch seinem ugandischen Kunden mit - und erhielt noch gleichentags einen weiteren, weit grösseren Auftrag. Und zwar einfach so, ohne dass die BK Trading Company irgendwelche Fragen zu Ware oder Preis gestellt hätte.
Da läuteten bei Bohny sämtliche Alarmglocken. Sofort rief er bei seiner Bank an und erfuhr dort, was er bei der Online-Abfrage nicht hatte erkennen können: Die 18 400-Dollar-Gutschrift auf seinem Konto trug den Vermerk «Eingang vorbehalten». Das heisst: Bohnys Bank konnte ihm den Betrag wieder vom Konto abziehen, falls das Geld für den Check nicht eintreffen sollte.
Und es traf tatsächlich auch nie ein. Der Check stellte sich nämlich als geschickte Fälschung heraus. Die St. Anthony's Church hatte damit 50 Dollar an eine Bedürftige nach Uganda geschickt, wo der Check von Fälschern abgeändert und mit fiktiven 18 400 Dollar auf Bohny ausgestellt wurde.
«Wer so etwas erlebt, der wünscht sich zumindest, dass Banken ihre Kunden bei der Einlösung von Checks unmissverständlich über mögliche Gefahren und vor allem über die Bedeutung des Vermerks "Eingang vorbehalten" informieren», sagt Bohny.
Wenigstens war es ihm im letzten Moment noch gelungen, bei Fedex die Lieferung der Tintenpatronen nach Uganda zu stoppen.
(gs)