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K-Tipp 5/2000
08.03.2000
Fonds-Werbung: Fachleute werfen der UBS "unethisches Verhalten" vor.
In halbseitigen Inseraten preist die UBS einen Fonds an, von dem die bankeigene Analyseabteilung abraten würde. Kritiker sprechen von unfairer Werbung.
Werbung ist Glückssache. Auch bei der UBS. In Tageszeitungen machte sie Stimmung für einen neuen Dow-Jones-Fonds. In 1,7 cm grossen Lettern wirbt sie: "Entweder man hat ihn. Oder man braucht ihn."
Im Internet legt die Werbeabteilu...
Fonds-Werbung: Fachleute werfen der UBS "unethisches Verhalten" vor.
In halbseitigen Inseraten preist die UBS einen Fonds an, von dem die bankeigene Analyseabteilung abraten würde. Kritiker sprechen von unfairer Werbung.
Werbung ist Glückssache. Auch bei der UBS. In Tageszeitungen machte sie Stimmung für einen neuen Dow-Jones-Fonds. In 1,7 cm grossen Lettern wirbt sie: "Entweder man hat ihn. Oder man braucht ihn."
Im Internet legt die Werbeabteilung kräftig nach, Anleger hätten die Chance, sich die "Crème de la crème der US-Wirtschaft" abzuschöpfen, und nennt "30 Gründe, weshalb Sie in UBS (Lux) Equity Fund - Dow Jones Industrials investieren sollten".
Das tun Sie besser nicht. Denn diese Creme könnte Ihnen sauer aufstossen. In der Monatspublikation "Investment Strategy Navigator" nennt UBS Private Banking zwei Gründe dafür: Erstens seien Aktien vergleichsweise teuer, zweitens sei der US-Dollar überbewertet. Die UBS rechnet damit, dass der Kurs in den nächsten zwölf Monaten um über 20 Prozent falle.
UBS rät vom Kauf ab
Für ihre eigene Anlagepolitik hat sie die Konsequenzen gezogen. Sie hat den US-Markt "am stärksten untergewichtet", heisst es in bestem Bankendeutsch. Im Klartext: Die UBS rät vom weiteren Kauf amerikanischer Aktien ab.
Der Werbeauftritt der UBS sei unverständlich, kommentiert beispielsweise der Fondsspezialist des unabhängigen VermögensZentrums (VZ), Peter Wüthrich. Ein Produkt anzupreisen, von dem man überzeugt ist, der Kunde verliere Geld damit, sei "unethisch".
Der britische Finanzjurist Cormac Okeefe von Newton Investment Management hält die UBS-Werbung für "unfair". In England würde die Schweizer Grossbank mindestens eine Busse und einen Verweis riskieren.
Noch schärfer ins Gericht geht Olivier Leblue von der US-Fondsgesellschaft MFS: "Unsere Aufsichtsbehörde würde die UBS zum Abbruch der Inseratekampagne auffordern, möglicherweise gar ein generelles Inserate-Verbot für einen bestimmten Zeitraum verhängen."
Dass sie weder auf die Risiken noch auf die unterschiedliche Beurteilung ihrer Analyse-Abteilung aufmerksam mache, verstosse gegen den Verhaltenskodex für Werbung innerhalb der Finanzwelt. Leblue: "Das würde in den USA nicht geduldet."
Der Schweizerische Anlagefondsverband versteht die Aufregung nicht ganz. Ihr Präsident Max Baumann, ein ehemaliger UBS-Mann: "Es gibt eine Tendenz, dass Fondsleitungen innerhalb der Banken vermehrt als unabhängige Einheiten operieren." Und den Markt anders beurteilten als die Aktien-Analyse. Aber dies müsse die Bank ihren Kunden mitteilen.
Kein Ersatz für Beratung
Und die UBS? Sie wiegelt ab. Werbung sage "nicht viel über den Inhalt und die Anwendungsweise eines Produktes aus", sagt Firmensprecher Ralph Spillmann. Bei komplexen Produkten wie Anlagefonds sei es "ratsam, sich vor dem Kauf gründlich beraten zu lassen oder sich zumindest zu informieren".
Nachdem Dow-Jones-Aktien 15 Prozent billiger geworden seien, hätten sich die Aussichten für den Fonds deutlich verbessert. Er werde "zu einem durchaus günstigen Zeitpunkt" lanciert.
Was die UBS verschweigt: Falls der US-Dollar wie vorausgesagt auf Fr. 1.36 fällt, müsste der Dow Jones bis in einem Jahr 20 Prozent zulegen - damit mit dem Fonds gleich viel herausschaut wie mit einem "Sparbüechli".
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