Perfekte Fernseher, lausiges Bild
«HD-ready» prangt auf modernen Grossbild-TVs. Wer eines der teuren Geräte kauft, wird sich ärgern - denn weder SF DRS noch Kabelnetz sind für das hochauflösende TV gerüstet.
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K-Tipp 20/2005
30.11.2005
Kurt Haupt - redaktion@ktipp.ch
Die Bilder, die etwa Media Markt auf den High-Definition-TV-Geräten (HDTV) demonstriert, sind bezüglich Schärfe und Detailreichtum beeindruckend. Nur: Ausser Media Markt kann kaum jemand hochauflösendes Digital-TV empfangen. Nur auf Nachfrage verraten die Verkäufer, dass der Laden einen speziellen Satellitenempfänger installiert hat, um die Testbilder in den Verkaufsraum zu bringen.
Dafür erklären Verkäufer und TV-Hersteller, dass die deutschen Privatsender Pro 7 und Sat ...
Die Bilder, die etwa Media Markt auf den High-Definition-TV-Geräten (HDTV) demonstriert, sind bezüglich Schärfe und Detailreichtum beeindruckend. Nur: Ausser Media Markt kann kaum jemand hochauflösendes Digital-TV empfangen. Nur auf Nachfrage verraten die Verkäufer, dass der Laden einen speziellen Satellitenempfänger installiert hat, um die Testbilder in den Verkaufsraum zu bringen.
Dafür erklären Verkäufer und TV-Hersteller, dass die deutschen Privatsender Pro 7 und Sat 1 seit Anfang November ihr Programm in HDTV ausstrahlen und die Fussball-WM ebenfalls in HDTV gesendet werden wird.
Cablecom müsste Netz modernisieren
Verschwiegen wird, dass diese Programme nur mit einer Satellitenschüssel zu empfangen sind und zudem die nötigen Empfangsgeräte fehlen. Pro 7 und Sat 1 senden mit DVB-S2 und H.264. Passende Satellitenempfänger gibt es erst im nächsten Jahr und die werden rund 600 Franken kosten.
Auch die Fussball-WM wird kaum hochauflösend in die Schweizer Stuben flimmern. Die HD-Sportbilder werden nämlich von Premiere nur an die zahlenden Abonnenten übertragen (und Premiere-Abos gibts nur in Deutschland).
Für viele, die Fernsehen via Kabel empfangen, wird HDTV voraussichtlich noch jahrelang ein Traum bleiben. Denn die Datenmenge der hochauflösenden Bilder überfordert ältere Installationen. Kabelbetreiber können HDTV nur anbieten, wenn sie das Netz modernisieren oder andere Sender streichen.
Beim grössten Kabelanbieter Cablecom ist man - so die Auskunft - zwar «bestens vorbereitet», kann aber weder den geplanten Zeitpunkt noch vorgesehene Inhalte für HDTV-Übertragungen nennen. Auch beim Schweizer Fernsehen steht man HDTV abwartend gegenüber. Man rechnet frühestens im Jahre 2010 mit regulären HDTV-Ausstrahlungen, die dann aber nur via Satellit zu empfangen sind.
HD-ready: Mogelei bei der Auflösung
Augenwischerei betreibt das HD-ready-Logo bei der Auflösung. Die angekündigten HDTV-Sender liefern Bilder mit 1080 Zeilen. Viele Displays mit dem Ready-Kleber stellen aber nur 720 Zeilen dar, «verschlucken» also einen Grossteil der Details. Wer ein wirklich zukunftssicheres Gerät kaufen will, muss auf die Auflösung von 1920 x 1080 Pixel achten. Solche Modelle sind aber noch selten und meist über 3000 Franken teuer.
Unklar ist, mit welchen Film-DVDs die hochauflösenden Displays dereinst gefüttert werden sollen. Im Augenblick gibt es hochauflösende Filmscheiben nur im Windows-Format, das heisst, zum Abspielen benötigt man einen PC. Die Industrie streitet sich, ob für die nächste DVD-Generation der Standard «HD-DVD» oder «Blue-Ray» verwendet werden soll.
Wer also sein Weihnachtsbudget für einen Grossbildfernseher investieren will, kann mit Abwarten viel Geld sparen. Im nächsten Jahr werden «echte HD-Fernseher» zu günstigeren Preisen erwartet. Und solange aus der heimischen TV-Dose eh nur PAL mit einer Auflösung von 575 x 720 Bildpunkten kommt, tut es vielleicht auch ein günstigeres Modell.