«Spannende Ausflüge in die Stromwelt» ­verspricht der Verband Schweizerischer ­Elektrizitätsunternehmen in einer kürzlich ­verbreiteten Medienmitteilung. Der Branchenverband hat eine interaktive Karte der Schweizer Kraftwerke, die für Besuche ­offenstehen, ins Internet gestellt – und zwar auf seiner «Website für Lehrpersonen», Poweron.ch. Die Karte soll «die Ausflugs­planung einfach machen».

Auf Poweron.ch gibts aber noch viel mehr: Die Site bietet Begriffserläuterungen, Links und vor allem diverse Dossiers zum Thema Strom mit Unterrichtsmaterialien für jede Schulstufe. Das macht neugierig: Was stellt die Stromlobby den Lehrpersonen und damit den Schülerinnen und Schülern wohl für Informationen zu aktuellen Themen wie Atomausstieg und Energiewende zur ­Verfügung?

Die Antwort ist einfach: keine. Tschernobyl und Fukushima etwa finden auf Poweron.ch nicht statt. Dafür erklärt Kurt Rohrbach vom Energieriesen BKW in einem Interview, warum sich die Stromkonzerne BKW und Axpo mit Rahmenbewilligungsgesuchen darum bemühen, die Alt-Reaktoren Beznau und Mühleberg nach der Stilllegung durch neue AKWs ersetzen zu können.

Rohrbach war damals noch BKW-Chef. Die Bewilligungsgesuche waren noch ernst zu nehmen. Und das Fukushima-Desaster stand noch bevor. All das trifft heute nicht mehr zu. Poweron.ch ist also, gelinde gesagt, nicht gerade auf dem neusten Stand – und das übrigens auch in anderen Bereichen. Den Machern scheint es irgendwie ein bisschen an Power zu fehlen.

Deshalb finden Lehrerinnen und Lehrer, die in ihren Klassen aktuelle energiepolitische Fragen erörtern wollen, auf Poweron.ch wenig Input. Sie können die «Website für Lehr­personen» der Stromlobby links liegen lassen. Und das ist eigentlich ganz gut so.