Post verpatzte das Eröffnungs-Fest
Inhalt
K-Tipp 15/2001
19.09.2001
Einladung wie unadressierte Reklame behandelt
Viele Oerliker erfuhren nichts von der Eröffnung des neuen Quartierzentrums. Die Post verteilte das Programm nicht in alle Briefkästen.
Gery Schwager gschwager@ktipp.ch
Fritz Blocher wähnte sich im falschen Film: Immer zahlreicher trafen beim Leiter des neuen Quartierzentrums in der ehemaligen Oerliker Telefonzentrale («Tezet») Meldungen verärgerter Quartierbewohnerinnen und -bewohner ein. Die Leute ...
Einladung wie unadressierte Reklame behandelt
Viele Oerliker erfuhren nichts von der Eröffnung des neuen Quartierzentrums. Die Post verteilte das Programm nicht in alle Briefkästen.
Gery Schwager gschwager@ktipp.ch
Fritz Blocher wähnte sich im falschen Film: Immer zahlreicher trafen beim Leiter des neuen Quartierzentrums in der ehemaligen Oerliker Telefonzentrale («Tezet») Meldungen verärgerter Quartierbewohnerinnen und -bewohner ein. Die Leute beschwerten sich darüber, dass sie das erste Programmheft des neuen Zentrums, dem ein Faltblatt zum Eröffnungsfest beigeheftet war, nicht erhalten hatten.
Dabei hätte die Post die «Tezet»-Broschüre sämtlichen Haushalten in Zürich-Oerlikon zustellen sollen. Davon war Fritz Blocher jedenfalls ausgegangen, als er vom so genannten Promopost-Angebot des Gelben Riesen für Sendungen ohne Adresse Gebrauch machte - zumal es sich bei der Broschüre ja nicht um kommerzielle Werbung handelte. Doch der «Tezet»-Leiter hatte sich getäuscht.
Von Ausnahmen abgesehen verteile man unadressierte Post eben nur in jene Briefkästen, die nicht mit einem Kleber «Stopp - keine Werbung» versehen seien, beschied ein Mitarbeiter der Poststelle Oerlikon Blocher auf Anfrage. So stehts auch in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen «Promopost».
Bloss: «Bei der Auftragserteilung hat die Post uns darüber nicht informiert», kritisiert «Tezet»-Leiter Blocher. Das sei «ein schwer wiegendes Versäumnis». Wegen der lückenhaften Verteilung durch die Post habe man schätzungsweise 40 Prozent der Quartierbevölkerung nicht erreicht. «Zudem ist dem ?Tezet? durch diese Panne gleich beim Start ein grosser Imageschaden entstanden.»
Der Amtsleiter der Poststelle Oerlikon räumte in einem Schreiben an Blocher ein, dass die Post gewisse nicht kommerzielle Sendungen von breitem öffentlichem Interesse auch in Briefkästen mit Stopp-Kleber verteile. Und er versprach: «Selbstverständlich werden wir Ihren nächsten Aussand als eine Information für die ganze Bevölkerung betrachten und in alle Briefkästen zustellen.»
Von einer Entschädigung für die verpatzte Verteilung der «Tezet»-Eröffnungsbroschüre war jedoch nicht die Rede. Erst nachdem der K-Tipp sich eingeschaltet hatte, ging die Post nochmals über die Bücher. Jetzt offeriert sie dem «Tezet», das nächste Programmheft lückenlos in alle Briefkästen zu verteilen und dafür nur den günstigeren Netto-Versandpreis zu verrechnen. Allerdings «ohne jegliches Präjudiz», wie Post-Sprecher Oliver Flüeler anzufügen sich beeilt.
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Unadressierte Post im Kasten: Der Stopp-Kleber gilt nicht immer
Grundsätzlich stecken sowohl die Post als auch private Verteilunternehmen unadressierte Sendungen nicht in Briefkästen, an denen ein Kleber mit der Aufschrift «Stopp - keine Werbung» angebracht ist. Alle machen aber Ausnahmen. So verteilt zum Beispiel die Post auf Wunsch des Kunden folgendes Material in sämtliche Briefkästen:
- Sendungen von Behörden, Verwaltungen und öffentlichen Unternehmen, sofern diese nicht vorwiegend kommerzielle Zwecke verfolgen
- amtliche Publikationsorgane
- Sendungen von politischen Parteien
- Sendungen von überparteilichen Komitees, die in einem konkreten Zusammenhang stehen mit bevorstehenden Wahlen oder Abstimmungen
- andere Sendungen nicht kommerzieller Natur, die dem Informationsbedürfnis einer breiten Öffentlichkeit entsprechen
Im Übrigen aber respektiere man den Stopp-Kleber sehr wohl, beteuern alle angefragten Verteilfirmen. Das gehöre quasi zum Ehrenkodex, sagt Max Akermann, der in der Fachgruppe «Vertragung» des Schweizerischen Direktmarketing-Verbandes den Vorsitz führt.