Comparis im Internet Die Zahlungen der Anbieter beeinflussen Resultate der Vergleiche
Die Tarifvergleiche auf der Comparis-Seite im Internet sind nicht neutral. Etliche Ergebnisse hängen davon ab, ob die beteiligten Firmen Geld an Comparis zahlen.
Ernst Meierhofer emeierhofer@k-tip.ch
Die Inserate der Firma Comparis mit dem langen «Ahaaaaaaaaa» auf hellgrünem Grund sind derzeit nicht zu übersehen. Man müsse nur «comparis.ch» anklicken und schon finde man beispielsweise bei der Krankenkasse «mit Sicherheit das beste Angebot».
Auch andere Werbeaussagen sind nicht gerade bescheiden. Auf der Comparis-Seite könne man Prämien sparen, hier gebe es «umfassende, konsumentengerechte Vergleiche», Comparis schaffe «Markttransparenz im Dienste des Konsumenten» und die Internet-Benützer stünden dabei «im Mittelpunkt».
Tatsache ist aber: Die Resultate hängen in etlichen Fällen davon ab, ob die jeweiligen Krankenkassen, Banken oder sonstigen Anbieter bereit sind, der Comparis Geld zu zahlen.
Zum Beispiel bei der obligatorischen Grundversicherung der Krankenkasse. Wer dort einen Prämienvergleich abruft und gleichzeitig den Rabatt des Sparsystems Hausarztmodell miteinbeziehen will, bekommt nur Angaben über jene Kassen, die der Comparis Geld geben.
Folge: Für Uzwil SG etwa tauchen im Prämienvergleich mit Hausarztsystem nur gerade sechs Kassen auf, nicht aber beispielsweise die KPT, die im Kanton St. Gallen ebenfalls ein Hausarztsystem führt - aber nicht bereit ist, der Comparis einen Obolus zu entrichten.
Und so ist der Geldfluss organisiert: Bei etlichen Krankenkassen, die in den Prämienvergleichen auftauchen, findet sich das Feld «Offerte anfordern».
Verlangt nun ein Internet-Surfer via Comparis-Seite eine Offerte der betreffenden Kasse, muss diese Kasse der Comparis für jede einzelne dieser Offertanfragen einen bestimmten Betrag zahlen - und zwar unabhängig davon, ob es zu einem Vertragsabschluss kommt oder nicht.
Comparis kassiert derzeit 28 Franken pro weitergeleitete Anfrage. Dem K-Tip liegen Unterlagen der Comparis vor, in denen sogar von 38 Franken pro verlangte Offerte die Rede ist.
Aus dem Portemonnaie der Prämienzahler
Das zeigt klar: Die Internet-Krankenkassen-Dienstleistung der Comparis ist zu einem wesentlichen Teil mit Prämiengeldern der Versicherten finanziert. In den Geschäftsbedingungen von Comparis heisst es dazu verklausuliert, diese Kassen würden mit Comparis «zusammenarbeiten».
Die Betriebskrankenkasse Heerbrugg ist eine der vielen Kassen, welche mit Comparis «zusammenarbeitet». Sie hat in diesem Jahr gemäss Angaben von Geschäftsführer Josef Hutter bereits rund 530 Anfragen erhalten und dafür rund 14 800 Prämienfranken an Comparis überwiesen - plus MwSt.
Der Verwalter der BKK Heerbrugg stellt mit seinen Zahlungen sicher, dass er in allen Comparis-Prämienvergleichen der Grundversicherung schweizweit immer auftaucht - auch wenn er prämienmässig selten an der Spitze mithalten kann. Andere kleinere Kassen hingegen, die nicht zahlen, tauchen in den Comparis-Vergleichen in der Regel nicht auf.
Zwar bemüht sich die Internet-Firma Comparis gemäss eigenen Angaben, für den Grundversicherungs-Prämienvergleich an jedem Ort auf jeden Fall alle grossen sowie die jeweils günstigste Kasse zu berücksichtigen - unabhängig davon, ob sie zahlen oder nicht.
Daneben gibt es aber noch etliche kleinere Kassen, die zwar nicht die billigsten, prämienmässig jedoch ebenfalls attraktiv sind. Wenn sich diese Kleinkassen die teuren Offertanfragen via Comparis nicht leisten können, tauchen sie in den Vergleichen nicht auf.
Das stört den Branchenverband RVK Rück, dem über 60 kleine und mittlere Krankenkassen angeschlossen sind. «Wir finden es nicht richtig, dass die Versicherer für Anfragen zahlen müssen.» Der RVK Rück empfiehlt den Kassen, für reine Offertanfragen keine Entschädigungen zu zahlen.
Der Clou des Ganzen: Ein Adressverzeichnis der Kassen fehlt auf der Comparis-Site. Wer eine Kasse kontaktieren will, die nichts zahlt, findet weder Telefonnummer noch Post- oder Internet-Adresse. Comparis-Geschäftsführer Richard Eisler sagt dazu, umständliche telefonische Anmeldungen bei Krankenkassen würden nur «hohe administrative Kosten» verursachen. Comparis strebe aber Prozessvereinfachung und Kosteneinsparung an. Die Geschäftsgrundsätze von Comparis seien «mit nur einem Klick von der Einstiegsseite aus zu erreichen», man wolle aber das «Businessmodell» im Detail nicht der Konkurrenz offen legen.
Skeptische Kassen landen auf schlechten Plätzen
Wie stark das Geld die angeblich «umfassenden» Vergleiche beeinflusst, zeigt sich auch bei den Zusatzversicherungen der Krankenkassen. Hier gibt es bedeutende Kassen, die sich schlicht weigern, der Comparis ihre Prämien zur Verfügung zu stellen - und natürlich auch nicht zahlen wollen. Zu ihnen gehören Wincare und CSS. Folge: Wer bei Comparis eine Privatspital-Zusatzversicherung sucht, findet keine Prämien von Wincare und CSS. Diese beiden Kassen tauchen zwar mit ihren Produktenamen auf, aber ohne Prämien - und rutschen in der Rangliste mit dem Preis-Leistungs-Verhältnis deswegen automatisch auf die hintersten Plätze. Und dies, obwohl gerade die Wincare auf dem Gebiet der Spitalzusatzversicherungen attraktive Angebote mit etlichen Wahlmöglichkeiten bietet.
Bei der Wincare hat man gewisse Vorbehalte gegenüber Comparis. «Die Leistungsunterschiede bei den Zusatzversicherungen sind für den Konsumenten nicht ersichtlich.»
Auch bei der CSS ist man auf Comparis nicht gut zu sprechen. Frühere Versuche der Zusammenarbeit hätten «nicht sehr brauchbare Resultate» geliefert.
Ein anderes Beispiel aus dem Gebiet der Zusatzversicherung: Sucht man bei Comparis eine vernünftige Zusatzversicherung für Kinder, die in erster Linie gute Leistungen für die Korrektur von Zahnfehlstellungen bietet, so taucht die KPT überhaupt nicht auf, die Wincare erst am Schluss - obwohl beide Kassen in diesem Punkt gut sind (sie zahlen maximal 10 000 Franken pro Jahr bzw. unbegrenzt). Grund: Diese Kassen weigern sich zu zahlen.
Dafür taucht ganz vorne in der Rangliste die Krankenkasse SBB auf, obwohl sie im Jahr nur maximal 2000 Franken an Zahnstellungskorrekturen zahlt. Aber eben: Die KK SBB «arbeitet» mit Comparis zusammen.
Bei Comparis kann man nicht nur Krankenkassenvergleiche abrufen, sondern auch Vergleiche für viele andere Dienstleistungen. Auch hier hängen die Resultate teils davon ab, ob die Anbieter zahlen oder nicht:
- Wer Telefontarife fürs Festnetz abruft, bekommt in einem ersten Anlauf keine Angaben der Firma Econophone - weil Econophone nicht bereit ist, pro Anmeldung 30 Franken zu zahlen. Sie wäre aber punkto Tarife durchaus bei den Leuten.
- Wer die Konditionen von Sparkonti vergleicht, erhält die Resultate von 7 bedeutenden Banken - und der Basler Kantonalbank, obwohl die Basler dem Konsumenten keine substanziellen Vorteile im Vergleich zur Konkurrenz bieten. Hintergrund: Die Basler Kantonalbank zahlt Comparis für jede Kontaktaufnahme via Comparis-Internet-Seite 30 Franken.
Dafür fehlt die Zurich Invest Bank, die mit 3 Prozent Zins die derzeit wohl besten Sparkonto-Konditionen anbietet. Die Zurich Invest Bank müsste der Comparis nur Geld überweisen - und sie wäre dabei. Dazu ist sie aber nicht bereit.
Werbeversprechen nicht gehalten
Fazit: Wenn Comparis in der Werbung schreibt, man könne auf ihrer Site «mit Sicherheit das beste Angebot finden», so ist das ein Anspruch, den Comparis nicht einhält.
Aus Konsumentensicht unbefriedigend ist auch der Vergleich der Autoversicherungen. Trotz dem Comparis-Motto «Hier kann ich vergleichen und sparen» findet der Internet-Surfer hier gar keine Prämienangaben, sondern nur Punktezahlen, welche die Konditionen der aufgeführten Versicherer benoten.
Die Kritik der Autoversicherer an diesem Vergleich ist denn auch hart. Grundtenor: intransparent und unbrauchbar.
Die Stellungnahme der Elvia fasst die Meinung der Branche gut zusammen: Die Ergebnisse seien «teilweise irreführend», die Punktebewertung aus der Sicht der Konsumenten «nichtssagend», weil sie nicht auf individuelle Bedürfnisse eingehe. «Eine offizielle Kooperation mit Comparis haben wir aufgrund der Qualität des Vergleichs und der hohen Gebühren ausdrücklich abgelehnt.»
Die Verärgerung der Autoversicherer über Comparis liegt auch darin begründet, dass sich die Internet-Firma zu Beginn dieses Jahres ohne Wissen der Versicherer mit Maklern zusammengetan hatte.
Konkret: Weil sich die Autoversicherer weigerten, pro Offertanfrage 30 Franken zu zahlen, schickte die Comparis die Offertanfragen an die beiden freischaffenden Maklerorganisationen AWD und FG Finanz-Service Winterthur. Diese wiederum überwiesen Comparis einen Teil der Provision, falls es zu einem Abschluss kam.
Eine derartige Zusammenarbeit mit Maklern ist jedoch problematisch. Die Gefahr besteht, dass solche Vermittler die Autoversicherung nur als Trittbrett benutzen, um dann den Kunden gezielt Lebensversicherungen anzudrehen, die provisionsmässig für den Vermittler ungleich attraktiver sind.
Grosser Aufwand - banale Fehler
Unter www.comparis.ch können Internet-User Angaben zu Krankenkassen, Telefontarifen, Bankspesen, Hypotheken, Online-Brokern, Autoversicherungen und Lebensversicherungen abrufen.
Die Vergleiche sind zum Teil sehr aufwändig gestaltet und erfordern eine ständige Aktualisierung - die offenbar auch bei banalsten Angaben zum Problem wird. Beispiel: Am 22. Oktober waren bei den Sparkontozinsen 3 von 8 Angaben falsch.
Finanziert wird Comparis zu einem grossen Teil von Anbietern, die für jeden Kunden-Kontakt, der via Comparis zu Stande kommt, einen bestimmten Betrag an Comparis zahlen. Für den Internet-User ist der Dienst gratis.