Prämienrunde: Jetzt trifft es die Autofahrer
Ab 2003 kostet die Autohaftpflicht-Versicherung mehr. Ein Prämienvergleich zeigt: Die Unterschiede zwischen den Gesellschaften sind nach wie vor gross.
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K-Tipp 20/2002
27.11.2002
Ernst Meierhofer emeierhofer@ktipp.ch
Ende November erhalten die meisten Autohalter die Rechnung für ihre Police - und reiben sich verwundert die Augen. Wie Rösly Steiner aus Basel: Sie ist bei der Basler versichert und muss im nächsten Jahr 18 Prozent mehr zahlen.
In Extremfällen können die Prämiensteigerungen 35 Prozent ausmachen.
- Betroffen ist in erster Linie die Autohaftpflicht-Versicherung. Einzelne Gesellschaften heben gleichzeitig auch die Tarife für die Teil- oder Vollkaskoversicherung ...
Ende November erhalten die meisten Autohalter die Rechnung für ihre Police - und reiben sich verwundert die Augen. Wie Rösly Steiner aus Basel: Sie ist bei der Basler versichert und muss im nächsten Jahr 18 Prozent mehr zahlen.
In Extremfällen können die Prämiensteigerungen 35 Prozent ausmachen.
- Betroffen ist in erster Linie die Autohaftpflicht-Versicherung. Einzelne Gesellschaften heben gleichzeitig auch die Tarife für die Teil- oder Vollkaskoversicherung an, allerdings nicht im gleichen Ausmass wie bei der Haftpflicht.
- Meist wird die Erhöhung auf den 1. Januar 2003 wirksam, weil bei sehr vielen Policen das Versicherungsjahr mit dem Kalenderjahr identisch ist. Es gibt aber auch Policen, die während des Jahres neu zur Zahlung fällig werden. Hier kommt die Prämienerhöhung später.
- Viele Gesellschaften verteuern bei der Autohaftpflicht sämtliche Policen - wie die Mobiliar, wo die Erhöhung für den ganzen Bestand im Schnitt 17 Prozent ausmacht.
- Andere passen die Prämien nur bei einem Teil des Bestandes an - etwa bei jüngeren oder ausländischen Lenkern. Bei Generali und Vaudoise zum Beispiel trifft es nur ein Drittel der Kunden.
- Einige wenige Gesellschaften sehen keinen Anlass für eine Prämienrunde. Die Coop Versicherung etwa «beglückt» nur 1 bis 2 Prozent der Kunden mit einer höheren Rechnung. Auch die Allianz verschickt den bestehenden Kunden jetzt keinen derartigen Bescheid, weil sie im Februar 2003 mit einem neuen Produkt auf den Markt kommt.
- Das heisst aber nicht, dass bei diesen Gesellschaften die Prämien insgesamt stabil bleiben. Die Branche hat es nämlich in der Hand, bei jeder Mutation versteckt einen neuen Tarif anzuwenden.
Konkret: Wechselt ein Halter das Fahrzeug, erhält er einen neuen Vertrag - und damit meist auch eine höhere Prämie. Das lässt die meisten Kunden aber im Unklaren, weil sie ja nicht abschätzen können, wie weit das neue Fahrzeug - oder eben eine Tarifanpassung - die höhere Prämie verursacht.
Die Prämien werden massgeschneidert
Damit ist eine Besonderheit der Autoversicherung angesprochen: Die Prämie ist auf jeden einzelnen Kunden persönlich zugeschnitten. Die wichtigsten möglichen Kriterien sind Alter, Fahrpraxis nach der Prüfung, Geschlecht, Beruf, Nationalität, Wohnort, Fahrkilometer pro Jahr und Autotyp.
Folge: Prämienvergleiche sind schwierig. Auch die Prämienbeispiele sind nur Grössenordnungen, die genau auf die drei definierten Fahrertypen mit dem jeweiligen Auto passen.
Weil jeder Versicherer die erwähnten Kriterien unterschiedlich gewichtet, ist die korrekte Prämie nur zu eruieren, indem man bei mehreren Anbietern konkrete Offerten einholt.
Kommt dazu, dass der offerierte Frankenbetrag auch noch von der gewährten Bonusstufe abhängt.
Genau dieses Offerten-Einholen ist jetzt angesagt. Denn eine Prämienerhöhung bietet Gelegenheit, bei der jetzigen Versicherung zu kündigen und eine günstigere Lösung anzufahren.
Das genaue Kündigungsprozedere sieht so aus:
- Damit die neue Prämie auf den 1. Januar 2003 in Kraft treten kann, muss sie der Versicherer dem Kunden 25 Tage vorher mitgeteilt haben. Der Brief muss also
spätestens am 6. Dezember beim Kunden eingetroffen sein. Kommt er später, ist die Prämienerhöhung um ein Jahr aufgeschoben.
- Versicherte mit Prämienerhöhung haben bis Ende Jahr Zeit zu kündigen. Der Brief muss am 31. Dezember 2002 bei der Versicherung eingetroffen sein. Schicken Sie ihn also früh genug und eingeschrieben ab.
Schliessen Sie nur Einjahresverträge ab!
- Sie können die ganze Police kündigen, also auch die Kaskoversicherung, falls nur die Haftpflicht teurer wird.
- Diese Ausstiegsmöglichkeit infolge Prämienerhöhung gilt auch, wenn Sie an einen langfristigen Vertrag - beispielsweise für fünf Jahre - gebunden sind.
- Ein Wechsel der Haftpflichtversicherung hat zur Folge, dass das Strassenverkehrsamt einen neuen Ausweis ausstellen muss. Das kostet je nach Kanton zwischen 30 und 50 Franken.
Das müssen Sie beachten, wenn Sie Prämienofferten einholen:
- Halten Sie sich beim Ausfüllen des Fragebogens genau an die Wahrheit - insbesondere bei der Frage nach dem häufigsten Lenker sowie nach den bisherigen Schadenfällen.
- Betrachten Sie den Bonus als Verhandlungssache. Die Prämienübersicht auf Seite 9 zeigt gerade beim Junglenker (er hat den Ausweis seit 2 Jahren), dass einige Gesellschaften beim Bonus kneifen, andere hingegen ein grosszügiges Anfangsgeschenk machen.
- Achten Sie darauf, ob in den offerierten Prämien die gesetzlichen Abgaben inbegriffen sind.
- Prüfen Sie bei der Wahl der Gesellschaft die Ausgestaltung des Bonus-Malus-Systems. Und fragen Sie, ob der Bonusschutz inbegriffen oder nur gegen Aufpreis erhältlich ist. Bonusschutz heisst: Nach einem Unfall steigt die Prämie nicht, weil die Bonusstufe unverändert bleibt.
- Klären Sie ab, ob die Gesellschaft bei Grobfahrlässigkeit auf Kürzungen der Leistungen verzichtet.
- Schliessen Sie nur Einjahresverträge ab.
- Falls Sie ein guter Kunde Ihres Autoversicherers sind, sollten Sie ihm günstigere Offerten der Konkurrenz vorlegen. «Nicht selten lässt die Gesellschaft mit sich reden», weiss Nicola Waldmeier vom VZ Vermögens- Zentrum in Zürich.
- Oft sparen Sie am meisten, wenn Sie die Haftpflicht- und die Kaskoversicherung bei verschiedenen Anbietern versichern.
Tipp: Einen kostenlosen individuellen Prämienvergleich erhalten Internet-Benutzer über den Vergleichsdienst www.comparis.ch - derzeit von acht Gesellschaften.