«Preisanschrift hat eine kleine Bedeutung»
Für die K-Tipp-Leser ist klar: Die Preise gehören aufs Produkt. Das sieht Migros-Chef Herbert Bolliger ganz anders: Die Kunden würden stärker auf das Preis-Leistungs-Verhältnis achten.
Inhalt
K-Tipp 06/2009
22.03.2009
Letzte Aktualisierung:
24.03.2009
Daniel Jaggi
K-Tipp: Herr Bolliger, die Migros erhält als erstes Unternehmen den Prix K-Tipp. Sind Sie stolz auf diese Auszeichnung?
Herbert Bolliger: Solche Auszeichnungen zeigen, dass unsere Anstrengungen anerkannt und geschätzt werden.
Die K-Tipp-Leser haben so entschieden, weil die Migros als einzige Detailhändlerin die Preise auf den Artikeln anschreibt. Ist das für Sie eine Verpflichtung?
Hierzu gibt es unte...
K-Tipp: Herr Bolliger, die Migros erhält als erstes Unternehmen den Prix K-Tipp. Sind Sie stolz auf diese Auszeichnung?
Herbert Bolliger: Solche Auszeichnungen zeigen, dass unsere Anstrengungen anerkannt und geschätzt werden.
Die K-Tipp-Leser haben so entschieden, weil die Migros als einzige Detailhändlerin die Preise auf den Artikeln anschreibt. Ist das für Sie eine Verpflichtung?
Hierzu gibt es unterschiedliche Meinungen. Eine Untersuchung bei 120’000 Kundinnen und Kunden zeigt: Bei der Wahl des Einkaufsortes hat dies eine sehr kleine Bedeutung. Es ist also nicht mehr entscheidend, ob der Preis am Regal oder auf dem Produkt steht.
Aber als Coop vor Jahren ihre Preise nur noch an den Regalen anschrieb, ging eine Welle der Entrüstung durchs Land.
Das stimmt. Aber wir mussten feststellen, dass Coop in dieser Zeit stärker gewachsen ist als die Migros. Eigentlich hätten wir erwartet, dass Coop deshalb Kunden verliert. Das hat mich ernüchtert.
Wenn Sie selbst einkaufen, sind Sie dann nicht froh, wenn die Preise auf dem Produkt stehen? Das ist doch eine Entscheidungshilfe?
Nein. Ich kaufe in der Migros ein, weil ich weiss, dass das Preis-Leistungs-Verhältnis bei jedem Produkt stimmt. So denkt übrigens auch der grösste Teil unserer Kunden…
Sie schauen also gar nicht auf den Preis?
Ich achte auf die Produktegruppe. Bei einem Sélection-Artikel ist klar, dass der Preis höher ist, und bei einem M-Budget-Produkt wiederum ist er tiefer. Aber in beiden Fällen zahlt man einen fairen Preis.
Der K-Tipp weiss, dass die Preisauszeichnung auf den Migros-Produkten schon Ende März fallen soll.
Es ist richtig, dass das Thema uns schon länger beschäftigt. Es wurde aber in letzter Zeit dringlicher, weil es zu mehr Preisbewegungen, beispielsweise wegen der Rohstoffpreise, aber auch wegen des Wettbewerbs, gekommen ist.
Wenn der Preis nicht mehr auf dem Produkt steht, kann der Konsument gar nicht mehr kontrollieren, ob an der Kasse richtig abgerechnet wurde.
Es ist klar, dass das an der Kasse mit hundertprozentiger Sicherheit klappen muss. Diese Sicherheit können wir aber gewährleisten.
Eine repräsentative Umfrage des K-Tipp zeigt aber: 70 Prozent der Konsumenten wollen die Preise am Produkt.
Das kann ich nachvollziehen. Schön wäre, alle diese Leute würden nur bei uns einkaufen. Tun sie aber nicht. Und bedenken Sie, die Produzenten von Markenartikeln verlangen von uns für das Aufdrucken einen Mehrpreis, den die Konsumenten zahlen müssen.