Raue Sitten an der Muldenfront
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K-Tipp 10/2002
15.05.2002
Die seltsamen Methoden der Otto Moor AG
Der Kunde wollte die Abfallmulde nicht bar, sondern gegen Rechnung bezahlen. Da sah man beim Muldenservice Otto Moor rot und nahm den Mann in den Schwitzkasten.
Markus Kellenberger mkellenberger@ktipp.ch
Kurt Holzer, Geschäftsführer des Muldenservice Otto Moor in Lyss BE, bezeichnet sich selber als Polteri. Kunden, die ihm suspekt sind, bekommen das schnell zu spüren - zum Beispiel mit deftig formulierten Mahnschreib...
Die seltsamen Methoden der Otto Moor AG
Der Kunde wollte die Abfallmulde nicht bar, sondern gegen Rechnung bezahlen. Da sah man beim Muldenservice Otto Moor rot und nahm den Mann in den Schwitzkasten.
Markus Kellenberger mkellenberger@ktipp.ch
Kurt Holzer, Geschäftsführer des Muldenservice Otto Moor in Lyss BE, bezeichnet sich selber als Polteri. Kunden, die ihm suspekt sind, bekommen das schnell zu spüren - zum Beispiel mit deftig formulierten Mahnschreiben.
«Glaubten Sie wirklich wir seien blöd», schrieb er nebst weiteren, eher undiplomatischen Formulierungen Daniel Lüscher aus Trimstein BE. Grund: Lüscher hatte bei der Firma Moor eine Abfallmulde bestellt und auch bekommen. Als der Chauffeur sie zur Entsorgung abholen wollte, weigerte sich der Kunde, den Betrag bar zu zahlen und verlangte eine Rechnung.
Für Holzer, der in ähnlichen Fällen schon schlechte Erfahrungen gemacht hatte, war sofort klar: «Der will meine Firma um ihr Geld bringen.» Lüscher war perplex - und wurde seinerseits bockig. «Wer so ungehobelt mit mir umspringt, der wartet gefälligst ein Weilchen.» Da sind zwei harte «Bärner Gringe» aufeinander gestossen. Kein Wunder, drohte die Situation in den letzten Tagen zu eskalieren. Holzer: «Wenn der nicht sofort zahlt, schütte ich ihm die Mulde vor die Haustüre!» Lüscher: «Der soll nur kommen!»
Daniel Rüetschi vom Muldentelefon Schweiz - rund 40 Entsorgungsbetriebe sind dort angeschlossen - ist ob des Dramas ein bisschen erschüttert. «Das ist nicht der übliche Umgangston in unserer Branche», meint er.
Allerdings habe er bei allen Vorbehalten gegenüber dem gewählten Weg für die Firma Otto Moor auch ein wenig Verständnis. «Schliesslich zahlt jeder fünfte Kunde schlecht bis gar nicht», sagt Rüetschi. «Da kann es einem Unternehmer schon mal den Deckel lüpfen.»
Um solches zu vermeiden, verlangen die Mitglieder des Muldentelefons von Neukunden grundsätzlich Depotzahlungen bis zu 800 Franken. «Kann jemand das Depot nicht bezahlen», sagt Daniel Rüetschi, «stellen wir ihm auch keine Mulde vors Haus.»
Otto Moor ist am Muldentelefon jedoch nicht beteiligt. Im Falle «Holzer kontra Lüscher» kommt der Ratschlag also zu spät.
Doch lieber spät als nie, denn in der Region Bern ist wieder Frieden eingekehrt. Dank der Vermittlung des K-Tipp haben Holzer und Lüscher das Kriegsbeil im letzten Moment begraben - wahrscheinlich in einer Spezialmulde für Abrüstungsschrott.
Minimulde aus Kunststoff
- Beratung und Preisauskünfte erhalten Sie beim Muldentelefon 0800 818 717. Unter dieser Telefonnummer können Sie auch Mulden bestellen.
- Ihre Wohngemeinde informiert Sie über lokale Entsorgungsmöglichkeiten wie Sperrgutabfuhr und Recyclingfirmen.
- Für Kleinmengen (gemischte Abfälle) bis zu 1 m3 ist seit diesem Monat eine Minimulde aus Kunststoff erhältlich. Sie wird zusammengefaltet per Post geliefert und kostet inklusive Abtransport pauschal 200 Franken. Zu bestellen über www.bigbag.ch oder Telefon 0800 244 244.