Rehpfeffer aus «Fallwild»
Inhalt
K-Tipp 19/2001
14.11.2001
Über die Hälfte des bei uns als «Jagdwild» verkauften Wildbrets stammt aus ausländischen Zuchtbetrieben. Gleichzeitig kommen die Kadaver überfahrener Rehe als einheimisches Jagdwild auf den Tisch.
Ein leckerer Rehpfeffer oder ein saftiges Hirschschnitzel ist eine Gaumenfreude. Gerade in Restaurants werden die Herbstspezialitäten so angepriesen, als würde der Jäger mit dem erlegten Tier aus dem Wald direkt in die Küche spazieren. Die Realität sieht weniger romantisch aus...
Über die Hälfte des bei uns als «Jagdwild» verkauften Wildbrets stammt aus ausländischen Zuchtbetrieben. Gleichzeitig kommen die Kadaver überfahrener Rehe als einheimisches Jagdwild auf den Tisch.
Ein leckerer Rehpfeffer oder ein saftiges Hirschschnitzel ist eine Gaumenfreude. Gerade in Restaurants werden die Herbstspezialitäten so angepriesen, als würde der Jäger mit dem erlegten Tier aus dem Wald direkt in die Küche spazieren. Die Realität sieht weniger romantisch aus.
Die Jäger schiessen in der Schweiz zwischen 30 000 und 40 000 Rehe pro Jahr. Viel zu wenige für den einheimischen Konsum. Woher kommt das übrige Wildbret?, fragte sich die Stiftung für Konsumentenschutz und ging auf die Pirsch.
In Restaurants und in Läden wurde die SKS nicht fündig. Der Gast wird über die Herkunft des Wildfleisches meist nicht informiert. Im Laden suchen die Konsumentinnen und Konsumenten vergeblich nach einer Herkunftsdeklaration.
Das ist auch nicht erstaunlich. Denn welcher Gastwirt und welcher Metzger gibt schon gerne zu, dass er so genanntes «Fallwild» serviert oder verkauft. Dieses wird nicht mit einem Jagdgewehr zur Strecke gebracht, sondern das Fleisch stammt von Tieren, die mit dem Kotflügel erlegt wurden.
In der Schweiz werden jedes Jahr über 10 000 Rehe bei Unfällen getötet. Diese Tierkadaver kommen dann als einheimisches «Jagdwild» von der Strasse auf den Teller, berichtete die Radio-Sendung «Espresso».
Doch auch dieses Fallwild reicht für den Schweizer Konsum noch nicht aus. Mehr als die Hälfte des hier konsumierten Wildbrets stammt aus dem Ausland - zum Beispiel aus Australien oder Neuseeland. Obwohl das Fleisch in grossen Zuchtbetrieben produziert wurde, wird es in der Schweiz pauschal als «Wild» verkauft oder serviert. Die Stiftung für Konsumentenschutz fordert den Bundesrat auf, entsprechende gesetzliche Regelungen zu erlassen.
Wie beim übrigen Fleisch muss auch beim Wild das Herkunftsland angegeben werden. Und was nicht von Jägerhand stirbt, darf in Zukunft auch nicht mehr als «Jagdwild» den Konsumentinnen und Konsumenten angeboten werden.
Matthias Nast