Reinfall mit Gratisautos

Die Firma SAW stellte Spitex-Organisationen kostenlose Personenwagen zur Verfügung. Jetzt müssen die Vereine alles selber zahlen, weil die SAW praktisch Pleite ist.

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K-Tipp 14/2009

13.09.2009

Letzte Aktualisierung:
11.06.2015

Ernst Meierhofer

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Suzuki Jimny heisst der Geländewagen, mit dem die Spitex Flühli-Sörenberg zu ihren Patienten fährt. Wenn alles wie geplant liefe, müsste Spitex-Präsident Martin Lipp dafür nichts zahlen. Denn das Auto wurde ihm von der SAW Sport- und Aussenwerbung AG gratis zur Verfügung gestellt. Dafür ist es mit Werbeflächen vollgepflastert, für die lokale Gewerbetreibende viel Geld gezahlt haben.

Doch bei der SAW läuft zurzeit nichts mehr wie geplant. Sie hat die Autos geleast, zahlt aber für den Suzuki Jimny keine Leasingraten mehr. Jetzt muss Martin Lipp der Leasingfirma GE Capital Solutions den Jimny für 9098 Franken abkaufen – sonst holt ihn die Leasingfirma ab. Auch andere Spitex-Vereine haben Probleme mit SAW-Fahrzeugen. Die Spitex Mittleres Fricktal zum Beispiel sieht sich ebenfalls gezwungen, der Leasingfirma das Auto abzukaufen.

Bei der Spitex der Region Bern Nord (Rebeno) ist die Unzufriedenheit ebenfalls gross. Bei der Betriebsleitung heisst es: «Mit der SAW wollen wir nichts mehr zu tun haben.» Die umfangreichen Unterlagen, die dem K-Tipp vorliegen, zeigen, dass Spitex-Vereine und andere Empfänger von Gratis-Autos schon seit Jahren über Probleme mit der SAW klagen.

Bei der Züri-Pflege stand eines Tages gar die Polizei vor der Tür, um die Autoschilder abzuholen. Die SAW hatte die Versicherung nicht gezahlt. Zudem steht ein Fahrzeug der Züri-Pflege seit sechs Monaten bei einem Garagisten, weil die SAW dessen Rechnung nicht begleicht.

Das dürfte die Gewerbetreibenden ärgern, die Werbefelder gekauft haben in der Hoffnung, dass das Fahrzeug täglich auf den Strassen unterwegs ist und gesehen wird. Die IVB Behindertenselbsthilfe beider Basel hat aktuell drei SAW-Fahrzeuge im Einsatz. Geschäftsführer Markus Schneiter: «Seit einem Jahr zahlen wir alles selber.» Die SAW ist auch im Nachbarland Österreich tätig. Doch der Obmann des Krankenpflegevereins Altach klagt, die Versicherungsprämien seien nur «schleppend» gezahlt worden.

Auf der Homepage der SAW ist ein Presseartikel zu finden, der betont, das «Finanzierungsmodell habe sich in der Schweiz schon vielfach bewährt». Das hat sich in der Zwischenzeit als falsch erwiesen. Im Mai 2009 hat die SAW Nachlassstundung erhalten; der Fall liegt jetzt beim Konkursgericht. SAW-Direktor X. Y hat die Fragen des K-Tipp nicht beantwortet.

Die Branche hat ein schlechtes Image

Firmen, die sozialen Institutionen ein Auto schenken, geben immer wieder zu Reklamationen Anlass. Nebst der SAW existieren in der Schweiz weitere Firmen, die Heimen und Vereinen Gratis-Fahrzeuge geben und dafür beim lokalen Gewerbe Anzeigengelder kassieren. Über die Firma Promobil berichtete der K-Tipp in Ausgabe 12/09. Deren Chef Beat Jäger betreibt das gleiche Geschäftsmodell auch mit den Firmen PMS Öffentlichkeitswerbung sowie Fortuna Sportwerbung.

Dann gibt es noch die Car Mobil + Medien in Stein am Rhein SH. Heimleiterin Margrit Grüninger aus Lengnau BE schreibt: «Wir haben einen Gratis-Bus von dieser Firma – und sind sehr unzufrieden. Er ist von oben bis unten mit Werbeaufschriften versehen, und wir erhielten nur ein Occasionsfahrzeug, das in keiner Weise behindertengerecht eingerichtet war.

Als Heim-Bus befriedigt das Auto keineswegs. Zudem müssen wir es mit sieben anderen Heimen teilen. Von den Werbetreibenden erfuhren wir, dass die Vertreter der Car Mobil + Medien sehr aggressiv auftraten und die Werbeflächen mit falschen Angaben und Versprechen verkauften. Alles in allem hatten wir mehr Frust als Lust.» Die Firma Car Mobil + Medien wollte zu den Vorwürfen nicht Stellung nehmen.

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