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K-Tipp 16/2001
03.10.2001
Allergikerinnen sind gefährdet
Im Nagelhärter Trind Nail-Repair hats pro Fläschchen 250 Milligramm Formaldehyd. Das kann Allergien auslösen. Und es macht Behörden hellhörig.
Gery Schwager gschwager@ktipp.ch
Marion Lötscher aus Opfikon ZH rieb sich ungläubig die Augen: «Enthält 2,5 Prozent Formaldehyd», las sie auf der Etikette des Nagelhärters Trind Nail-Repair, den sie kurz zuvor für rund 22 Franken in einer Parfümerie gekauft hatte.
Allergikerinnen sind gefährdet
Im Nagelhärter Trind Nail-Repair hats pro Fläschchen 250 Milligramm Formaldehyd. Das kann Allergien auslösen. Und es macht Behörden hellhörig.
Gery Schwager gschwager@ktipp.ch
Marion Lötscher aus Opfikon ZH rieb sich ungläubig die Augen: «Enthält 2,5 Prozent Formaldehyd», las sie auf der Etikette des Nagelhärters Trind Nail-Repair, den sie kurz zuvor für rund 22 Franken in einer Parfümerie gekauft hatte.
«In der heutigen Zeit, in der man weiss, wie giftig dieser Stoff ist, sollte man Produkte mit Formaldehyd verbieten», ärgert sich Lötscher. Die Herstellung solcher Kosmetikartikel sei schlicht unverantwortlich.
Tatsächlich ist Formaldehyd eine problematische Substanz. «Kosmetika mit einem Formaldehyd-Anteil von 2,5 Prozent sind bei sensibilisierten Personen potenziell allergieauslösend», stellt Frank Nestlé, leitender Arzt an der Dermatologischen Klinik des Zürcher Unispitals, klar.
In der Schweiz gelten Kosmetikprodukte, deren Formaldehyd-Gehalt 0,2 Prozent übersteigt, bereits als pharmazeutische Mittel. Um sie legal auf den Markt zu bringen, müssen sie bei der Interkantonalen Kontrollstelle für Heilmittel (IKS) registriert sein, wie Anna Barbara Wiesmann vom Bundesamt für Gesundheit erläutert. Beim Nail-Repair-Fläschchen, das Marion Lötscher gekauft hat, fehlt sowohl auf der Verpackung als auch auf der Etikette die IKS-Nummer. Diese Nummer müsste im Falle einer Registrierung da aber zu lesen sein. Befindet sich Trind Nail-Repair also illegal auf dem Schweizer Markt?
Philippe Perret von der Vertriebsfirma PHP Distribution Sélective in Carouge GE winkt ab. Bei Trind Nail-Repair handle es sich um einen Nagelhärter, der in der Schweiz bis vor drei Jahren unter dem Namen Trend Nail-Repair verkauft worden sei - damals allerdings noch von einer anderen Vertriebsfirma. Und diese habe es offenbar versäumt, nach dem Namenswechsel von Trend zu Trind bei der IKS eine Neuregistrierung zu beantragen.
Wohl auch aus diesem Grund habe der holländische Hersteller des Nagelhärters die Verträge mit dieser Vertriebsfirma gekündigt, so Perret weiter. Der PHP Distribution Sélective als Nachfolgerin sei es nach längeren Anstrengungen schliesslich gelungen, eine neue IKS-Registrierungsnummer zu erhalten. Perret: «Seit dem 1. September dieses Jahres werden sämtliche Trind-Nail-Repair-Nagelhärter mit der neuen IKS-Nummer ausgeliefert.»
Bloss: Die IKS kann das so nicht bestätigen. «Das Präparat Trind Nail-Repair ist bei uns zurzeit nicht registriert. Die nötigen Schritte wurden eingeleitet», hält IKS-Sprecherin Monique Helfer fest. Genauere Auskünfte seien wegen des Amtsgeheimnisses nicht möglich.
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Im Internet finden Sie Infos zu Heilmitteln, die bei der IKS registriert sind, unter: www.iks.ch/MedDB/ IVOFrameset_D.asp
Formaldehyd - Allergische Symptome treten manchmal erst nach einiger Zeit auf
Formaldehyd dient in Kosmetika primär als Konservierungsstoff. Allerdings wird es zunehmend durch andere Substanzen ersetzt.
Laut Frank Nestlé, leitender Arzt an der Dermatologischen Klinik des Zürcher Unispitals, ist Formaldehyd «eines der häufigsten Kontaktallergene». Bei wiederholter Berührung können allergische Reaktionen auch erst mit der Zeit auftreten. Nestlé bestätigt ferner, dass im Fall eines Nagelhärters wie des Trind Nail-Repair, dessen Formaldehyd-Anteil 2,5 Prozent beträgt, nicht nur im Bereich der Fingernägel Allergiesymptome zu befürchten seien. Sie können auch rund um die Augen oder sonstwo im und am Körper auftreten, wenn jemand sich die Augen reibt oder Formaldehyd einatmet. «In den USA wurden deshalb Formaldehyd enthaltende Nagelhärter weitgehend vom Markt genommen», so Nestlé.
Auch in der Schweiz sind sie auf dem Rückzug: «Wir haben Trind Nail-Repair nicht im Sortiment, weil er unserer Ansicht nach zu viel Formaldehyd enthält», sagt Martina Esterer, verantwortlich für Pflegeprodukte bei der Import Parfumerie AG. Es gebe ein ausreichendes Angebot an Nagelhärtern und -lacken ohne Formaldehyd, die nicht teurer seien.