Reklame für eine gute Tat
Inhalt
K-Tipp 7/2000
05.04.2000
Gratis-Busse für Heime: Vermittler von Sponsoring-Verträgen haben ein Image-Problem.
Kleinbus gratis! Für viele soziale Institutionen ist das ein willkommenes Geschenk. Doch beim Sponsoring läuft nicht immer alles rund.
Auf den Strassen sind sie immer öfter zu sehen: Kleinbusse, die vom Vorderlicht bis zur Hecktür mit unzähligen Werbeklebern voll gepflastert sind.
Das Altersheim Rotmonten in St. Gallen zum Beispiel fährt seine Pensionäre mit ...
Gratis-Busse für Heime: Vermittler von Sponsoring-Verträgen haben ein Image-Problem.
Kleinbus gratis! Für viele soziale Institutionen ist das ein willkommenes Geschenk. Doch beim Sponsoring läuft nicht immer alles rund.
Auf den Strassen sind sie immer öfter zu sehen: Kleinbusse, die vom Vorderlicht bis zur Hecktür mit unzähligen Werbeklebern voll gepflastert sind.
Das Altersheim Rotmonten in St. Gallen zum Beispiel fährt seine Pensionäre mit einem so gesponserten Bus aus. "Wir sind rundum zufrieden", sagt Heimleiter Kurt Ryser. Der Grund ist einleuchtend: Das Fahrzeug für neun Personen kostet ihn abgesehen vom Benzin keinen roten Rappen.
Hinter dem Gratisangebot stecken Vermittler, die Werbung verkaufen: Sie suchen Firmen, die für einen Werbekleber zahlen. Mit diesem Geld kaufen oder leasen sie das Auto und stellen es Sportvereinen oder Institutionen gratis zur Verfügung.
Je nach Abmachung müssen die Empfänger Versicherungsprämien und Reparaturkosten selber zahlen.
Die Frage ist nur: Was nützt ein Werbeaufdruck neben 50 anderen auf dem gleichen Bus?
"Diese Art Werbung bewegt sich auf sehr einfachem Niveau", sagt der bekannte PR-Berater Klaus J. Stöhlker. "Sie wirkt nur, wenn die Leute den Bus immer wieder sehen." Dem stimmt Thomas von Ah von der Werbeagentur Weber Hodel Schmid zu. "Wer einen Bus sponsert, tut dies in erster Linie aus Wohlwollen gegenüber den Institutionen."
Eine Umfrage des K-Tip ergab, dass die Erwartungen der Sponsoren weit auseinander gehen: Von "viel wirds nicht nützen" bis zu "die Rechnung geht für alle auf", war alles zu hören.
Fragwürdige Reklame mit Kindern und Betagten
Im Bus-Sponsoring ist aber auch schon einiges schief gelaufen. Einige Punkte sind heikel für Empfänger und Firmen, die auf einem Kleinbus für sich werben:
° Werbung mit Betagten und Kindern. Soll man überhaupt mit Betagten oder Kindern in einem Kleinbus herumfahren, der mit Werbung vollgeklebt ist? Der administrative Leiter Walter Weber vom Kinderdorf Pestalozzi in Trogen AR sieht darin Nachteile: "Es ist nicht unproblematisch, mit Kindern Werbung zu betreiben." Trotzdem fährt das Kinderdorf seit Ende 1998 einen gesponserten Bus. "Wir haben lange diskutiert, ob wir das verantworten können."
° Vermittler mit dubiosen Verkaufsmethoden. Der Zürcher Fotograf Jürg Bosshard wirft der Vermittlerfirma Fortuna aus Wallisellen ZH vor, sie habe ihn getäuscht. Zwei Fortuna-Vertreter seien bei ihm als Angestellte der Privatklinik Bethanien in Zürich aufgetreten und wollten ihm Werbefläche verkaufen.
Bosshard unterschrieb einen Sponsoring-Vertrag für ein Spital-Fahrzeug, trat aber am folgenden Tag vom Vertrag zurück. "Ich habe nur unterschrieben, weil ich geglaubt habe, die Vertreter kämen vom Spital."
Die Fortuna hat Bosshard in der Folge verklagt, weil er ausgestiegen ist.
Spitaldirektor Hans-Joachim Dünneisen ist das Vorgehen der Fortuna äusserst unangenehm. "Wir lassen uns kein Fahrzeug mehr sponsern. Es ist nicht korrekt, dass die Fortuna Gewerbetreibende angelogen und unter Druck gesetzt hat."
Bosshard ist kein Einzelfall: Weitere Gewerbler machen der Vermittlerfirma den gleichen Vorwurf.
Fortuna-Verwaltungsrat Beat Jäger bestreitet, dass seine Firma gelogen habe: "Wir haben uns nie als Bethanien Angestellte ausgegeben. Ausserdem liegen diese Fälle eineinhalb Jahre zurück."
Vermittler missbrauchte Nella Martinettis Vertrauen
Für die Bus-Übergabe an das Kinderdorf Pestalozzi engagierte die Vermittlerfirma Radibus in Mörschwil SG die Sängerin Nella Martinetti. Über ein Jahr nach ihrem Auftritt hatte sie allerdings die versprochene Gage von 1200 Franken noch nicht erhalten.
Trotzdem wirbt die Firma Radibus auf ihren Prospekten unverdrossen mit einem Foto von Martinetti, das anlässlich dieser Übergabe entstanden ist.
Erst nach einer Intervention des K-Tip hat Radibus-Geschäftsführer Sascha Borer die alte Schuld beglichen.
All diese Vorkommnisse haben die Beteiligten aufhorchen lassen.
"Der Ruf des Bus-Sponsorings hat gelitten, seit die Firma Fortuna bei etlichen Sponsoren un