Rodel sind die besseren Schlitten
Der Rodel macht dem «Davoser» auf den Schlittelbahnen zunehmend Konkurrenz. Sitzkomfort und Fahreigenschaften sprechen für den Rodel - der Preis nicht unbedingt.
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K-Tipp 1/2004
14.01.2004
Bernhard Matuschak - redaktion@ktipp.ch
Hans-Peter Sarhage, amtierender Schweizer Meister im Sport-rodeln, schwört auf seinen Untersatz: «Wer einmal draufgesessen hat, möchte nie wieder mit einem herkömmlichen Holzmodell schlitteln. Es wäre so, als würde man Holzräder an sein Auto schrauben.»
Rodel bieten gegenüber anderen Schlittentypen laut Sarhage einen weiteren Vorteil: Sie lassen sich ohne grossen Krafteinsatz lenken. Obwohl Rodel dadurch auch sicherer sind, rät der Rodelmeister: Tragen Sie bei jeder Abfa...
Hans-Peter Sarhage, amtierender Schweizer Meister im Sport-rodeln, schwört auf seinen Untersatz: «Wer einmal draufgesessen hat, möchte nie wieder mit einem herkömmlichen Holzmodell schlitteln. Es wäre so, als würde man Holzräder an sein Auto schrauben.»
Rodel bieten gegenüber anderen Schlittentypen laut Sarhage einen weiteren Vorteil: Sie lassen sich ohne grossen Krafteinsatz lenken. Obwohl Rodel dadurch auch sicherer sind, rät der Rodelmeister: Tragen Sie bei jeder Abfahrt Handschuhe und auf jeden Fall einen Helm.
Rodel kippen weniger schnell als Schlitten
Rodel und Schlitten unterscheiden sich in wesentlichen Merkmalen:
- Im Gegensatz zum Davoser- oder Grindelwaldnerschlitten zeichnen sich alle Rodel durch ein elastisches Konstruktionsgerüst aus. Bock und Kufen sind nicht fest verleimt, sondern gummigelagert verbunden. Und auch die Seitenstangen sind beweglich verschraubt.
- Die Konstruktion wirkt sich auf die Fahreigenschaften aus: Beim Schlitten müssen für jedes Lenkmanöver die Füsse in den Schnee gestemmt werden, der Rodel lässt sich elegant und mit relativ geringem Körpereinsatz per Lenkriemen und Gewichtsverlagerung steuern.
- Die Rodelkufen sind aufgekantet. Dies verhindert ein seitliches Wegrutschen und ermöglicht deutlich höhere Geschwindigkeiten. Rodel sind zudem wesentlich spurtreuer und lassen auch ein Gleiten in sehr flachem Gelände zu.
- Rodel sind mit einem leicht durchhängenden Sitztuch bespannt. So sitzt man rückenschonend und hat einen sichereren Halt bei der Abfahrt. Durch den tiefer gelegten Schwerpunkt und die breitere Spur kippen Rodel auch weniger schnell als Schlitten.
- Der Bock ist bei teureren Schlitten (ab 150 Franken) aus dem zähen und langlebigen Eschenholz gefertigt. Billigere Modelle sind meist aus Buchenholz produziert. Alumodelle sind zwar leichter, die Fahreigenschaften sind jedoch kein Hit.
- Die Kufen sind entscheidend für den Fahrspass. Sie sollten aus Stahl gefertigt und auf dem Schlittenbock aufgeschraubt sein. Hände weg von Modellen mit dünnen Blechschienen, die meistens aufgenietet sind.
- Rodeln macht nur solo so richtig Spass. Es gibt zwar Zweisitzer auf dem Markt, doch sind diese weniger wendig.
Ab 209 Franken rodelt man mit
«Seit zwei, drei Jahren gewinnen Rodel stetig Marktanteile», sagt Erwin Dreier, Betriebsleiter der Graf Holzwaren AG im thurgauischen Sulgen, einem der führenden Schweizer Schlitten- und Rodelhersteller. Den meistverkauften Familienrodel gibts ab 209 Franken. Der «Mercedes» aus dampfgebogenem Eschenholz kostet in der kleinsten Ausführung bereits 489 Franken.
Neu auf dem Markt ist das ebenfalls von Schweizern entwickelte Modell «OffSnow» der Firma Swissled. Der aus ökologisch FSC-zertifiziertem Eschenholz produzierte Rodel (Preis je nach Modell 399 beziehungsweise 499 Franken) wird in einer Behindertenwerkstätte hergestellt.
Doch weshalb dieser zunehmende Run auf die Rodel? Erwin Dreier attestiert dem Rodel «mehr Sitzkomfort und bessere Fahreigenschaften» als dem seit 100 Jahren fast unverändert produzierten Davoser Schlitten: «Es ist, als würde man einen Carvingski mit dem ältesten Skimodell vergleichen.»
LENKRIEMEN
- Der Lenkriemen besteht meist aus kunststoffummanteltem Stahlseil. Das sorgt für Robustheit und verhindert, dass der Riemen sich mit Feuchtigkeit vollsaugt.
SITZFLÄCHE
- Das Sitztuch besteht meist aus beschichtetem Kunststoff (je nach Ausführung auch als gewobener Gurtensitz) und sollte sich gut trockenreiben lassen.
- Vorteil gegenüber dem Schlitten: Es kann sich kein Schnee in Zwischenräumen festsetzen (nässt die Kleidung).
- Beim Sportrodel ist das Sitztuch tiefer zwischen die Seitenstangen gelegt, um bei hohen Geschwindigkeiten ausreichend Halt zu bieten.
BOCK
- Der Bock kann aus schichtverleimtem Eschen- oder Buchenholz oder aus massivem Eschenholz gefertigt sein. Der Vorteil von massivem, heiss gebogenem Eschenholz: Die Schichten können nicht aussplittern.
- Bock und Kufen bilden im Gegensatz zum Schlitten keine starre (fest verleimte) Einheit, sondern eine elastische Konstruktion (gummigelagert).
- Auch die Seitenstangen des Bocks sind beweglich verschraubt.
KUFEN
- Die Kufen sind aufgekantet und an der Innenseite mit dem Bock verschraubt. Dies verhindert ein seitliches Wegrutschen des Rodels und verbessert die Fahreigenschaften (Schnelligkeit und Spurtreue). Generell gilt: Je steiler der Neigungswinkel der Kufe, desto geringer die Auflagefläche auf dem Boden und desto höher die Geschwindigkeit. Die Spanne reicht dabei von 20 (Anfängerrodel) bis 45 Grad (Rennrodel auf Eis).
- Rodelkufen sind empfindlich: das Gerät auf keinen Fall über Splitt und Schotter ziehen und nur bei ausreichender Schneehöhe benutzen (allenfalls den Hang hinauftragen). Nach dem Rodelspass die Kufen mit einem Tuch trocknen, da sie sonst rosten. Pflege: Kufen von vorn nach hinten mit gröberem Schleifpapier (60-80) abziehen, anschliessend mit Lösungsmittel abreiben und wachsen.
Die lässigsten Schlittelbahnen
- Alle Schweizer Schlittelbahnen sind unter www. myswitzerland.com aufgelistet.
- Eine Aufstellung der längsten Schlittelbahnen mit detaillierten Informationen finden Sie im Web unter www.seilbahnen.org/ de/ausflug/schlittelwege.
- Eine Auswahl von Schlitten- und Rodelmodellen gibts unter www.schlitten. ch, www. schlittenspass.ch und www.grafschlitten.ch.