Rostschutz im Trinkwasser
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K-Tipp 2/2001
31.01.2001
Erlaubt - aber für Allergiker nicht unproblematisch
Den Rost in Wasserleitungen bekämpfen viele Hausbesitzer mit chemischen Zusätzen im Trinkwasser. Oft ohne das Wissen der Mieterinnen und Mieter.
Beatrix Mühlethaler redaktion@ktipp.ch
Renée Kernen aus Ittigen (BE) erhielt Post vom Vermieter: Die Wasserleitung werde gereinigt und eine Dosieranlage installiert. Bald darauf entdeckte sie im Keller «etwas höchst Bedenkliches», wie sie dem K-Tipp ...
Erlaubt - aber für Allergiker nicht unproblematisch
Den Rost in Wasserleitungen bekämpfen viele Hausbesitzer mit chemischen Zusätzen im Trinkwasser. Oft ohne das Wissen der Mieterinnen und Mieter.
Beatrix Mühlethaler redaktion@ktipp.ch
Renée Kernen aus Ittigen (BE) erhielt Post vom Vermieter: Die Wasserleitung werde gereinigt und eine Dosieranlage installiert. Bald darauf entdeckte sie im Keller «etwas höchst Bedenkliches», wie sie dem K-Tipp schrieb: Ein Fass voll Aquatubin B mit der Aufschrift Giftklasse 3 und der Warnung, die Substanz nicht mit den Schleimhäuten in Kontakt zu bringen. Wie Kernen herausfand, handelte es sich um einen Korrosionsschutz auf Silikat-Basis.
Abgesehen davon, dass die Mieterinnen und Mieter unfreiwillig und ohne Information Zusätze im Trinkwasser serviert bekommen, störte sich Kernen an der Installation im Velokeller: «Jedes Kind kann an der Dosieranlage herumschräubeln.»
Diesen freien Zugang zur Anlage beanstandeten auch die von Kernen alarmierten Fachleute des Kantonslabors. Um gefährliche Manipulationen auszuschliessen, musste der Hausbesitzer eine Verschalung anbringen.
Silikate und Phosphate zögern Renovation hinaus
Hingegen ist es legal und weit verbreitete Praxis, dass Hausbesitzer Wasserleitungen vor Korrosion schützen, indem sie dem Trinkwasser Silikate oder Phosphate zufügen. Hausbesitzer erreichen damit, dass sie die vor etwa 30 Jahren installierten, qualitativ schlechteren Leitungen nicht vorzeitig erneuern müssen. Denn Silikate bilden in den Leitungen eine Schutzschicht.
Aber weshalb ist eine Substanz der Giftklasse 3 im Trinkwasser erlaubt? Die Giftwarnung beziehe sich nur auf die ätzende Wirkung der konzentrierten Substanz, ist beim Bundesamt für Gesundheit zu erfahren. In der zugelassenen Dosierung von höchstens 5 mg/l seien die Silikate «ungiftig».
Unbestritten ist: Silikat ist bei Überdosierung problematisch. Dann nämlich wird das Wasser zu Lauge, was der Haut zusetzt. Vor mehreren Jahren hatte ein solcher Fall im Kanton St. Gallen Aufsehen erregt: Ein Kleinkind erlitt wegen einer falsch eingestellten Dosieranlage gravierende Hautverletzungen. Weitere Fälle seien ihm nicht bekannt, sagt der St. Galler Kantonschemiker Hans-Rudolf Hunziker.
Ulrich Lienhard vom Berner Kantonslabor erinnert sich, dass es vor mehreren Jahren Reklamationen wegen Hautallergien gab. Man habe aber nie eine Überdosierung festgestellt und aktuelle Klagen gebe es keine.
Im Unterschied zur Schweiz kennt die EU keine Grenzwerte für die Behandlung des Wassers mit Silikaten oder Phosphaten. Und Hunziker geht davon aus, dass auch die hiesigen Grenzwerte in Angleichung an die EU abgeschafft würden.
«Jede Zudosierung ist unsympathisch»
Auf keine Grenzwert-Diskussionen einlassen will sich Renée Kernen. Ihr ist «jede Zudosierung unsympathisch»: Sie holt die heiklen Stoffe, die im Keller ins Trinkwasser gelangen, in der Küche mit einem Umkehr-Osmose-Gerät wieder heraus. Allerdings beseitigt sie damit gleichzeitig auch alle Mineralstoffe. Und sie muss aufpassen, dass sie sich durch die zusätzliche Wasserbehandlung keine Keime ins Wasser holt.
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