Schadstoffe sind Fabrikationsgeheimnis!

Viele Lebensmittel enthalten noch immer zu viel Acrylamid. Doch die Behörden wollen nicht sagen, welche Produkte getestet wurden.

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K-Tipp 17/2010

17.10.2010

Letzte Aktualisierung:
19.10.2010

Gery Schwager

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Die Untersuchung des Kantonalen Labors Zürich hat Unerfreuliches zutage gefördert. Ob Rösti, Pommes frites, Chips, Knäckebrot, Lebkuchen oder Kaffee: Nirgends wurden in den letzten Jahren bedeutende Verbesserungen erzielt, was den Acrylamidgehalt betrifft.

Im Auftrag des Bundesamts für Gesundheit (BAG) hat das Labor von 2007 bis 2009 jährlich rund 300 Lebensmittelproben getestet. Fazit: Auf freiwillige Massnahmen der Produzenten zu setzen, bringt wenig. Es braucht Auflagen, etwa einen Grenzwert für den Acrylamidgehalt in Chips.

Unbestritten ist: Acrylamid ist potenziell krebserregend. Versuchstiere bekamen bereits bei Dosen von 1 bis 2 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht Krebs. Da wäre es für Konsumenten von grossem Interesse, zu erfahren, welche Produkte in der Zürcher Untersuchung wie abgeschnitten haben.

Der K-Tipp beantragte deshalb beim BAG Einsicht in die Liste, aus der Produzenten, Produkte und ihre Namen hervorgehen. Er stützte sich dabei auf das gesetzlich verankerte Öffentlichkeitsprinzip. Danach hat jede Person das Recht, amtliche Dokumente von Behörden einzusehen.

Doch das Bundesamt weigert sich, die getesteten Lebensmittel beim Namen zu nennen. Es hat das Gesuch abgewiesen mit Begründungen, die aus Konsumentensicht unverständlich sind.

Laut Bundesamt «keine Gefährdung»

So argumentiert das BAG, auch der Acrylamidgehalt falle unter das Fabrikationsgeheimnis. Ferner würden «durch die Herausgabe der Produkteliste Hersteller, deren Produkte nicht auf der Liste stehen, wettbewerbsmässig bevorteilt». Zudem lehnt es das Bundesamt auch «unter dem Aspekt des Persönlichkeitsschutzes» ab, die Markennamen zu nennen.

Dies könnte man nur tun, falls daran ein überwiegendes öffentliches Interesse bestünde, konkret die öffentliche Gesundheit gefährdet wäre. «Eine solche Gefährdung ist im vorliegenden Fall jedoch nicht gegeben», findet das Bundesamt und räumt nur ein, «dass längerfristig Belastungen mit Acrylamid zu vermeiden sind».

Kürzlich hat Michael Beer vom BAG im Radiomagazin «Espresso» noch gesagt: «Nach aktuellem Stand des Wissens sollte die Aufnahme von Acrylamid so tief wie möglich sein.»

Laut Behörden falle auch ins Gewicht, dass die Bevölkerung einer Offenlegung amtlicher Tests viel Gewicht beimessen würde. «Die Konsequenzen für die Produktehersteller bezüglich Imageschaden und Wettbewerbsnachteil wären entsprechend gravierend», folgert das Amt. Der Applaus der Lebensmittelindustrie dürfte ihm gewiss sein.

Bundesamt für Gesundheit sagt immer wieder «Njet»

K-Tipp, «Saldo» und «Gesundheitstipp» haben immer wieder Acrylamid nachgewiesen – letzmals «Saldo» im Mai bei Pommes frites. Im Juni entdeckte «Öko-Test» in Frühstückflocken den ungesunden Stoff. Das «Njet» des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) zum Gesuch des K-Tipp, die jüngste Studie einzusehen, ist kein Einzelfall:
Bereits 2007 blitzte «Saldo» bei der ETH Zürich und beim Bundeamt ab: Eine ETH-Studie hatte für 40 Lebensmittel einen hohen Gehalt an Transfettsäuren nachgewiesen – «Saldo» wollte wissen, um welche Produkte es sich handelte.
Ebenfalls die kalte Schulter zeigte das BAG einer Journalistin, die zur Impfkampagne des Amts bezüglich Gebärmutterhalskrebs recherchierte. Der Nutzen dieser Impfung ist umstritten. Gemäss TV-Magazin «Rundschau» wollte die Journalistin herausfinden: Wie unabhängig von Pharmainteressen sind die Mitglieder der Impf-Kommission? Doch das Gesuch der Journalistin, die Interessenerklärungen der Mitglieder zugänglich zu machen, blieb erfolglos.

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