Schlankheitsmittel-Werbung - Plumpe Versprechen
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K-Tipp 14/2000
06.09.2000
Dank Pflastern, Apfelessig oder Ananaskapseln sollen die Pfunde nur so purzeln, versprechen zwielichtige Firmen in grossen Inseraten. Jetzt schreitet die SKS gegen solche Werbung ein.
38 Kilo habe eine Hausfrau dank eines Pflasters abgenommen, ohne zu hungern, ohne Nebenwirkungen: «Das Pflaster wirkt auf die Bewusstseinsebene Ihrer Körperzellen» (!), verspricht die Firma grossmundig. Pflaster, Fett-Magnete, Essigampullen, Schlankheitstee: Glaubt man den Anbietern, gibt es unzä...
Dank Pflastern, Apfelessig oder Ananaskapseln sollen die Pfunde nur so purzeln, versprechen zwielichtige Firmen in grossen Inseraten. Jetzt schreitet die SKS gegen solche Werbung ein.
38 Kilo habe eine Hausfrau dank eines Pflasters abgenommen, ohne zu hungern, ohne Nebenwirkungen: «Das Pflaster wirkt auf die Bewusstseinsebene Ihrer Körperzellen» (!), verspricht die Firma grossmundig. Pflaster, Fett-Magnete, Essigampullen, Schlankheitstee: Glaubt man den Anbietern, gibt es unzählige Wundermittel, um überflüssige Pfunde in Rekordzeit und auf Dauer loszuwerden. Von den gesundheitlichen Risiken hingegen spricht niemand.
Trotz falschen und übertriebenen Versprechungen machen Anbieter Millionenumsätze - wer unter Übergewicht leidet, glaubt leider nur zu gern an rasche Abhilfe.
Die meisten Schlankheitsmittel fallen unter das Heil- oder Lebensmittelgesetz. Allerdings sind diese Firmen raffiniert: Sie nutzen den kleinsten Spielraum und jede Gesetzeslücke aus, damit sie nicht zur Rechenschaft gezogen werden können. Die Firmen verschwinden und tauchen wenig später wieder auf dem Markt auf. Mit anderem Namen oder einer neuen Adresse im Ausland, wo sie rechtlich nicht belangt werden können. Der Kantonschemiker des Kantons Zürich ging in diesem Frühjahr einen neuen Weg: Er klagte gegen vier Verlage, die solche täuschenden Inserate veröffentlichen.
Die SKS will das Problem an der Wurzel packen und gegen beide rechtlich vorgehen. Wo es möglich ist, gegen die Firma selbst oder dann gegen den Verlag, der mit der Notlage verzweifelter Menschen ebenfalls viel Geld verdient: Dem Blick-Verlag entgingen laut eigenen Angaben seit dem Einschreiten des Kantonschemikers während eines halben Jahrs rund 750 000 Franken Inserateeinnahmen. Das Geschäft lohnt sich also, ausser für die Betroffenen selbst. Abgespeckt hat nur ihr Geldbeutel, dafür sind sie um eine herbe Enttäuschung reicher.
Josianne Walpen