Schluss mit Schwarzarbeit!
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K-Tipp 8/2002
17.04.2002
So einfach ist es, Putzfrauen legal zu beschäftigen
Putzarbeit muss nicht schwarz sein. Diverse Organisationen bieten Privaten Hilfe beim Ausarbeiten fairer Verträge sowie beim Abrechnen der Sozialabzüge an.
Markus Kellenberger mkellenberger@ktipp.ch
Es ist Tradition: In Privathaushalten arbeiten Putzfrauen am liebsten schwarz. So sparen sie Steuern. Den Männern und Frauen, die sie beschäftigen, ist das weitgehend recht. Sie sparen sich eine komp...
So einfach ist es, Putzfrauen legal zu beschäftigen
Putzarbeit muss nicht schwarz sein. Diverse Organisationen bieten Privaten Hilfe beim Ausarbeiten fairer Verträge sowie beim Abrechnen der Sozialabzüge an.
Markus Kellenberger mkellenberger@ktipp.ch
Es ist Tradition: In Privathaushalten arbeiten Putzfrauen am liebsten schwarz. So sparen sie Steuern. Den Männern und Frauen, die sie beschäftigen, ist das weitgehend recht. Sie sparen sich eine komplizierte Lohnabrechnung mit Sozialabzügen, Ferienansprüchen und Unfallversicherung. Alle Beteiligten sind also glücklich - solange kein Unglück passiert.
Verunfallt die Putzfrau, zahlt der Arbeitgeber
Spätestens, wenn die Perle beim Staubwischen vom Taburettli fällt und in ärztliche Behandlung muss, fängt aber der Ärger an.
Der Auftraggeber riskiert nicht nur eine saftige Busse, weil er die Frau schwarz beschäftigte, er muss auch eine Nachzahlung an die Unfallversicherung leisten, die beim ersten Mal das Doppelte, im Wiederholungsfall das Zehnfache der geschuldeten Prämien betragen kann. Übrigens: Die Chance, dass beim Putzen etwas schief geht, ist - wie die Unfallstatistik der Suva Jahr für Jahr belegt - erschreckend gross.
Für Helene Karrer vom Verein Hauswirtschaft Schweiz (VHS) ist das ein Grund, Schwarzarbeit im privaten Bereich zu bekämpfen. Ein anderer ist, dass Putzfrauen oft nicht wissen, dass sie ohne Vertrag auf einen Teil ihrer Altersrente, den üblichen Arbeitnehmerinnenschutz und möglicherweise gar auf einen anständigen Lohn verzichten.
Der VHS will deshalb die Hemmschwelle für den Abschluss eines legalen Arbeitsvertrages bei allen Betroffenen senken. Am Beratungstelefon erteilt er Schwarzarbeiterinnen und deren Auftraggebern kostenlos Auskunft über die Folgen illegaler Arbeitsverhältnisse und über Möglichkeiten zur Verbesserung der Situation.
Ausserdem gibt der VHS die umfangreiche Broschüre «Information für Hausangestellte» heraus. Darin findet man Adressen, wo man Arbeitsbewilligungen einholen kann, eine Aufstellung aller Sozialabzüge und nötigen Versicherungen sowie Musterverträge, Lohnvorschläge und Beispiele für die korrekte Lohnabrechnung.
Einfache Lösungen für alle Beteiligten
Einen Schritt weiter geht das Schweizerische Arbeiterhilfswerk SAH. Es betreibt in diversen Städten die Auftrags- und Arbeitsvermittlungsstellen Etcetera. Diese vermitteln Erwerbslose, schaffen aber auch legale Arbeitsverhältnisse.
Das funktioniert in groben Zügen so: Die bis anhin schwarz arbeitende Putzfrau wird von Etcetera mit einem individuell erarbeiteten Arbeitsvertrag eingestellt. Sie ist somit voll versichert und hat einen geregelten Ferienanspruch. Dann wird sie an ihren ehemaligen oder einen anderen Arbeitgeber weitervermittelt. Dieser bezahlt nur die von Etcetera gestellte Dienstleistungsrechnung, muss sich also nicht mehr um Sozialabzüge, Lohnabrechnungen und Versicherungen kümmern. «Einfacher gehts nicht», sagt SAH-Bereichsleiter Kurt Lange.
Auf «einfache Lösungen» setzt auch das Bundesamt für Sozialversicherung (BSV). «Denn wir wissen, dass das Prozedere mit den Sozial- und Unfallversicherungen vielen Privaten zu kompliziert ist», sagt BSV-Vizedirektor Jürg Brechbühl.
Voraussichtlich ab nächstem Jahr soll deshalb für die Abrechnung der Sozial- und Unfallversicherungen mit den AHV-Zweigstellen ein einziges Formular genügen. Aufgrund der dort gemachten Angaben wird automatisch eine Unfallversicherung abgeschlossen, werden alle Prämien und Sozialabzüge berechnet und dem Arbeitgeber belastet.
Einen Haken gibts aber bei allen Vereinfachungsversuchen noch immer: die Putzfrauen selber. Eine Umfrage der Caritas Schweiz hat ergeben, dass sie statt gut versichert zu sein lieber ein paar Steuerfranken sparen.
Beratungsstellen und Infos
Hier finden Sie Hilfe, wenn Sie Ihre Putzfrau legal und mit einem fairen Vertrag beschäftigen wollen:
- Etcetera. Auftragsvermittlung des Schweizerischen Arbeiterhilfswerks SAH. Büros in Bern, Dietikon, Effretikon, Interlaken, Langenthal, Morges, Thalwil, Zürich. Telefonische Beratung: Mo bis Fr von 9 bis 16 Uhr.
- Verein Hauswirtschaft Schweiz. Telefonische Beratung: Mo bis Fr unter 01 831 02 55, jeweils 8 bis 12 Uhr. Die Broschüre «Information für Hausangestellte» ist für Fr. 12.- plus Porto erhältlich.
- AHV-Zweigstelle Ihrer Wohngemeinde.