«Schmale Winterreifen bremsen besser»
Fiats sind nach wenigen Jahren Rosthaufen; Dieselmotoren halten ewig; Superbenzin macht schneller. Beim Thema Auto liegen Legenden, Halbwahrheiten und Fakten oft weit auseieinander.
Inhalt
K-Tipp 19/2005
16.11.2005
Stephan Dietrich - stephan.dietrich@ktipp.ch
Stammtisch-Weisheiten zum Thema Auto: Der K-Tipp hat einige auf ihren Wahrheitsgehalt geprüft - und ihnen statistische Fakten und das Urteil von TCS-Fachmann Beat Wyrsch gegenübergestellt.
Weisheit 1: «Italiener rosten schneller»
Vermutlich aus dem Irrglauben heraus, im Süden scheine ständig die Sonne und die italienischen Autos seien deshalb unserem nassen Klima und den gesalzenen Strassen nicht gewachsen, ist dieses Vorurteil entstanden.
Stammtisch-Weisheiten zum Thema Auto: Der K-Tipp hat einige auf ihren Wahrheitsgehalt geprüft - und ihnen statistische Fakten und das Urteil von TCS-Fachmann Beat Wyrsch gegenübergestellt.
Weisheit 1: «Italiener rosten schneller»
Vermutlich aus dem Irrglauben heraus, im Süden scheine ständig die Sonne und die italienischen Autos seien deshalb unserem nassen Klima und den gesalzenen Strassen nicht gewachsen, ist dieses Vorurteil entstanden.
Jüngste Untersuchungen des deutschen TÜV kommen jedoch zu einem anderen Ergebnis:
Punkto Rost schnitten italienische Autos in Tests nicht schlechter ab als solche aus anderen Ländern. Nur bei älteren Fiat-Uno- und -Punto-Modellen war der Rost-befall nach elf Jahren im Schnitt leicht höher.
Weisheit 2: «Franzosen haben weichere Fahrwerke»
Das mag zu Zeiten der schaukelnden Citroën CV 2 (Döschwo) noch gestimmt haben. Heute verfügen Autos nicht nur über mehr Pferdestärken als früher - auch die Fahrwerke sind viel härter eingestellt und auch auf die höheren Fahrleistungen abgestimmt. Sänften gehören der Vergangenheit an.
Dies stellt TCS-Autoexperte Beat Wyrsch bei sämtlichen Marken fest. Ob die Wagen aus Frankreich, Italien, Deutschland, Japan oder sonst woher kommen, spiele überhaupt keine Rolle.
Weisheit 3: «Japaner sind zuverlässig»
Das gute Image entspricht den Tatsachen.
In der TCS-Pannenstatistik belegen die japanischen Marken Toyota, Subaru und Nissan punkto Zuverlässigkeit die Spitzenplätze.
Weisheit 4: «Amerikaner sind Säufer»
Das stimmt zwar bei grossen Ami-Schlitten, die nur schon wegen ihres Gewichts jede Menge Sprit schlucken. Es geht aber auch anders. Das zeigen verschiedene kleinere Modelle - etwa von Ford -, die in der VCS-Umweltliste jeweils verhältnismässig geringe Verbrauchswerte verzeichnen.
Weisheit 5: «Dieselmotoren halten ewig»
Dieses Lob stammt noch aus der Zeit, als Dieselmotoren mehrheitlich im niedrigen Tourenbereich liefen.
Heute gibt es punkto Tourenzahlen «zwischen Diesel und Benzin fast keine Unterschiede mehr», erklärt Beat Wyrsch. Für Autos ist die Lebensdauer des Motors ohnehin nur selten massgeblich. Motoren würden bei regelmässiger Wartung rund 300 000 Kilometer und mehr problemlos verkraften. Dann aber sind die meisten Wagen längst verschrottet.
Weisheit 6: «Automaten brauchen mehr Benzin»
Früher hiess es: Automaten brauchen auf 100 Kilometer rund 1 Liter Benzin mehr als handgeschaltete Fahrzeuge. Das mag zu Zeiten der 3-Stufen-Automatik gestimmt haben.
Mit den modernen 7-Stufen-Automatikgetrieben sind die Unterschiede verschwunden. Wer also schlecht von Hand schaltet, braucht womöglich mehr Benzin als mit einem Automatikgetriebe.
Weisheit 7: «Superbenzin macht das Auto schneller»
«Mit Superbenzin wird nur das Portemonnaie schneller leer», meint TCS-Experte Wyrsch. Ihm ist kein Neu-wagen bekannt, der gemäss Betriebsanleitung zwingend auf 98 Oktan angewiesen ist. Das bleifreie Benzin mit 95 Oktan reiche allemal - speziell, wenn man an die erlaubte Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h denke.
Weisheit 8: «Ein leerer Tank zerstört den Katalysator»
Diese Befürchtung mag 1984, zu Pionierzeiten der Katalysator-Technik, eine gewisse Berechtigung gehabt haben.
Mittlerweile gilt das dank moderner Einspritztechnik nicht mehr.
Weisheit 9: «Schmale Winterreifen bremsen besser»
Stimmt nur noch bedingt. Früher lag der Vorteil von schmalen Reifen beim grösseren Flächendruck. Doch ob breit oder schmal, die Pneus sind generell besser geworden.
Die entscheidenden Faktoren sind die Gestaltung des Profils und die Gummimischung. Bei Tests auf schneebedeckter und nasser Fahrbahn haben schmale und breite Winterreifen im Vergleich zu superbreiten Reifen aber besser abgeschnitten. Fahrlässig wäre es deshalb, im Winter Luft aus den Reifen zu lassen.