Nelly Wenger, Chefin von Nestlé Schweiz, mag Schokolade: Nestlé-Schoggi - und das jeden Tag. Ich finde das nicht überraschend.

Überraschend hingegen: Nelly Wenger mag den Kassensturz. Das nehme ich jedenfalls an, denn ich weiss, Frau Wengers Handelsdirektor steht auf den Kassensturz - weil sich die umstrittene, neuerdings in Plastik gehüllte Cailler-Schoggi nach kritischen Medienberichten offenbar bestens verkauft. Der Kassensturz hat die umweltfeindliche Plastikumhüllung kritisiert. Und Handelsdirektor Alain Germiquet hat sich richtig gefreut, im Kassensturz aufzutreten. Kein Wunder bei den Traumumsätzen, welche die Medienberichte Nestlé laut eigener Aussage bescheren.

«Seid ihr noch bei Sinnen?», hat mich mehr als ein Zuschauer gefragt. «Cailler kommt mit einer umweltfeindlichen Verpackung daher, und ihr macht noch Werbung für sie!»

Verständliche Frage. Aber tun wir das? Oder anders gefragt: Sollten wir auf die Kritik an der Plastikverpackung verzichten, nur um nicht in den Verdacht zu geraten, Werbung für Cailler-Schoggi zu machen?

Ich finde nicht. Wir liefern Informationen. Die einen Konsumenten werden nach dem Beitrag keine Frigörli mehr kaufen, weil für sie der Abfallberg schon gross genug ist - andere erst recht, weil die Bilder sie auf den Geschmack gebracht haben. Die Verantwortung liegt bei ihnen. Jeder Konsument greift selber ins Gestell. Und jeder muss selber entscheiden, was er von diesem Satz von Nelly Wenger halten will: «Das Verpackungs-design entspricht einer modernen Ästhetik, die ein aufgeschlossenes Publikum anspricht.»

Ich habe keine Ahnung, was am Kauf einer in Plastik verpackten Schokolade aufgeschlossen sein soll. Eins aber weiss ich mit Bestimmtheit: Falls Sie darauf verzichten wollen - es gibt Alternativen. Wenn von etwas in der Schweiz ein grosses und gutes Angebot auf dem Markt ist, dann wohl von Schoggi.