Service-Abos: Die Angst vor der Panne teuer bezahlt
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K-Tipp 12/2000
14.06.2000
Service-Verträge nützen den Kunden selten - vor allem die Anbieter profitieren.
Wer für ein neues Gerät einen Service-Vertrag abschliesst, zahlt dafür meist vergebens. Denn Fernseher und Kühlschränke gehen selten kaputt. So selten, dass selbst Branchen-Verbände Service-Abos skeptisch beurteilen.
Zwei Jahrzehnte lang zahlte Walter Sommerhalder aus Stein AG der Dipl. Ing. Fust AG Prämien für ein Service-Abonnement - total 500 Franken. Gelohnt hat sich das aber nicht...
Service-Verträge nützen den Kunden selten - vor allem die Anbieter profitieren.
Wer für ein neues Gerät einen Service-Vertrag abschliesst, zahlt dafür meist vergebens. Denn Fernseher und Kühlschränke gehen selten kaputt. So selten, dass selbst Branchen-Verbände Service-Abos skeptisch beurteilen.
Zwei Jahrzehnte lang zahlte Walter Sommerhalder aus Stein AG der Dipl. Ing. Fust AG Prämien für ein Service-Abonnement - total 500 Franken. Gelohnt hat sich das aber nicht, denn sein Tiefkühlschrank funktionierte all die Jahre einwandfrei.
Sommerhalder ist nicht allein. Täglich werden Käufer von Haushaltgeräten und Unterhaltungselektronik mehr oder weniger sanft gedrängt, nebst dem Kaufvertrag gleich noch einen Service-Vertrag abzuschliessen. Ein solcher Vertrag - auch "Service-Abonnement" oder "Garantie-Verlängerung" genannt - schützt den Prämienzahler nach Ablauf der Garantiezeit vor unerwarteten Reparaturkosten.
Bloss: Die meisten Geräte funktionieren auch nach Jahren noch tadellos. Das belegen Langzeitprüfungen der deutschen Stiftung Warentest. Und wenn ein Gerät doch einmal streikt, dann oft wegen eines Werkfehlers, der sich noch während der Garantiezeit zeigt.
Ulrich Hügi, Kundendienst-Leiter bei V-Zug, bestätigt: "Kühlschränke, Backöfen und Kochherde gehen während ihrer Lebensdauer höchstens einmal kaputt und ihre Instandstellung kostet selten mehr als 300 Franken. Kunden fahren also besser, wenn sie allfällige Reparaturen von Fall zu Fall bezahlen."
Gleiches gilt für viele Geräte der Unterhaltungselektronik, zum Beispiel für Fernseher. "Heute sind die Apparate viel langlebiger als früher", sagt Raymond Vonesch, Präsident des Verbandes Schweizerischer Radio- und TV-Fachgeschäfte. "Konsumenten werfen ihren Fernseher nicht mehr weg, weil er kaputt ist, sondern weil er nicht mehr auf dem neusten Stand der Technik ist."
Für welche Geräte macht ein Service-Abonnement dann überhaupt Sinn? "Für Wasser führende Geräte", lautet die häufigste Antwort in der Branche, also für Geschirrspüler, Waschmaschinen und Tumbler. "Sie sind reparaturanfälliger als andere Maschinen", bestätigt Rudolf Bolliger, Geschäftsführer des Fachverbandes Elektroapparate für Haushalt und Gewerbe Schweiz (FEA).
Aber auch bei Wasser führenden Geräten gilt: Einen Service-Vertrag sollten vor allem Konsumenten ins Auge fassen, die lieber mit fixen Kosten rechnen - obwohl sie unter dem Strich möglicherweise teurer fahren. "Damit muss man rechnen", räumt Fust-Finanzchef Manfred Staub ein. Ein Service-Abo sei eben wie eine Versicherung; es nütze dem Kunden nur im Schadenfall. "Dann ist es für ihn in der Regel aber ein gutes Geschäft."
"Nutzen steht in keinemVerhältnis zur Prämie"
Gar nicht überzeugt vom Kunden-Nutzen ist hingegen Armin Fehr, Service-Leiter der Migros: "Der Nutzen steht in keinem Verhältnis zur Prämie, die wir wegen der hohen Administrationskosten verlangen müssten." Die Migros bietet denn auch für die meisten Geräte kein Service-Abo an. Eschenmoser und Media Markt tun es ihr gleich.
Wo aber Service-Verträge unter die Leute gebracht werden, ist ihre Ausgestaltung recht unterschiedlich. Der K-Tip hat die Angebote der Verkaufsgeschäfte Rediffusion, Fust und Radio TV Steiner sowie der Geräte-Hersteller Bauknecht, Electrolux, Miele, Schulthess und V-Zug unter die Lupe genommen. Die wichtigsten Ergebnisse:
° Leistungen: Bei allen untersuchten Verträgen sind die wichtigsten Kosten (Arbeits- und Reisezeit, Ersatzteile) gedeckt. Fust und Electrolux übernehmen bis zu einem bestimmten Betrag auch Schäden am Gefriergut, wenn der Tiefkühler aussteigt.
Bei den Geräte-Herstellern kann sich der Kunde auch noch Jahre nach Ablauf der Garantie für ein Service-Abo entscheiden. Er muss dann aber zusätzlich eine "Einkaufsgebühr" zahlen. Vorbildlich ist hier Electrolux: Der Kunde kann im Fall einer Reparatur wählen, ob er sie bezahlen oder ein Abo für drei Jahre abschliessen will.
° Ausschlüsse: Nicht gedeckt sind Reparaturen infolge Blitzschlags oder Stromunterbruchs. Aber auch wenn ein Gerät wegen eines Bedienungsfehlers, Fahrlässigkeit des Benütze