Würdest du denn einen Lohn von 20 Millionen Franken ablehnen, wenn man ihn dir anbieten würde? Ich höre die Frage ab und zu, wenn wir im Freundeskreis über horrende Managerlöhne debattieren. Und irgendwie schwingt immer mit: Natürlich würdest du das Geld annehmen, tu doch nicht so nobel. Schon nur über die Antwort auf diese Frage nachzudenken, scheint den meisten unehrlich und weltfremd. So eine Frage ist doch gar keine Frage.

Nichtsdestotrotz - ehrlicherweise und ganz nüchtern betrachtet müsste die Antwort doch lauten: Tut mir leid, so viel kann ich gar nicht arbeiten. Nehmen Sie von mir aus einen Stundenlohn von 2000 Franken und eine 80-Stunden-Woche an - Sie kommen auch so nicht auf 20 Millionen.

Ich weiss, solche Überlegungen werden viele belächeln. Weltfremd eben. Keine Ahnung von Marktwirtschaft. Doch mit Verlaub. Erstens:
Wo ist da der Markt? Tatsächlich keiner da, der den Job für ein paar Millionen weniger genauso gut machen würde? Und zweitens ist die Logik hinter dieser Antwort ja letztlich keine andere als die: Ich nehme selbstverständlich so viel, wie ich nur irgendwie kriegen kann.

Ist das ein Wert, den Sie Ihren Kindern weitergeben möchten?

Der Chef der SBB - auch ein Spitzenmanager mit grosser Verantwortung - hat vor ein paar Jahren auf einen Teil seines Lohnes verzichtet. Und er hat kürzlich öffentlich gesagt, er verdiene dieses Jahr nicht seinen vollen Bonus. Unerhörte Töne in einer Zeit, in der sich Wirtschaftsbosse auch dann unglaubliche Millionensaläre auszahlen lassen, wenn die Geschäfte weniger gut laufen.

Kein Wunder, gebrauchte ein Wirtschaftsethiker im Kassensturz deutliche Worte: «Sind die Manager so viel leistungsfähiger geworden? Nein, sie sind einfach so viel gieriger geworden.»

Übrigens: Ich will nicht behaupten, dass ich den Millionenlohn ausschlagen würde. Aber stolz auf mich wäre ich schon, wenn ich es täte.