SKS reicht Strafanzeige gegen Novartis ein
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K-Tipp 10/2002
15.05.2002
Ein neuer Name, eine andere Verpackung - und schon wird ein altes Medikament als neu (und erst noch teurer) verkauft. So werden Konsumentinnen und Konsumenten über den Tisch gezogen, findet die SKS und reicht eine Strafanzeige gegen die Novartis ein.
Neue Medikamente, so betont die Pharmaindustrie immer wieder, seien zwar teurer, dies aber deshalb, weil sie auch sicherer und wirksamer seien. Das Medikament, das Novartis vor kurzem auf den Markt gebracht hat, ist weder sicherer no...
Ein neuer Name, eine andere Verpackung - und schon wird ein altes Medikament als neu (und erst noch teurer) verkauft. So werden Konsumentinnen und Konsumenten über den Tisch gezogen, findet die SKS und reicht eine Strafanzeige gegen die Novartis ein.
Neue Medikamente, so betont die Pharmaindustrie immer wieder, seien zwar teurer, dies aber deshalb, weil sie auch sicherer und wirksamer seien. Das Medikament, das Novartis vor kurzem auf den Markt gebracht hat, ist weder sicherer noch wirksamer. Und nicht einmal «Neu!», wie in der Werbung angepriesen: Bereits im November 2000 hatte Novartis den Mundspray «Mebucasol f» registrieren lassen.
Der Haken daran: Dieses Medikament ist absolut identisch mit dem Mundspray «Sangerol», der seit Mai 1993 registriert ist. Obwohl «Mebucasol f» noch nicht mal zwei Jahre auf dem Markt ist, steht auf dem Beipackzettel: «Diese Packungsbeilage wurde im März 1993 letztmals durch die Arzneimittelbehörde (IKS) geprüft.»
Geändert hat sich allerdings der Preis: Das «neue» Produkt kostet 43 Prozent mehr. Und weil es im Gegensatz zum alten nicht kassenpflichtig ist, rührt Novartis dafür kräftig die Werbetrommel.
Das sei Irreführung und Täuschung der Konsumenten, ärgert sich SKS-Präsidentin Simonetta Sommaruga: «Wenn mit der Bezeichnung "neu" geworben wird, dürfen die Konsumentinnen und Konsumenten doch ein besseres oder wirksameres Produkt erwarten.»
«Die Gesundheitsziele werden - im Gegensatz zu den Marketingzielen - im Medikamentenbereich nicht genügend berücksichtigt», hält auch Max Brentano-Motta, Präsident des Schweizerischen Apothekerverbandes, fest.
Die SKS reicht nun gegen Novartis eine Strafanzeige wegen unlauteren Wettbewerbs ein: Denn mit einem solchen Geschäftsgebaren werden die Konsumentinnen und Konsumenten hinters Licht geführt und die Gesundheitskosten weiter in die Höhe getrieben!
Josianne Walpen