So düngen Sie Ihre Beete nicht zu Tode
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K-Tipp 5/2000
08.03.2000
Bodenanalysen: Viele Tests liefern ungenaue Ergebnisse - und führen zum unnötigen Einsatz von Dünger.
Fällt die Salat- oder Gemüseernte einmal mager aus, liegt das vielleicht an fehlenden Nährstoffen. Analysen zeigen, was die Erde braucht. Doch aufgepasst: Wer billigen Tests vertraut, riskiert, den Boden zu vergiften.
Barbara Schwemmer, Hobbygärtnerin aus Zü-rich, hält sich dieser Tage oft in ihrem Garten auf. Sie gräbt ihre Beete für die kommende Pflanzz...
Bodenanalysen: Viele Tests liefern ungenaue Ergebnisse - und führen zum unnötigen Einsatz von Dünger.
Fällt die Salat- oder Gemüseernte einmal mager aus, liegt das vielleicht an fehlenden Nährstoffen. Analysen zeigen, was die Erde braucht. Doch aufgepasst: Wer billigen Tests vertraut, riskiert, den Boden zu vergiften.
Barbara Schwemmer, Hobbygärtnerin aus Zü-rich, hält sich dieser Tage oft in ihrem Garten auf. Sie gräbt ihre Beete für die kommende Pflanzzeit um. Da sie nichts dem Zufall überlassen will, schickt sie, um richtig zu düngen, Proben ihrer Gartenerde an zwei Labors. Diese testen die wasserlöslichen Nährstoffe.
Im Labor der Firma Hauert in Suberg BE und bei der Ufag in Sursee LU, dem bevorzugten Labor von Coop, liess sie für 45 respektive 34 Franken ihre Erde untersuchen. Und war mehr als erstaunt: Die Analysen brachten ganz unterschiedliche Resultate.
Obschon beide Labors identische Bodenproben erhalten hatten, wichen die Werte beim Phosphorgehalt um das Sechsfache voneinander ab. Einig waren sich die Labors nur in einem Punkt: Schwemmers Garten, schrieben sie, müsse gedüngt werden.
Barbara Schwemmer war verunsichert. Deshalb gab sie dem Labor Dr. Balzer im deutschen Wetter-Amönau die gleiche Bodenanalyse in Auftrag. Kosten: 70 Franken. Das Labor mass nicht nur die wasserlöslichen, sondern auch die in der Erde gebundenen Nährstoffreserven.
"Die Antwort überraschte mich", erzählt sie. "Das Resultat zeigte, dass der Boden grosse Nährstoffreserven aufweist - vor allem Phosphor. Das Labor empfahl mir deshalb, neben dem garteneigenen Kompost keinen -zusätzlichen Dünger zu verwenden." Damit war die Verwirrung total.
Zusätzlicher Dünger ist oft gar nicht nötig
Paul Mäder, Düngerspezialist bei der Forschungsanstalt für biologischen Landbau in Frick AG, hält wenig von den preisgünstigen Analysen der wasserlöslichen Nährstoffe in Hobbygärten: "Um zu verhindern, dass der Boden überdüngt wird, müssen auch
die gebundenen Nährstoffe - das heisst die vorhandenen Vorräte der Nährstoffe im Boden - gemessen werden." Oft brauche der Garten gar keinen zusätzlichen Dünger, sagt Paul Mäder, da die meisten Gartenböden in der Schweiz grosse Nährstoffvorräte aufweisen.
Nur ein umfassender Test liefert genaue Resultate
Wie es wirklich um die eigenen Beete steht, finden Gärtner nur mit einer Analyse der gebundenen und wasserlöslichen Nährstoffe heraus. So erhält man Aufschluss über Bodenart, Humus, pH-Wert und die Reserven der Nährstoffe wie Kalzium, Kalium, Phosphor und Stickstoff.
Fest steht: Es lohnt sich nicht, bei den Kosten für Bodenanalysen zu sparen:
° Billige Tests zwischen 30 und 65 Franken messen nur die wasserlöslichen Nährstoffe im Boden. Der Anteil dieser Stoffe ist aber wetterabhängig. Nach starken Regenfällen oder nach den nassen Wintermonaten ist deren Konzentration gering. Sie sind ausgeschwemmt und müssen zuerst wieder aus der Erde gelöst werden. Die Dünge-Empfehlungen, die aus diesen Tests resultieren, sind deshalb meist zu hoch.
° Analysen für 70 bis 120 Franken messen dagegen auch die gebundenen Nährstoffe und damit auch die Reserven im Boden. Deshalb fallen die darauf basierenden Dünge-Empfehlungen wesentlich genauer aus.
Viele Hobbygärtner in der Schweiz haben ihre Beete jahrzehntelang überdüngt. Damit haben sie sich einen Bärendienst erwiesen: Die Böden enthalten heute grosse Mengen an giftigen Schwermetallen. Düngerspezialist Paul Mäder rät: Statt den Boden mit Dünger zu malträtieren, sollten die Gärtner ihre Beete häufiger hacken. So werden die Nährstoffe im Boden den Pflanzen besser zugänglich gemacht.
Kasten: Tipps
Auf chemische Dünger verzichten
° Biologisch düngen
Eine Bodenanalyse zeigt auf, wie Sie Düngemittel richtig dosiert einsetzen und wie Sie das Beet am besten "beackern". Grundsätzlich gilt: Verwenden Sie im Garten nach Möglichkeit biologische Dünger. Chemische Mittel belasten den Boden, weil sie schwerer abbaubar sind.
° Kompost mit Mass
Zehn Liter Kompost reichen für vier Quadratmeter Gartenboden. Achtung: Kompostieren Sie keine pro