So schützen Sie sich vor Unfällen
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K-Tipp 10/2002
15.05.2002
Stürze, Verbrennungen, Strom schläge: In Haus und Garten verunfallen doppelt so viele Menschen wie bei der Arbeit
Über eine halbe Million Menschen verunfallt jedes Jahr in Haus und Garten. Rund 1000 Personen sterben dabei. Ursache sind häufig Unvorsichtigkeit und Übermut.
Patrick Gut pgut@ktipp.ch
Als Lisa Matter ihre Wäsche nach dem Trocknen vom Estrich in die Wohnung hinuntertragen wollte, geschah es. Weil sie die Wäsche im Korb hoch aufgetü...
Stürze, Verbrennungen, Strom schläge: In Haus und Garten verunfallen doppelt so viele Menschen wie bei der Arbeit
Über eine halbe Million Menschen verunfallt jedes Jahr in Haus und Garten. Rund 1000 Personen sterben dabei. Ursache sind häufig Unvorsichtigkeit und Übermut.
Patrick Gut pgut@ktipp.ch
Als Lisa Matter ihre Wäsche nach dem Trocknen vom Estrich in die Wohnung hinuntertragen wollte, geschah es. Weil sie die Wäsche im Korb hoch aufgetürmt hatte, konnte sie die Treppe nicht sehen. Sie verpasste eine Stufe und stürzte.
Das mehrfach gebrochene Bein haben die Ärzte mit Metallplatten stabilisiert. Dabei hatte Matter noch Glück im Unglück. Der Sturz hätte leicht auch tödlich ausgehen können.
In der Schweiz sterben laut Hochrechnungen der Beratungsstelle für Unfallverhütung (BFU) jährlich rund 900 Menschen bei Stürzen. Gemäss Statistik sind es vorwiegend ältere Leute, die bei solchen Unfällen zu Tode kommen. Zahlreich sind dabei Frakturen des Oberschenkelhalses. Die Betroffenen versterben häufig nicht unmittelbar nach dem Sturz, sondern nach Wochen oder Monaten im Spital. Als Ursache für den Tod gilt aber trotzdem der Sturz.
Insgesamt geschehen jährlich gut 570 000 Unfälle in Haus und Garten. Diese hochgerechnete Zahl umfasst auch die so genannten Bagatellunfälle, die keinen Arztbesuch nach sich ziehen. Nicht gezählt sind aber die gut 280 000 Sportunfälle. Zum Vergleich: Während der Arbeit verunfallen etwa 250 000 Personen pro Jahr.
Insgesamt kosten die Unfälle in Haus und Garten rund 2,5 Milliarden Franken pro Jahr. Abgesehen von den medizinischen Heil- und Wiedereingliederungskosten belasten die Volkswirtschaft auch Produktionsausfälle, Sachschäden und Polizeikosten. Ein einzelner Verunfallter kostet rund 4300 Franken. Zum Vergleich: Die Kosten der Verkehrsunfälle betragen 2,1 Milliarden Franken, jene der Sportunfälle 1,8 Milliarden Franken.
Die BFU hat eine kostenlose Checkliste zum Thema «Sicherheit im Haushalt» zusammengestellt. Bestellen kann man sie bei der Schweizerischen Beratungsstelle für Unfallverhütung, Laupenstrasse 11, Postfach 8236, 3001 Bern (adressiertes C5-Antwortcouvert beilegen), oder unter www.bfu.ch im Internet, wo es auch zahlreiche Informationsschriften gibt, die meisten gratis.
Wer ein paar we nige Regeln befolgt, reduziert das Unfallrisiko deutlich
Ein Grossteil der Unfälle in Haushalt und Garten lässt sich mit einfachen Massnahmen vermeiden.
Stürze
Jeder zweite Unfall in Haus und Garten ist ein Sturz. Besonders häufig sind Stürze auf ebenem Boden. Gefährlicher sind aber Stürze aus der Höhe und auf Treppen.
So vermeiden Sie Stürze auf der Treppe
- Tragen Sie Lasten so, dass Sie jederzeit sehen, wo Sie hintreten.
- Treppen sollten mindestens auf der einen Seite mit einem Handlauf versehen sein.
- Markieren Sie die Treppenkanten. Zusätzliche Sicherheit geben so genannte Gleitschutzstreifen.
- Ein gut ausgeleuchteter Treppenbereich hilft, Unfälle zu verhindern.
So vermeiden Sie Stürze am Boden
- Sichern Sie Zierteppiche und Läufer mit einer Gleitschutzunterlage.
- Wischen Sie verschüttete Flüssigkeiten sofort weg.
So vermeiden Sie Stürze aus der Höhe
- Stühle sind eine schlechte Aufstiegshilfe. Müssen Sie trotzdem auf einen Stuhl steigen, stellen Sie ihn mit der Lehne gegen eine Wand. Eindeutig sicherer sind aber Haushaltleitern mit festen Tritten mit rutschfestem Belag.
- Achten Sie vor dem Aufstieg auf eine Gartenleiter darauf, dass sie sicher steht. Der Anstellwinkel sollte rund 70 Grad betragen. Halten Sie sich an den Sprossen und nicht an den Holmen fest.
Tipps für den Kauf von Kajütenbetten
Rund 1000 Kinder stürzen jedes Jahr von Kajütenbetten. Achten Sie beim Kauf auf folgende Punkte:
- Das Bett sollte nach Norm EN 747 geprüft oder mit einem GS-Zeichen versehen sein.
- Das obere Bett weist auf allen vier Seiten eine Umrandung auf.
- Die Umrandung ragt mindestens 16 Zentimeter über die Matratze hinaus und ist fest mit dem Bett verbunden.
- Das obere Bett ist fest mit dem unteren verbunden.
- Die Leiter ist fest mit dem Bett verbunden, die Leitersprossen sind mindestens 30 Zentimeter breit und weisen von Sprosse zu Sprosse einen Abstand von mindestens 20 Zentimetern auf.
Stromschläge
Stromunfälle sind zwar nicht so häufig wie Stürze, die Folgen sind aber meist dramatisch. Am häufigsten kommt es im Bad und im Garten zu Unfällen mit Strom.
So vermeiden Sie Unfälle mit elektrischem Strom
- Verwenden Sie so genannte Fehlerstrom- oder FI-Schutzschalter. Diese unterbrechen die Stromzufuhr im Notfall unverzüglich. Zentral im Elektroverteilkasten eingebaute FI-Schutzschalter schützen im ganzen Haus. Kostenpunkt: 300 bis 400 Franken. Etwas günstiger sind mobil einsetzbare Sicherheitsadapter (30 bis 50 Franken pro Stück).
- Als Schutz für Kinder können auch Blindstecker sinnvoll sein.
Ertrinken
Jedes Jahr ertrinken rund acht Kinder in Gartenbiotopen. Dutzende tragen lebenslange Schäden davon.
So vermeiden Sie Unfälle durch Ertrinken
- Wasser im Spielbereich von Kindern sollte nicht tiefer sein als 20 Zentimeter.
- Zäunen Sie das Biotop ein, oder verwenden Sie ein Schutzgitter, das knapp unter der Wasseroberfläche montiert wird.
Verbrühen, Verbrennen
Verbrühungen kommen oft vor, wenn Kinder Pfannen mit Heisswasser vom Herd herunterreissen. Häufig hinterlassen sie hässliche Narben.
So vermeiden Sie Unfälle durch Verbrühen
- Ein Kinderherdschutz hält die Kinder von den Herdplatten ab.
- Lassen Sie die Pfannenstiele nicht über den Herd hinausragen.
Unvorsichtiges Grillieren führt oft zu Verbrennungen.
So vermeiden Sie Unfälle durch Verbrennungen
- Verzichten Sie auf flüssige Anzündhilfen - beim Anzünden wie beim Nachfeuern. Sicherer sind Anzündkamine aus Blech oder Anzündwürfel.