Solarien mit Schattenseiten
Bräunungsstudios werben neuerdings nicht nur für braune Haut, sondern auch für Schutz vor Krankheiten. Der Kanton Zürich will diesen «Heilsanpreisungen» nun ein Ende machen.
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K-Tipp 20/2005
30.11.2005
Stephan Dietrich - stephan.dietrich@ktipp.ch
Solarium Sonne schützt Sie bis um 30 % vor Krebs», heisst es in holprigem Deutsch auf einem Flyer der Zürcher Solariumkette Pacific Sun. «Solarien sind gesund und schützen vor Krebs und Osteoporose», ist auf Handzetteln im Sunny in Frenkendorf BL zu lesen. Ähnliche Heilversprechen finden sich auch auf der Website des Schweizer Solarienverbands Photomed.
Für Renato Panizzon, Dermatologe und Spezialist in Sachen UV-Strahlung an der Uni Lausanne, sind solche Hinweise nicht nu...
Solarium Sonne schützt Sie bis um 30 % vor Krebs», heisst es in holprigem Deutsch auf einem Flyer der Zürcher Solariumkette Pacific Sun. «Solarien sind gesund und schützen vor Krebs und Osteoporose», ist auf Handzetteln im Sunny in Frenkendorf BL zu lesen. Ähnliche Heilversprechen finden sich auch auf der Website des Schweizer Solarienverbands Photomed.
Für Renato Panizzon, Dermatologe und Spezialist in Sachen UV-Strahlung an der Uni Lausanne, sind solche Hinweise nicht nur irreführend, sondern gefährlich: «Die Aussagen entsprechen nicht der Meinung der internationalen UV-Hautspezialisten.» Auch von der Behauptung, Solariumsbräune schütze vor Sonnenbrand und Hautkrebs, hält Panizzon nichts: «Jede zusätzliche UV-Belastung - ob von der Sonne oder im Solarium - trägt zur Hautalterung bei und erhöht tendenziell das Hautkrebsrisiko.»
Die Solarium-Lobby behauptet zudem neuerdings, künstliche UV-Strahlen nützten gegen den angeblich drohenden Vitamin-D-Mangel. Panizzon: «Für ausreichende UV-Strahlung reicht bei uns selbst im Winter ein kurzer Spaziergang im Freien.»
Das BAG kontrolliert die Solarien kaum
Für den Betrieb eines Solariums brauche es in der Schweiz weder spezielle Vorkenntnisse noch eine Bewilligung. Auch für die Apparaturen existierten keine Vorschriften, Kontrollen durch die Kantone gebe es deshalb fast nie, sagt Beat Gerber, Strahlenexperte beim Bundesamt für Gesundheit BAG.
Ein Verbot von Solarien ohne geschulte Aufsichtsperson hat Renato Panizzon für den Kanton Waadt angeregt - doch der Vorschlag erlitt im Kantonsparlament erst kürzlich Schiffbruch.
Nun will aber der Kanton Zürich aktiv werden. Marianne Delfosse, Mediensprecherin der Zürcher Gesundheitsdirektion, stellt klar, dass die Plakatkampagne der Pacific Sun eine so genannte Heilsanpreisung darstelle. Deshalb hat die Gesundheitsdirektion die Betreiber aufgefordert, die Kampagne sofort abzubrechen.
Übrigens: Gezielt angewendet, könnten künstliche UV-Strahlen laut Panizzon zum Beispiel zur Behandlung von Schuppenflechte durchaus sinnvoll sein. Doch dafür brauche es Fachpersonen und eine minuziöse Kontrolle der Strahlendosis.