Sparpotenzial von Gasautos
In der Anschaffung ist ein Gasauto teurer. Doch im Betrieb ist es günstiger. Berechnungen zeigen: Ein Durchschnittsfahrer kann schon nach einem Jahr in die Gewinnzone fahren.
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K-Tipp 13/2010
23.08.2010
Letzte Aktualisierung:
01.09.2010
Darko Cetojevic
Ein neuer Opel Zafira fährt bei der Avia-Tankstelle in Volketswil ZH vor. Der Familien-Van rollt an Benzin- und Diesel-Zapfsäulen vorbei und hält vor der Säule mit Erdgas/Biogas: Tankklappe auf, Zapfhahn hinein, verriegeln und warten. Der Tankvorgang wird automatisch beendet.
Bei der anschliessenden K-Tipp-Testfahrt sind keine Unterschiede zu Modellen mit Benzinantrieb festzustellen – bis auf ein nicht unbedeutendes Detail: Für die nächsten...
Ein neuer Opel Zafira fährt bei der Avia-Tankstelle in Volketswil ZH vor. Der Familien-Van rollt an Benzin- und Diesel-Zapfsäulen vorbei und hält vor der Säule mit Erdgas/Biogas: Tankklappe auf, Zapfhahn hinein, verriegeln und warten. Der Tankvorgang wird automatisch beendet.
Bei der anschliessenden K-Tipp-Testfahrt sind keine Unterschiede zu Modellen mit Benzinantrieb festzustellen – bis auf ein nicht unbedeutendes Detail: Für die nächsten 430 Kilometer Testfahrt kostet beim Gasauto der Treibstoff Fr. 33.–, beim Benzinermodell Fr. 58.50.
Ein Erdgasauto gilt zudem als umweltfreundlich: Es stösst rund einen Fünftel weniger CO2 aus und trägt so im Vergleich mit Benzinern und Dieselautos viel weniger zum Treibhauseffekt bei, wie eine Studie der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) belegt.
Und bei Unfällen sind sie laut ADAC nicht gefährlicher als Benzin- und Dieselautos. Zurzeit bieten Ford, VW, Chevrolet, Opel, Fiat, Mercedes und Lada rund 30 Gasmodelle an. Umrüsten lässt sich aber auch jedes Benzinauto.
Über 800 Franken Ersparnis pro Jahr
Doch lohnt sich der Umstieg auf gasbetriebene Autos? Und was ist besser – Umrüsten oder ein neues Gasauto? Der Touring Club Schweiz (TCS) hat im Auftrag des K-Tipp beim Familien-Van Opel Zafira nachgerechnet – einmal mit Erdgas/Biogas und einmal mit Flüssiggas. Das sind die Resultate:
Erd-/Biogas: Hier kann ein Neuwagenkauf «empfehlenswert bis sehr empfehlenswert» sein, so das Fazit des TCS. Beim Opel Zafira 1.6 CNG Turbo spart ein Durchschnittsfahrer, der pro Jahr 15‘000 Kilometer zurücklegt, im Vergleich zum entsprechenden Benzinmodell Fr. 805.– an Spritkosten (siehe Tabelle im pdf-Artikel). Im ungünstigsten Fall dauert es vier Jahre, bis der Mehrpreis von Fr. 3200.– für das gasbetriebene Modell amortisiert ist.
Dieser ungünstigste Fall tritt aber kaum ein. Im Kanton Zürich gibts zum Beispiel in 41 Gemeinden inklusive Stadt Zürich 1000 Franken in bar beim Kauf eines neuen Erdgasautos. Dann dauert es noch zweieinhalb Jahre, und schon fährt man im Vergleich zum Benziner in die Gewinnzone.
Noch besser sieht es in der Stadt Luzern aus: Mit Förderbeiträgen der Stadt und vom lokalen Gasversorger sowie einer geringeren Motorfahrzeugsteuer lohnt sich ein Gasauto schon nach einem Jahr. Jedoch: Von einem Umbau eines Benziners auf Erdgas rät der TCS ab. Denn es gebe dafür kaum spezialisierte Betriebe. Der Kauf einer Erdgas-Occasion sei sinnvoller.
Flüssiggas: Auf dem Markt gibt es eine zweite Form von Gas, die bei Autos eingesetzt wird: Flüssiggas, auch Autogas oder LPG (Liquefied Petrol Gas) genannt. Dieses wird im Gegensatz zu Erd-und Biogas flüssig getankt. Flüssiggasautos dürfen kein Erdgas tanken, Erdgasautos kein Flüssiggas.
Auch mit Flüssiggas fährt man günstiger als mit Benzin. Beim Berechnungsbeispiel Opel Zafira 2.2 Ecotec geht der TCS von der Umrüstung eines neuen Autos aus, weil in der Schweiz zurzeit keine Flüssiggas-Zafiras neu ab Werk angeboten werden. Die Treibstoffkosten-Ersparnis beträgt Fr. 361.– jährlich, die Umrüstkosten Fr. 4000.–.
Im ungünstigsten Fall kann es laut TCS bis zu neun Jahre dauern, bis die Umbaukosten eines Opel Zafira amortisiert sind. Wesentlich schneller geht es in der gasfreundlichen Stadt oder im Kanton Luzern: Ein umgebauter LPG-Zafira ist schon nach 4,5 Jahren amortisiert und spart danach beim Tanken mehr als 300 Franken pro Jahr. Unter diesen Bedingungen empfiehlt der TCS einen Umbau.
Bei Autos, die älter als zwei Jahre sind, sei das Umrüsten auf LPG wegen der langen Amortisierung nicht empfehlenswert. Neue LPG-Autos ab Werk bieten derzeit unter anderem Chevrolet, Ford und Lada in der Schweiz an. Der Kombi Ford Mondeo ist in FlexiFuel/LPG-Ausführung Fr. 4000.– teurer als der Benziner. Hier dauert es laut TCS-Berechnung zehn Jahre, bis der Mehrpreis über das Flüssiggas amortisiert ist.
Checkliste: Erdgas oder Flüssiggas?
Wer auf Gas-Antrieb wechseln will, muss folgende Punkte beachten:
Prüfen Sie, ob es an Ihrem Wohnort, Arbeitsort oder entlang den von Ihnen oft befahrenen Strecken eine Gastankstelle hat und wie viel das Gas dort kostet.
- Zurzeit gibt es in der Schweiz rund 130 Erdgas-Biogas-Tankstellen sowie 40 Flüssiggas-Tankstellen (LPG). Unter www.erdgasfahren.ch/56.html und www.vitogaz.ch/autogas-lpg/tankstellennetz.html findet man Verzeichnisse mit entsprechenden Tankstellen in der Schweiz.
- Alle Gas-Autos haben auch einen Benzintank: Ist der Gastank leer, geht es mit Benzin bis zur nächsten Gastankstelle.
- Prüfen Sie das Modellangebot und die Fahrzeugpreise. Vergleichen Sie zudem den Treibstoffverbrauch – zum Beispiel im TCS-Autokatalog oder unter www.erdgasfahren.ch/12.html sowie www.autogas24.ch/lpg-fahrzeuge.html.
- Klären Sie ab, welche Vergünstigungen bei den Motorfahrzeugsteuern und den lokalen Gasversorgern möglich sind. Bei den Motorfahrzeugsteuern bietet das Bundesamt für Energie eine Übersicht an.
- Zudem gibt es Versicherungsgesellschaften, die Rabatte für Gasfahrzeuge gewähren. Nähere Angaben findet man unter www.bfe.admin.ch/energie «energieeffiziente Mobilität und Fahrzeuge» finanzielle Vorteile für effiziente Fahrzeuge.
- Erstellen Sie eine Kostenbilanz und beachten Sie dabei: Auch wenn man wegen des geringeren CO2-Ausstosses bereit ist, in gasbetriebene Autos zu investieren – die Kosten sollte man trotzdem nicht aus den Augen verlieren. Diese Rechnung sieht für jede Region anders aus.