Die Auswahl ist gross: In der Schweiz gibt es elf Telecomfirmen, die Handys verkaufen. Sie haben zusammen 58 verschiedene Verträge und Dutzende von Zusatzdiensten im Angebot. Der Preisunterschied zwischen dem günstigsten und dem teuersten Vertrag beträgt mehrere Tausend Franken.
Eine fundierte Beratung ist entsprechend wichtig. Darum hat der K-Tipp die Handy-Beratung in je fünf Läden von Fust, Interdiscount, Post, M-Electronics, Mobilezone, Orange, Sunrise und Swisscom unter die Lupe genommen (siehe auch Kasten). Die Testanlage entsprach der Stichprobe von vor vier Jahren (K-Tipp 03/2009). Fazit damals: Auf Kostenfallen wie Telefonieren im Ausland (Roaming) wiesen Verkäufer kaum hin. Als einzige Firma erreichte Swisscom damals eine gute Gesamtnote.
Das Fazit der neuerlichen Stichprobe ist nicht besser: Bei der Warnung vor Kostenfallen hapert es weiterhin. Am schlechtesten schnitt dabei Sunrise ab. Obwohl das Unternehmen vor vier Jahren Besserung versprach, erzielten die Verkäufer auch diesmal wieder durchs Band schlechte Noten. Kein einziger wies auf Fallen wie das Roaming, 0900er-Nummern oder Zusatzkosten durch Datenbezug hin. In zwei von fünf Fällen beriet ein völlig überforderter Lehrling. Sunrise verspricht, das Personal in Zukunft besser zu schulen.
Nicht überzeugen konnten auch die Verkäufer von Interdiscount: Sie waren häufig kurz angebunden und schienen nur ein teures Abo verkaufen zu wollen. Am Berner Waisenhausplatz zum Beispiel musste der Testkunde in der überfüllten Filiale regelrecht um eine Beratung kämpfen – die dann erst noch schlecht war.
Stossend: Obwohl Interdiscount alle Verträge aller Telecomfirmen im Sortiment hat, rieten fast sämtliche Verkäufer zu einem Swisscom-Produkt. Gleiches gilt für Fust. Unabhängiger war die Beratung bei Post und Mobilezone.
Abo für 2000 Franken angedreht
Die Berater von Swisscom, Post und Mobilezone nahmen sich viel Zeit für den Kunden und informierten umfassend. Die Verkäufer bei Interdiscount, Sunrise, Fust und M-Electronics konnten nicht überzeugen. Krassestes Beispiel war ein Fust-Verkäufer: Er versuchte dem Kunden ein Abo inklusive Handy für insgesamt 2080 Franken anzudrehen. Für das Profil des Testkunden hätte jedoch ein Prepaid-Handy für 20 Franken gereicht. Fust rechtfertigt sich damit, er würde die Verkaufskompetenz der Berater regelmässig prüfen und käme dabei zu völlig anderen Resultaten.
Immerhin: In fast allen Läden waren die Wartezeiten meist unter fünf Minuten und die Mitarbeiter freundlich. Einzig bei
M-Electronics leistete sich eine Verkäuferin einen groben Schnitzer: Mitten in der Beratung lief sie davon – und ward nicht mehr gesehen.
So wurde getestet
Der K-Tipp hat in den fünf Städten Basel, Bern, Luzern, St. Gallen und Zürich die Beratung in Handy-Läden geprüft. Besucht wurden die jeweiligen Filialen von Fust, Interdiscount, M-Electronics, Mobilezone, Post, Orange, Sunrise und Swisscom.
Bei diesen insgesamt 40 Ladenbesuchen wurde die Beratung für zwei Kundenprofile getestet:
- Die Testperson gab an, dass sie ein Handy für ihren Göttibueb kaufen will. Geprüft wurde hier unter anderem, ob die Verkäufer auf Kostenfallen hinweisen, wie kompetent sie Auskunft geben oder ob sie ein überteuertes Abo andrehen wollen.
- Dann interessierte sich der Testkunde selbst für ein Handy. Sein Profil entspricht genau dem Schweizer Durchschnitt: Er telefoniert rund 40 Minuten pro Monat und schreibt 60 SMS. Ausserdem surft er ab und zu mit dem Handy im Internet. Ein guter Berater würde ein Prepaid-Handy oder ein Abo empfehlen, das weniger als 30 Franken pro Monat kostet.
Handy-Kauf: Darauf müssen Sie achten
- Bedarf klären: Überlegen Sie, wie viel Sie telefonieren und wofür Sie Ihr Handy brauchen. Überprüfen Sie dazu die Rechnungen der letzten Monate. Lassen Sie sich erst dann vom Verkäufer die günstigsten Tarife ausrechnen und erklären. Wichtig: Viele Verkäufer verstecken die Grundgebühr hinter Inklusiv-Minuten oder anderen Guthaben. Lassen Sie sich nicht verwirren: Am wichtigsten sind die monatlich fix anfallenden Kosten.
- Prepaid oft günstiger: Wer für bis zu 20 Franken pro Monat telefoniert, fährt mit einem Prepaid-Handy am günstigsten (siehe dazu auch «Kurz-Telefonierer wählen am besten Aldi», Ausgabe 3/13). Zudem: Man kann problemlos von einer Telecomfirma zu einer anderen wechseln.
- Inklusive ist nicht alles: Viele Firmen werben mit Alles-inklusive-Verträgen. Doch etliche Rufnummern (zum Beispiel 0848-Nummern oder Kurznummern wie 1145) bleiben kostenpflichtig. Fragen Sie nach, was nicht inklusive ist.
- Handy behalten: Wenn Ihr jetziges Handy noch funktioniert, behalten Sie es. Lassen Sie sich nicht von verbilligten Geräten ködern. Meist kosten die Abogebühren über die Jahre mehr, als Sie beim Handy sparen könnten.
- Kurze Laufzeit wählen: Die Telecomfirmen ändern ihre Verträge laufend. Bestehend Sie deshalb auf einer möglichst kurzen Vertragslaufzeit. So können Sie schneller wechseln. Der Verkäufer sollte Sie über Kündigungstermine und -fristen informieren.
- Datenoptionen erklären lassen: Für den Internetzugriff mit dem Handy brauchts eine Datenoption oder ein entsprechendes Abo. Lassen Sie sich erklären, welche Programme wie viel Daten verbrauchen und was der Download einer bestimmten Datenmenge konkret kostet.
- Roaming vermeiden: Erkundigen Sie sich nach den Telefon- und Datentarifen im Ausland. Der Verkäufer soll Ihnen erklären, wie Sie Roaming stoppen und die Combox abschalten können.
- Vorsicht bei SIM-Lock: Fragen Sie den Verkäufer, ob das Handy einen SIM-Lock hat und wie lang dieser dauert. Solche Geräte funktionieren nur mit der SIM-Karte einer Firma. Dies ist meistens bei verbilligten Prepaid-Handys der Fall.