Strahlendes Mineralwasser
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K-Tipp 9/2000
03.05.2000
Radioaktivität der einzelnen Wässer sollte geheim bleiben.
Die USA weisen einige deutsche Mineral-wässer zurück, weil sie zu radioaktiv sind. Das enthüllte die ARD-Sendung "Plusminus". Obwohl die Schweizer Wässer viel weniger strahlen, gaben die Hersteller diese Werte nur ungern preis.
Die ARD-Sendung "Plus-minus" erschreckte unlängst ihre Zuschauerinnen und Zuschauer. Einige deutsche Mineralwässer seien mit dem stark strahlenden Radium-226 so stark belastet...
Radioaktivität der einzelnen Wässer sollte geheim bleiben.
Die USA weisen einige deutsche Mineral-wässer zurück, weil sie zu radioaktiv sind. Das enthüllte die ARD-Sendung "Plusminus". Obwohl die Schweizer Wässer viel weniger strahlen, gaben die Hersteller diese Werte nur ungern preis.
Die ARD-Sendung "Plus-minus" erschreckte unlängst ihre Zuschauerinnen und Zuschauer. Einige deutsche Mineralwässer seien mit dem stark strahlenden Radium-226 so stark belastet, dass sie die Gesundheit gefährden. Ein zitierter Wissenschaftler sieht einen Zusammenhang zwischen der Radium-226-Belastung von Trinkwasser und Blutkrebs bei Kindern.
In den USA gilt für Radium-226 ein Grenzwert von 185 Millibecquerel pro Liter (mBq/l). Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt laut "Plusminus" einen Höchstwert von 100 mBq/l. Fünf deutsche Mineralwässer waren mit mehr als 185 mBq/l belastet, die "Rosbacher Urquelle" sogar mit 510 mBq/l.
Laut Heinz Surbeck vom Bundesamt für Gesundheit BAG gibt es keine entsprechende Empfehlung der WHO. Das BAG hält sich an den massiv höheren Schweizer Grenzwert von 1000 mBq/l. Schweizer Mineralwasser-Trinkern mutet man also Wässer zu, die fünfmal mehr Radium-226 enthalten als in den USA zugelassen.
BAG hält Daten geheim
Schon 1991 hatte das BAG 35 in der Schweiz erhältliche Mineralwässer getestet und führt laufend weitere Messungen durch. Nur: Das BAG informiert die Konsumentinnen und Konsumenten nicht darüber, welches Mineralwasser wie viel Radium-226 enthält. Laut Surbeck lässt das Amtsgeheimnis eine offene Information nicht zu.
Die Hersteller geben den Radium-Gehalt auf ihren Flaschen-Etiketten nicht an. Sie waren zuerst auch nicht bereit, die Radium-Belastung ihrer Mineralwässer dem K-Tip mitzuteilen. Löbliche Ausnahmen: Adelbodner und Fontessa Elm gaben die Zahlen sofort bekannt. Andere Hersteller meinten nur allgemein: "Das Wasser gibt zu keinerlei Beanstandungen Anlass." Oder: "Die Werte liegen bei einem Zehntel bis einem Vierzigstel des Grenzwertes."
Der Geschäftsleiter der Zurzacher behauptete sogar, im Zurzacher sei überhaupt kein Radium-226 drin. Das erwies sich allerdings als falsch. Radium-226 kommt in der Erdrinde natürlicherweise vor. Jedes Wasser löst im Untergrund Radium heraus und nimmt kleine Mengen davon auf.
Ungefragt bekam der K-Tip auch Post vom Verband der Mineralwasser-Hersteller. In einem dreiseitigen Schreiben kritisiert er "die eines Inquisitors würdige kurze zur Beantwortung angesetzte Frist".
Alle Werte "sehr tief"
Erst nach langem Hin und Her rückten die Hersteller doch noch mit genauen Zahlen heraus (siehe Grafik). Die Konsumenten in der Schweiz können beruhigt sein: Alle vom BAG 1991 gemessenen Schweizer Mineralwässer halten nicht nur den Schweizer Grenzwert ein, sondern liegen auch deutlich unter dem WHO-Wert. Am stärksten belastet ist das Arkina.
Für Heinz Surbeck vom BAG sind allerdings sämtliche Werte der Schweizer Mineralwässer "sehr tief". Ausserdem bewege sich der statistische Fehler bei jeder Messung zwischen 15 und 30 Prozent. Nur fünf ausländische Wässer auf dem Schweizer Markt waren stärker belastet, als es die WHO angeblich empfiehlt. Drei davon dürften nicht in die USA exportiert werden, weil dort mehr als 185 mBq/l nicht erlaubt sind. Allerdings: Das BAG will die Namen dieser Mineralwässer nicht veröffentlichen.
Pikant: Noch bis 1986 durften Hersteller von Mineralwässern auf ihren Etiketten damit prahlen, wie radioaktiv ihre Wässer sind. Die damalige Lebensmittel-Verordnung erlaubte die Bezeichnung "natürliches Mineralwasser" unter anderem, wenn "sich die Radioaktivität deutlich vom gewöhnlichen Trinkwasser unterscheidet". Solche Wässer durften die Hersteller ausdrücklich als "radioaktiv" etikettieren.
Kasten
Schweizer Mineralwasser: Alle vom BAG -gemessenen Schweizer Mineralwässer halten nicht nur den Schweizer Grenzwert ein, sondern liegen auch -deutlich unter dem strengeren WHO-Wert.
Eptinger: 5
Adelbodner: 7
Henniez: 8
Aproz: 9*
Lostorf: 10
Zurzacher: 14
Passugger: 20
Fontessa: 23
Rhäzünser: 30