Coop verkauft unter der Marke Jamadu laut Internetseite «schlaue Ernährung für Kinder». So werde «ein gesunder Lebensstil» mit «so wenig Zucker wie möglich» unterstützt.
Doch Jamadu-Apfelsaft enthält 11 Gramm Zucker pro Deziliter – mehr als Coca-Cola. Mit einer einzigen Packung nimmt man 5,5 Würfelzucker zu sich. Das ist fast so viel wie die 25 Gramm, die ein Kind oder Jugendlicher gemäss der Weltgesundheitsorganisation pro Tag höchstens konsumieren sollte.
Zu viel Zucker erhöht das Diabetesrisiko
Auch die anderen fünf Jamadu-Säfte enthalten sehr viel Zucker. Bei Jamadu Fruit & Tea («ohne Zusatz von Zucker») etwa sind es 7 Gramm pro Deziliter. Zu viel Zucker kann zu Übergewicht oder Diabetes führen.
«Auch Fruchtsäfte sind problematisch», warnt die Basler Ernährungsforsche-rin Anne Christin Meyer-Gerspach. «Der darin enthaltene Zucker hat die gleiche schädliche Wirkung wie der Zucker in Süssgetränken.» Jamadu ist nicht das einzige zuckerhaltige Getränk, das sich mit Comic- und Tierfiguren an Kinder richtet:
- Capri-Sun Monster Alarm: («ohne künstliche Süssstoffe»): 8,7 Gramm Zucker pro Deziliter (Migros)
- Oasis Tropical: 8,2 g Zucker (Migros)
- Mibébé milder Apfel: 10 g Zucker (Migros)
- Evil Juice: 9,6 g Zucker (Migros)
- Andros Kids orange («reich an Vitamin C»): 9,1 g Zucker (Coop)
- Hello Kitty Strawberry Raspberry: 9,5 g Zucker (Coop)
- Kong Strong Wild Power: 9,5 g Zucker (Lidl)
- Capri-Sun Multivitamin: 7,1 g Zucker; Energydrink Monster: 8,4 g Zucker (diverse Läden).
Laut der Konsumentenschutzorganisation Foodwatch enthalten 86 Prozent der Kindergetränke in Deutschland mehr als 5 Gramm Zucker pro Deziliter und sind damit überzuckert.
In Grossbritannien müssen Hersteller ab diesem Wert eine Zuckersteuer zahlen. Sie wirkt, wie eine Studie zeigt: Die Menge Zucker, die Kinder mit Süssgetränken zu sich nehmen, sank in Grossbritannien zwischen 2008 und 2019 von 27 auf noch 10 Gramm pro Tag.
Lasche Vorschriften in der Schweiz
Die Schweiz hingegen schont die Hersteller. Sie versprachen in einer freiwilligen Vereinbarung mit dem Bund nur, den Zuckergehalt in Getränken, Joghurts und Frühstücksflocken um 10 bis 15 Prozent zu senken («Saldo» 1/2024).
Trotzdem sind Frühstücksflocken mit kindlichen Werbemotiven noch immer überzuckert. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt für sie maximal 15 Gramm Zucker pro 100 Gramm. Viele an Kinder gerichtete Produkte liegen deutlich über diesem Wert. Und sie enthalten viel mehr Zucker als Produkte in Verpackungen ohne Comicfiguren.
Überzuckerte Produkte als gesund verkauft
Die Hersteller scheuen sich nicht davor, übersüsste Kinderprodukte mit dem Hinweis auf gesunde Zutaten zu bewerben. Beispiele: Nestlé Nesquick («53 % Vollkorn mit 7 Vitaminen») oder Kellogg’s Chocos («High in Fibre») und Crownfield Golden Puffs («with Honey»). In diesen drei Produkten hat es 22 bis 32 Gramm Zucker pro 100 Gramm. Zum Vergleich: Kellogg’s Cornflakes enthalten nur 8 Gramm Zucker pro 100 Gramm, Crownfield Cornflakes 5,5 Gramm.
Lidl kündigte Anfang 2023 an, ungesunde Produkte nicht mehr mit Verpackungen zu verkaufen, die Kinder ansprechen. Doch dieses Versprechen löste der Händler nicht ein. Laut Lidl werden die Verpackungen zurzeit überarbeitet. «Bereits ein Viertel» der Crownfield-Zerealien halte die Vorgabe der Weltgesundheitsorganisation ein. Coop und Migros versprechen gegenüber dem K-Tipp, den Zuckergehalt in ihren Kinderprodukten laufend zu reduzieren.