Toter Hund: Online-Ente
Feuchte Bodentücher von Swiffer töten Haustiere, wird im Internet gewarnt. Es handelt sich dabei jedoch um eine von zahllosen Online-Enten.
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K-Tipp 14/2005
07.09.2005
Bernhard Matuschak - redaktion@ktipp.ch
Feuchte Swiffer-Tücher: Gefährlich für Hunde und Katzen.» Unter diesem Titel kursiert derzeit im Internet die Schauergeschichte eines Schäferhundes, der aufgrund eines schmerzhaften Leberleidens eingeschläfert werden musste. Verantwortlich für dessen Tod sei ein in den Wischtüchern enthaltener «Enteiser». Um was für einen Stoff es sich dabei handelt, wird nicht weiter erläutert. Wer genau hinter dieser Meldung steckt, bleibt ebenso nebulös.
Auch K-Tipp-Leser zeigten s...
Feuchte Swiffer-Tücher: Gefährlich für Hunde und Katzen.» Unter diesem Titel kursiert derzeit im Internet die Schauergeschichte eines Schäferhundes, der aufgrund eines schmerzhaften Leberleidens eingeschläfert werden musste. Verantwortlich für dessen Tod sei ein in den Wischtüchern enthaltener «Enteiser». Um was für einen Stoff es sich dabei handelt, wird nicht weiter erläutert. Wer genau hinter dieser Meldung steckt, bleibt ebenso nebulös.
Auch K-Tipp-Leser zeigten sich besorgt. Nur: Laut der Technischen Universität Berlin handelt es sich beim geschilderten Drama um eine Ente, einen so genannten Hoax. Das sind im Internet in Umlauf gebrachte Gerüchte und Falschmeldungen, für die wie in besagtem Fall keine Quelle ersichtlich ist. Der Swiffer-Hersteller Procter & Gamble wehrt sich denn auch: «Die Sicherheit von Swiffer-Tüchern für die Verwendung in Haushalten mit Haustieren wurde durch unabhängige Experten wissenschaftlich und veterinärmedizinisch bestätigt», sagt Sprecherin Marie-Sabine Blardone. Wie bei allen Reinigungsmitteln werde jedoch auch für Swiffer-Tücher empfohlen, sie für Kinder und Haustiere unerreichbar aufzubewahren.
Berüchtigter Stoff ist kaum abbaubar
Tatsächlich seien die feuchten Swiffer-Tücher nicht gefährlicher als andere Putzmittel auch, bestätigt Olivier Depallens vom Bundesamt für Gesundheit (BAG). Welche Stoffe in Swiffer enthalten sind, erfährt der Konsument allerdings nicht. Auf der Verpackung heisst es nur: «Enthält Konservierungsmittel.» Auf Nachfrage des K-Tipp ergänzt Blardone, dass sich in den feuchten Putztüchern zu 90 Prozent Wasser, dazu Alkohol (1 bis 5 %) sowie Parfüm und Konservierungsmittel (rund 1 %) befänden.
Bisher mussten Inhaltsstoffe auf der Verpackung angegeben werden, wenn das Produkt in einer Giftklasse eingestuft ist. Seit 1. August gilt in der Schweiz jedoch EU-Recht, wonach potenziell gesundheitsschädliche Stoffe - sofern sie eine höhere Konzentration als 0,2 Prozent aufweisen - aufgelistet werden müssen, auch wenn sie vorher keiner Giftklasse angehörten. Dennoch verstösst Procter & Gamble nicht gegen geltendes Recht. Den Herstellern wurde eine Übergangszeit von zwei Jahren eingeräumt.
Auch auf den «feuchten Bodentüchern mit Reinigungsmittel» von Scotch Brite sucht der Konsument noch vergebens nach einer Deklarationsliste. Es wird lediglich angegeben, dass weniger als 5 Prozent Amphotenside enthalten sind.
Der Stoff ist allerdings berüchtigt. Gemäss dem deutschen Umweltbundesamt werden Amphotenside in Kläranlagen «nur schwer oder gar nicht biologisch abgebaut». Ähnlich dünn ist die Information beim Migros-Produkt Twister, wo lediglich «nicht ionische Tenside» als Inhaltsstoffe aufgeführt sind.
Einzig Coop, wo eines der vier vom K-Tipp begutachteten Produkte verkauft wird, informierte bereits vor dem 1. August umfänglich über die in den «feuchten Bodenreinigungstüchern» enthaltenen Inhaltsstoffe.
Hinweise zu aktuellen Hoax liefert die Technische Universität Berlin unter www. hoax-info.de