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K-Tipp 15/2002
18.09.2002
Ausgerechnet bei ihrem Hauptzweck versagen einige der getesteten Frottétücher: bei der schnellen Wasseraufnahme. Waro hat reagiert und verkauft in Zukunft nur noch Tücher besserer Qualität.
Rolf Muntwyler rom@ktipp.ch
Je neuer, desto besser: Das mag für Turnschuhe, Staubsauger und Autos gelten. Bei Frottétüchern verhält es sich meist umgekehrt. Wer sich auf dem Weg zum Sportplatz ein neues Tuch kauft, um sich nach Training und Dusche abzutrocknen, kann Pech ...
Ausgerechnet bei ihrem Hauptzweck versagen einige der getesteten Frottétücher: bei der schnellen Wasseraufnahme. Waro hat reagiert und verkauft in Zukunft nur noch Tücher besserer Qualität.
Rolf Muntwyler rom@ktipp.ch
Je neuer, desto besser: Das mag für Turnschuhe, Staubsauger und Autos gelten. Bei Frottétüchern verhält es sich meist umgekehrt. Wer sich auf dem Weg zum Sportplatz ein neues Tuch kauft, um sich nach Training und Dusche abzutrocknen, kann Pech haben: Der Körper bleibt nass, das Tuch hartnäckig trocken.
Neue, ungewaschene Frottiertücher einzelner Marken saugen nämlich überhaupt nicht, schlimmer noch: Sie sind sogar wasserabstossend. Ein weiteres Übel ist die ungenügende Verarbeitungsqualität: Beim Abtrocknen hinterlassen die Tücher Fusseln am Körper.
Doch welche Tücher trocknen gut, welche schlecht? Und welche verlieren Fusseln? Der K-Tipp hat zwölf Frottétücher der Grösse 50 x 100 cm eingekauft und sie beim Schweizer Textilprüfungsinstitut Testex auf Qualität und Eignung für den täglichen Gebrauch testen lassen. Neben den meistverkauften hat der K-Tipp gezielt auch besonders günstige und einige teurere Produkte ausgewählt.
Um einen gültigen Vergleich zu gewährleisten, wurde ausschliesslich königsblaue Ware eingekauft. Einerseits lässt sich bei dieser kräftigen Farbe die Licht- und Waschechtheit testen. Anderseits ist sie in den meisten Sortimenten erhältlich und geht neben Weiss und Grau am häufigsten über den Ladentisch.
Zum einen untersuchte Testex Saugfähigkeit und Wasseraufnahme der Tücher - und zwar jeweils in ungewaschenem Zustand, nach einmaligem und nach 25-maligem Waschen. Gewaschen wurde der Stoff immer bei 60 Grad. Um die Saugfähigkeit zu ermitteln, tauchten die Prüfer den Stoff am untersten Rand ins Wasser. Nach 10 Minuten massen sie, wie weit sich das Wasser hochgesogen hatte. Weil das blitzschnelle Aufsaugen von Flüssigkeit der eigentliche Zweck eines Frottétuches ist, hat der K-Tipp diesem Testpunkt das grösste Gewicht für die Berechnung der Gesamtnote beigemessen (35 %).
Für den zweiten Teiltest im Prüfpunkt «Wasseraufnahme und Saugfähigkeit» legten die Tester das Tuch ins Wasser und massen nach 10 Sekunden, wie viel Wasser es aufgenommen hatte (5 %).
Die zwei teuersten Produkte überzeugen
Wie stark der Stoff fusselt, bestimmte Testex mit handelsüblichen Kleiderrollern. Die Fachleute testeten dieses Kriterium erst bei den ungewaschenen Tüchern und dann, nachdem sie einmal gewaschen worden waren (Gewichtung 30 %).
Der Prüfpunkt «Farbechtheit» enthält verschiedene Teiltests: Zuerst wollten die Tester zum Thema Waschechtheit wissen, wie stark die Farbe nach einem und zudem nach 25 Waschgängen ausbleicht. Beim ersten Waschgang prüften sie zusätzlich, wie stark jedes Tuch auf ein mitgewaschenes weisses Stück Stoff abfärbt (10 %). Ob die Ware lichtecht ist, ermittelten sie, indem sie die Tücher mit künstlichem Sonnenlicht bestrahlten und den Farbverlust beurteilten (5 %).
Bei der Formbeständigkeit massen sie die Tücher aus und hielten fest, wie stark diese durch das Waschen geschrumpft waren (15 %). Keines der Tücher vermochte in allen Punkten zu überzeugen. Doch erreichten immerhin 6 der 12 Produkte die Note «gut», allen voran Testsieger Bonjour, der bei Jelmoli und in vielen Fachgeschäften erhältlich ist.
Die zwei teuersten Produkte, Bonjour und das zweitklassierte Globus Bed & Bath, haben in allen Kriterien eine hohe Punktzahl erreicht. Sie fusseln wenig und saugen Wasser relativ schnel- auf - auch vor dem ersten Waschen. Nach 25 Waschgängen waren sie kaum eingegangen.
Das Produkt Home von Manor hat nur minim tiefere Punktzahlen erhalten, ist aber deutlich billiger.
Die beiden Migros-Tücher haben einen grossen Nachteil: Sie verlieren vor und nach der ersten Wäsche zu viel Material. Wer in Kauf nimmt, sich einige Male beim Abtrocknen mit Frottéteilchen zu panieren, kann sich aber den höheren Kaufpreis für die Bestklassierten sparen. Wer sich über Fusseln ärgert, lässt besser die Finger von den Migros-Produkten. Beide schneiden dafür bei der Saugfähigkeit ausgezeichnet ab - deutlich besser als Bonjour und Globus Bed & Bath.
Saugfähig sind sie erst nach dem Waschen
Home, die Manor-Eigenmarke, hat - neben guten Leistungen in den Prüfpunkten Fusselneigung, Farbechtheit und Formbeständigkeit - bei der Saugfähigkeit in ungewaschenem Zustand und nach einem Mal Waschen schlecht abgeschnitten. Home gehört zu jenen Stoffen, die man zuerst waschen muss. Immerhin: Nach 25 Waschgängen war die Saugkraft bei diesem Produkt sehr gut.
Neben den erwähnten zwei Migros-Artikeln Verona und Welcome Home Bath haben 5 weitere Frottétücher die Bewertung «genügend» erhalten. Sie konnten allesamt bei Saugfähigkeit und Wasseraufnahme-Vermögen nicht überzeugen. Das gilt für das sozial- und umweltgerecht produzierte Naturaline-Tuch von Coop ebenso wie für die Frottierware von Möve und Vossen. Die beiden Letzteren schneiden für ihren Preis aber gar bescheiden ab.
Die ABM-Eigenmarke brachte es nur dank dem guten Abschneiden im Kriterium Farbechtheit zum Gesamturteil «genügend»; Saxån von Ikea schaffte es durch die gute Saugfähigkeit. Denn der Stoff von ABM fusselt und geht stark ein, jener von Ikea bleicht aus und geht ein.
Flauschig, dafür mit Weichspüler behandelt
Bei den Produkten mit der Schlussnote «ungenügend» stellten die Tester fest: Das Lavana-Tuch von Waro und das Casa Ambiente von Jumbo haben ungewaschen gar kein Wasser aufgesogen. Nach einem Waschgang hat sich das zwar gebessert, gute Resultate bei der Saugkraft haben die Tücher aber erst bei 25 Waschgängen erzielt.
Die mangelnde Saugfähigkeit hat einen Grund: «Es gibt Hersteller, die ihre Tücher mit einem Weichspüler regelrecht imprägnieren», kommentiert Testleiter Jean-Pierre Haug dieses Übel.
Die Absicht dahinter sei, dass sich die Tücher im Laden besonders flauschig anfühlen und sich so besser verkaufen. «Es ist nicht nur Unsinn, den Tüchern ihre Saugfähigkeit mit chemischen Stoffen zu nehmen, diese Mittel sind auch schädlich für die Umwelt.»
Die Firma Waro, die das Lavana-Tuch anbietet, hat auf die schlechten Resultate beim Saugverhalten reagiert und dem K-Tipp geschrieben, dass sie aufgrund des Testresultats nur noch Tücher einer besseren Qualität von ihrem Lieferanten akzeptieren wird. Jumbo unternimmt nichts, weil die Linie Casa Ambiente Mitte September sowieso durch das Label der neuen Jumbo-Besitzerin Carrefour ersetzt wurde.
Auch Ikea hat Stellung genommen. «Wir nehmen das Resultat ernst», sagt Ikea-Sprecher Peter Mager dazu. «Den K-Tipp-Befund haben wir umgehend an unser schwedisches Mutterhaus weitergeleitet.»
Testex hat übrigens einen weiteren Punkt untersucht. Das Labor hat die Tücher mit Chlorwasser in Berührung gebracht. Dieser Punkt ist in der Bewertung nicht berücksichtigt, weil man in die öffentlichen Bäder üblicherweise Badetücher mitnimmt, nicht Duschtücher für den Heimgebrauch.
Ihre Farbe im chlorhaltigen Wasser kaum verändert haben die Tücher Bonjour, Möve, Home, ABM und Lavana. Die Migros-Tücher und das Naturaline-Frottétuch hingegen sollte man beim Badibesuch besser zu Hause lassen: Sie verfärben sich.
Schadstoffarm und umweltgerecht hergestellt
Neben Kriterien wie Farbechtheit, Saugfähigkeit und Fusselneigung kann die Produktionsmethode den Kaufentscheid beeinflussen. Im Test waren drei Öko-Labels vertreten: Öko-Tex-Standard 100, Migros eco und Coop Naturaline.
Der Öko-Tex-Standard 100 ist ein internationales Label für schadstoffgeprüfte Textilien. Es stellt sicher, dass zertifizierte Textilien nicht Schadstoffmengen enthalten, «die den Menschen gesundheitlich beeinträchtigen».
- Die Tücher Globus Bed & Bath, Vossen, Möve und ABM sind mit dem Öko-Tex-Standard 100 zertifiziert, sind aber in der Regel nicht beschriftet. Die Firma Bonjour legt Wert auf die Feststellung, dass sie die Kriterien des Öko-Tex-Standards ebenfalls erfüllt, obwohl die Tücher das Label nicht mehr tragen.
Deutlich weiter gehen die Labels eco von Migros und Naturaline von Coop:
- Die Auflagen für Migros eco enthalten zusätzlich einen Verhaltenscodex für Produzenten und Handel, um die Gesundheit und Sicherheit der Beschäftigten auch in den Herstellungsländern zu garantieren. Beide getesteten Migros-Tücher tragen das eco-Label.
- Coop Naturaline verwendet nur Baumwolle aus biologischem Anbau. Die Bauern erhalten Abnahmegarantien, und Coop bezahlt ihnen Baumwollpreise, die deutlich über den Marktpreisen vor Ort liegen. Label-Richtlinien können unter Umständen zu Nachteilen in der Qualität führen. So begründet Coop-Sprecher Jürg Birnstiel die ungenügende Lichtechtheit mit der Verwendung ökologisch unbedenklicher Farbstoffe.
Zu Labels, nicht nur im Textilbereich, bietet die «Informationsstelle für Umwelt- und Soziallabels» vom «Praktischen Umweltschutz Schweiz» (Pusch) übersichtliche Infos auf dem Internet an: www.labelinfo.ch
(rom)