Übernachtungen ersteigern
Für 150 Franken übernachten, wo es sonst 630 Franken kostet: Internet-Auktionen machen es möglich.
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K-Tipp 2/2006
25.01.2006
Gery Schwager - gery.schwager@ktipp.ch
Die Preise für Hotelzimmer sind längst nicht mehr in Stein gemeisselt. Sie variieren nach Saison - und immer häufiger fast täglich nach aktuellem Buchungsstand. Zudem verkaufen Hoteliers ganze Zimmerkontingente zu teils attraktiven Preisen über Hotelportale im Internet (siehe K-Tipp 15/05).
Jetzt haben sie einen weiteren Vertriebskanal entdeckt: die Online-Auktionen. Dort sind Zimmer zu Preisen zu ersteigern, wie es sie sonst nirgends gibt. Das zeigt eine Stichprobe des K-Tip...
Die Preise für Hotelzimmer sind längst nicht mehr in Stein gemeisselt. Sie variieren nach Saison - und immer häufiger fast täglich nach aktuellem Buchungsstand. Zudem verkaufen Hoteliers ganze Zimmerkontingente zu teils attraktiven Preisen über Hotelportale im Internet (siehe K-Tipp 15/05).
Jetzt haben sie einen weiteren Vertriebskanal entdeckt: die Online-Auktionen. Dort sind Zimmer zu Preisen zu ersteigern, wie es sie sonst nirgends gibt. Das zeigt eine Stichprobe des K-Tipp bei den Auktionsplattformen Ebay und Ricardo (siehe Tabelle).
Für drei Übernachtungen (im Doppelzimmer mit Frühstück) im Hotel Alpfrieden auf der Bettmeralp VS zum Beispiel schloss die Versteigerung beim Gebot von 151 Franken; beim Anruf direkt im Hotel war der tiefste Preis für dieses Angebot 630 Franken.
Die günstigen Preise gelten nur beschränkt
Ebenfalls sehr gross war die Differenz beim Ramada Encore Hotel in Genf. Via Ebay gabs zwei Nächte im Doppelzimmer mit Frühstück für 149 Franken; die Reception offerierte das gleiche Paket für 440 Franken.
Zimmerpreise, wie man sie bei Online-Auktionen antrifft, sucht man auf Hotelportalen vergeblich. Der K-Tipp hat für die zehn Herbergen der Stichprobe bei «hotel.ch» und «tourisline. de» nachgesehen. Über diese Portale waren die Zimmer fast nie günstiger zu buchen als direkt in den Hotels.
Das Spektrum der Häuser, die bei Ebay und Ricardo zu finden sind, ist breit. Es reicht von Luxusabsteigen in London, Hamburg oder Paris bis hin zu einfachen Gasthäusern in den Alpen. Allerdings: Für die Auktionsschnäppchen, die meist in Form von Gutscheinen versteigert werden, gelten gewisse Bedingungen:
- Häufig sind die Angebote zeitlich befristet, das heisst, sie müssen zum Beispiel innert einem Jahr gebucht werden.
- Oft sind sie auf Wochenenden beziehungsweise auf Werktage beschränkt.
- Einlösen kann man sie fast immer nur «nach Verfügbarkeit» - also bloss dann, wenn sich für den Hotelier abzeichnet, dass er zum gewünschten Termin nicht alle Zimmer mit voll zahlenden Gästen belegen kann.
Damit wird klar, dass die Hotels ihre Zimmer nicht aus purer Nächstenliebe über Auktionsplattformen preiswert unter die Leute bringen. Zum einen erhoffen sie sich eine günstige Werbewirkung, wie Direktor Raymond Surchat vom Au Parc Hotel in Freiburg darlegt. Immerhin wurde das Angebot des «Au Parc» bis Auktionsende auf Ricardo 481-mal angeklickt.
Werbung und bessere Auslastung
Zum andern aber zielen die Hoteliers auf bessere Belegungszahlen. «Wir haben Ebay als Vertriebskanal gewählt, um die Auslastung an nachfrageschwachen Tagen, sprich: an den Wochenenden, zu erhöhen», erklärt Dominik Spemann, Direktor des Business-Hotels Ambassador in Luzern. Und Manfred Weilguni, Direktor des Hotels Mountain Lodge in Schönried BE, hält fest: «Dank den Ebay-Kunden können wir auch Zimmer vermieten, die kurzfristig zur Verfügung stehen.»
Ein zum Schleuderpreis vermietetes Zimmer ist manchem Hotelier halt immer noch lieber als ein leeres Schlafgemach.