UMTS: Langzeitfolgen noch nicht bekannt
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K-Tipp 15/2000
20.09.2000
Im November versteigert der Bund vier UMTS-Lizenzen. Doch wie schädlich ist die Strahlung? Die Meinungen dazu gehen auseinander.
Klar ist: Besitzer eines UMTS-Handys können künftig im Internet surfen und Videos herunterladen.
Unklar ist aber: Wie viele neue Antennen kommen dazu? Das Bundesamt für Kommunikation rechnet mit 4000 bis ins Jahr 2004 - Orange jedoch mit total 6000 bis 10 000.
Und: Wie schädlich ist die UMTS-Strahlung? Langzeitstudien d...
Im November versteigert der Bund vier UMTS-Lizenzen. Doch wie schädlich ist die Strahlung? Die Meinungen dazu gehen auseinander.
Klar ist: Besitzer eines UMTS-Handys können künftig im Internet surfen und Videos herunterladen.
Unklar ist aber: Wie viele neue Antennen kommen dazu? Das Bundesamt für Kommunikation rechnet mit 4000 bis ins Jahr 2004 - Orange jedoch mit total 6000 bis 10 000.
Und: Wie schädlich ist die UMTS-Strahlung? Langzeitstudien dazu fehlen. Die K-Tip-Umfrage zeigt denn auch ein zwiespältiges Bild.
Jürg Baumann, Dienstchef im Bundesamt für Umwelt:
«UMTS ist noch nirgends auf dem Markt. Wie schädlich diese Strahlung ist, weiss ich nicht, es gibt noch keine gezielten Untersuchungen. Die Einführung war ein politischer und wirtschaftlicher Entscheid - und ausserhalb unserer Reichweite. Wollte man Langzeitstudien berücksichtigen, müsste man 10, 15 Jahre warten. Deshalb das Vorsorgeprinzip in der NIS-Verordnung. Die Wissenschaft hinkt häufig hintennach - Grenzwerte werden in der Regel nach unten korrigiert. Das war zum Beispiel bei radioaktiver Strahlung auch so.»
Urs von Arx, Bundesamt für Kommunikation, UMTS-Chef:
«Das Gefahrenpotenzial von UMTS? Das ist das falsche Wort, auch beim bisherigen GSM-Mobilfunk. Die NIS-Verordnung enthält zehnmal strengere Vorsorgewerte, als die Weltgesundheits-Organisation WHO vorgibt. Damit sind alle allfälligen Unsicherheiten ausgeräumt.»
Bernhard Aufdereggen, Ärzte für Umweltschutz:
«Wir haben die gleichen Bedenken wie schon beim GSM-Mobilfunk. Es gibt verängstigte, hysterische Menschen - aber auch einen Prozentsatz von Menschen mit erhöhter Elektrosensibilität. Je dichter die Netze, desto mehr Leute sind dieser Strahlung ausgesetzt. Langzeitfolgen zeigen sich logischerweise erst nach langer Zeit. Beispiel Rauchen: Vor 30 Jahren war eine Mehrheit der Wissenschaftler überzeugt, Rauchen habe gesundheitlich kaum negative Folgen.»
Therese Wenger, Orange:
«Orange möchte unbedingt eine UMTS-Lizenz ersteigern. Mit UMTS kann man mehr Informationen übertragen. Vereinfacht gesagt nutzt UMTS eine effizientere Verpackung der Daten. Weder bei GSM noch bei UMTS kann von schädlicher Strahlung gesprochen werden. Denn für beide gilt die NIS-Verordnung.»
Inge Tschernitschegg, Sprecherin Schweizerische Energie-Stiftung:
«Der Bund wird mit der Versteigerung Milliarden verdienen - und niemand kann konkret sagen, mit welcher Strahlenbelastung die Bevölkerung zu rechnen hat. Doch für eine neutrale Studie, für eine neutrale Ombuds-Stelle, für mehr Mitarbeiter im Buwal reicht das Geld nicht: Im Dienst "Nichtionisierende Strahlung" muss sich gerade mal eine Person ums ganze Dossier kümmern.»
(sei)