«Unsere Geräte hatten Kinderkrankheiten»
Inhalt
K-Tipp 17/2001
17.10.2001
Hersteller Jura bestätigt Schwierigkeiten mit Impressa-Kaffeemaschinen
Einzelne Jura-Modelle sind anfälliger auf Defekte als ihre Konkurrenzprodukte. Das lassen Leserbriefe vermuten. Von der angeblich «kulanten Problemlösung» der Firma Jura profitieren nicht alle.
Patrick Gut pgut@ktipp.ch
Für Reparaturen und Service haben wir in gut sechs Jahren beinahe gleich viel ausgegeben wie für die ganze Kaffeemaschine», schreiben Berti und Erwin Sutter...
Hersteller Jura bestätigt Schwierigkeiten mit Impressa-Kaffeemaschinen
Einzelne Jura-Modelle sind anfälliger auf Defekte als ihre Konkurrenzprodukte. Das lassen Leserbriefe vermuten. Von der angeblich «kulanten Problemlösung» der Firma Jura profitieren nicht alle.
Patrick Gut pgut@ktipp.ch
Für Reparaturen und Service haben wir in gut sechs Jahren beinahe gleich viel ausgegeben wie für die ganze Kaffeemaschine», schreiben Berti und Erwin Sutter in ihrem Brief an den K-Tipp. Die Eheleute aus St. Gallen besitzen eine Jura Impressa 300.
Auch Willi Schweizer aus Bern ist empört: «Mein Fazit zu Jura und seinen Kaffeeautomaten: Kaffeequalität - gut. Reparaturanfälligkeit - gross. Kundendienst - miserabel.» Er musste bei seiner Impressa E-50 «schon drei Monate nach Ablauf der einjährigen Garantiefrist die Brüheinheit für rund 250 Franken auswechseln lassen».
Kaum Reklamationen bei Geräten mit Saeco-Technik
Willi Schweizer und das Ehepaar Sutter stehen mit ihrer Wut und ihrem Frust nicht alleine da. Dies geht aus den zahlreichen Leser-Reaktionen zum K-Tipp-Artikel mit Pflegetipps für Kaffeevollautomaten hervor.
Die überwiegende Mehrheit der Briefe betreffen Jura-Maschinen. Mehr als zwei Drittel der Schreibenden äussern sich darin negativ zu einzelnen Gerätetypen - hauptsächlich Impressa 500, Impressa Scala und Impressa E-50 - oder zum Jura-Service ganz allgemein.
Erstaunlich: Wortmeldungen zu Geräten mit Saeco-Technik - sie decken den Schweizer Markt zu 60 bis 70 Prozent ab - blieben fast vollständig aus.
Jura-Kadermitglied Peter von Rohr verteidigt sich: «Wir haben Geräte mit viel Innovation auf den Markt gebracht. Dies hat anfänglich zu Problemen geführt.»
Hintergrund: Jura hat 1994 selber die Produktion von Kaffeevollautomaten aufgenommen. Alle von Jura seither hergestellten Kaffeeautomaten tragen die Bezeichnung Impressa. Jura-Maschinen älteren Datums sind mit Saeco-Technik ausgerüstet.
Von Rohr bestätigt denn auch «Kinderkrankheiten» bei der ersten Jura-Eigenproduktion, der Impressa 500. Jura habe Problemfälle sehr kulant erledigt. Tatsache ist, dass es auch bei der E-50 und der Scala Störungen gab. «Bei 10 bis 12 Prozent der 1999 produzierten E-50-Maschinen kam es zu Siebverstopfungen», räumt von Rohr ein. Bei der Scala trat derselbe Fehler bei 3 Prozent der Geräte auf. Von den E-50 betrifft das insgesamt immerhin rund 2500 Maschinen.
Gratis repariert? Das hängt von der Servicestelle ab
Im Klartext: Wer Impressa-Maschinen der ersten Generation gekauft hat, gehört letztlich zu den Leidtragenden. Dies, weil Jura Geräte auf den Markt brachte, die allem Anschein nach nicht vollständig ausgereift waren.
Jura habe die fehlerhaften E-50-Automaten bei den Kunden abgeholt und gratis repariert. Alle 95 Servicestellen in der Schweiz habe man entsprechend instruiert. Von Rohr gesteht aber: «Ob unsere Servicestellen die Fehler in jedem Fall kostenlos behoben haben, kann ich nicht sagen.»
Die negativen Zuschriften zur E-50 lassen den Schluss zu, dass einige Konsumenten auch wegen der erwähnten Siebverstopfungen zur Kasse gebeten wurden.
Je nachdem, ob sich der Kunde an Jura direkt, an eine der Servicestellen oder an eines der übrigen Fachgeschäfte wandte, war die Lösung des Problems eine andere. Auch wenn Jura vollmundig behauptet, «unser Servicekonzept hat sich bewährt», deckt dieser Sachverhalt Probleme im Konzept auf. So verwundert es nicht, wenn die Firma in diversen Einzelfällen - in denen es häufig um wiederholt reparierte Maschinen geht - lapidar erklärt: «Wir haben dieses Gerät nie selber zu Gesicht bekommen.»
n