Verkaufspersonal schweigt
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K-Tipp 13/2002
21.08.2002
Die SBB verkaufen oft zu teure Tickets. Das zeigt eine K-Tipp-Stichprobe. Kunden müssen das billigste Angebot selber suchen.
Patrick Gut pgut@ktipp.ch
K-Tipp-Tester haben an sieben Billettschaltern Retourbillette 2. Klasse mit Halbtax verlangt. Die Zielorte waren so ausgesucht, dass ein Ticket deutlich mehr als 52 Franken - der Preis für eine Tageskarte - kostet. Wer am selben Tag hin- und zurückfährt, könnte mit der Tageskarte also Geld sparen. Ein Beispiel: Z...
Die SBB verkaufen oft zu teure Tickets. Das zeigt eine K-Tipp-Stichprobe. Kunden müssen das billigste Angebot selber suchen.
Patrick Gut pgut@ktipp.ch
K-Tipp-Tester haben an sieben Billettschaltern Retourbillette 2. Klasse mit Halbtax verlangt. Die Zielorte waren so ausgesucht, dass ein Ticket deutlich mehr als 52 Franken - der Preis für eine Tageskarte - kostet. Wer am selben Tag hin- und zurückfährt, könnte mit der Tageskarte also Geld sparen. Ein Beispiel: Zürich-Genf retour kostet in der 2. Klasse mit Halbtax 70 Franken. Wer seine Reise an einem Tag absolviert, bezahlt mit der Tageskarte 18 Franken oder gut ein Viertel weniger.
Das Resultat ist niederschmetternd: Nur in vier von sieben Fällen machte das Schalterpersonal auf die Sparmöglichkeit aufmerksam. Dreimal verkaufte es kommentarlos das teurere Retourbillett.
Dabei wäre die Aufgabe sehr einfach gewesen. Dem Verkaufspersonal müsste es auffallen, wenn ein Kunde ein Billett kauft, das teurer ist als eine Tageskarte. Es müsste nur nachfragen, ob er am selben Tag zurückkehrt.
Der K-Tipp hat die SBB mit der Stichprobe konfrontiert. Gemäss SBB-Sprecher Christian Ginsig ist bei Billetten über 52 Franken sowohl der Verkauf eines herkömmlichen Retourbilletts wie auch einer Tageskarte «richtig». «Im Schnellverkauf wird grundsätzlich der durch den Kunden verlangte Fahrausweis ausgestellt und auf Rückfragen verzichtet», sagt Ginsig. Damit stellt er klar, dass der Kunde im Schnellverkauf - also am Billettschalter - nicht mehr mit Beratung rechnen darf.
Gleichzeitig «soll das Ziel unserer neuen Verkaufsphilosophie sein, durch gezielte Fragen innert kurzer Zeit das für den Kunden richtige Billett auszustellen». Also: Gezielte Fragen stellen und doch auf Rückfragen verzichten. Ein Widerspruch!
Verblüffend war die Aussage eines SBB-Angestellten, der eine Tageskarte verkaufte: «Eigentlich dürften wir nicht von uns aus das billigere Billett verkaufen. Das gilt heute als verpönt.»
Dazu Ginsig: «Eine Anweisung, wonach der Schalter-Angestellte von sich aus nicht das billigere Billett verkaufen darf, existiert nicht.»
Der Bähnler sprach die neue Verkaufspolitik der SBB an, welche die «NZZ am Sonntag» kürzlich thematisierte. Interne Schulungsunterlagen halten fest: «Das Günstigste ist nicht immer das Beste für den Kunden.» Und: «Der Kunde soll meinen, er sei König.»
So fahren Sie günstig
- Fragen Sie immer nach dem günstigsten Billett.
- Kostet ein Retourbillett in der 2. Klasse mit Halbtax mehr als 52 Franken und Sie kehren am selben Tag zurück, dann ist eine Tageskarte günstiger. Für die 1. Klasse liegt die Grenze bei 86 Franken.
- Als VCS-Mitglied können Sie vordatierte SBB-Tageskarten 2. Klasse für 32 Franken plus Versandkosten bestellen (Tel. 0848 841 148, solange Vorrat). Nichtmitglieder bezahlen 42 Franken. Für dieses Angebot braucht es kein Halbtax. Viele Gemeinden bieten ihren Einwohnern denselben Service.
- Retourbillette für Distanzen bis 115 Kilometer sind nur noch einen Tag gültig. Erwähnen Sie am Schalter, wenn Sie nicht am selben Tag zurückkehren wollen.
- Für Kinder von 6 bis 16 Jahren lohnt sich eine Junior-Karte für 20 Franken zumeist. Das Kind reist so in Begleitung eines Elternteils ein Jahr lang gratis.
- Kinder, die nicht mit den Eltern, sondern mit anderen Erwachsenen unterwegs sind, fahren auf längeren Strecken mit einer Kindertageskarte für 15 Franken (2. Klasse) günstiger. Der Erwachsene muss aber ein Halbtax oder GA besitzen.
- Merken Sie, dass Sie für ein Billett zu viel bezahlt haben, können Sie die Differenz zurückfordern, wie die SBB bestätigen.
- Geben Sie sich nicht mit herkömmlichen Ausland-Billetten zufrieden. Erkundigen Sie sich nach Spezialangeboten wie Euro Domino, Sparpreisen, der RailPlus-Karte oder saisonalen Spezialangeboten.