Verlassen Sie sich nur auf Ihr Gehör
Entscheidend sind bei Kopfhörern weniger die technischen Finessen als das indivi-duelle Gehör und der Tragekomfort. Gute Kopfhörer gibts bereits ab 100 Franken.
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K-Tipp 15/2003
17.09.2003
Thomas Vonarburg - thvonarburg@ktipp.ch
Dreifach-Neodym-Edelstahl-Magnete, AlCu-Antriebsspulen für hohe Impulstreue und Duofol-Membran zur Verminderung der Partialschwingungen: Wem solches Fachlatein zur Qualität von Kopfhörern auf die Ohren schlägt, kann sich trösten: «Wichtig ist einzig das Gehör», meint Walter Büchel, Abteilungsleiter Hi-Fi beim Hauselektronikladen Eschenmoser in Zürich. Die Stiftung Warentest (Stiwa) rät zudem davon ab, Kopfhörer ab Katalog oder per Internet zu kaufen. Der Kunde müsse Hörproben mache...
Dreifach-Neodym-Edelstahl-Magnete, AlCu-Antriebsspulen für hohe Impulstreue und Duofol-Membran zur Verminderung der Partialschwingungen: Wem solches Fachlatein zur Qualität von Kopfhörern auf die Ohren schlägt, kann sich trösten: «Wichtig ist einzig das Gehör», meint Walter Büchel, Abteilungsleiter Hi-Fi beim Hauselektronikladen Eschenmoser in Zürich. Die Stiftung Warentest (Stiwa) rät zudem davon ab, Kopfhörer ab Katalog oder per Internet zu kaufen. Der Kunde müsse Hörproben machen, denn jedes Ohr hört anders: «Nehmen Sie für die Hörproben Ihre eigenen CDs mit, damit Sie vergleichen können.»
Es gibt drei Typen von Kopfhörern für Hi-Fi-Anlagen zu Hause und Abspielgeräte für unterwegs:
- Geschlossene Kopfhörer: Das Gehäuse ist nur zum Ohr hin für den Schall offen, gegen aussen aber isoliert. Diese Modelle bieten den besten Sound, weil das Klangerlebnis nicht durch Umgebungslärm gestört wird. Der Kopfhörerbügel muss so passen, dass er die Ohrmuscheln genügend stark an den Kopf drückt.
- Offene Kopfhörer: Mit ihnen bekommt man den Umgebungslärm zum Teil mit. Ein Vorteil, wenn man etwa das Telefon nicht überhören will. Aus Gründen der Verkehrssicherheit werden sie Bikern und Joggern empfohlen.
- Halboffene Kopfhörer: Sie verbinden die akustischen Vorteile von offenen und geschlossenen Modellen: Aussengeräusche werden so gedämpft, dass sie noch knapp wahrnehmbar bleiben.
Welcher Kopfhörer mit welcher Leistung passt zu welcher Anlage? Als Standard gelten Anlagen mit mindestens 100 Watt pro Kanal: «Dafür eignen sich alle guten Kopfhörer», erklärt Büchel. Bei schwächeren Anlagen ist die Auswahl heikler.
Ein Kopfhörer sollte bei der Frequenz mindestens 30 Kilohertz (30 000 Hertz) aufweisen, damit die Höhen und Tiefen der Musik gut rauskommen; bei den Widerstandswerten sollten es mindestens 32 Ohm sein. Es gilt: je mehr Ohm, desto feiner der Klang.
Gute Kopfhörer gibts laut Stiwa bereits ab 100 Franken. Aber: «Ein sehr guter Kopfhörer macht aus einer Mikro-Stereoanlage oder einem portablen CD-Player noch keine High-End-Anlage», warnt Büchel.
Kabellose Modelle sind störungsanfälliger
Neben dem Sound ist der Tragekomfort - sprich Anpressdruck des Bügels und Form der Hörmuscheln - das wichtigste Kriterium. Als problematisch bezeichnet Büchel kabellose Kopfhörer, sofern sie nicht mindestens 870 Hz Sendefrequenz aufweisen: «Sie sind extrem störungsanfällig. Gerade im Haus beeinträchtigen zahlreiche elektrische Spannungsfelder häufig den Empfang.» Auch seien sie im Klang oft schlechter als Kabelmodelle. Gute Kopfhörer mit Funkbetrieb haben eine Reichweite von 100 Metern.
Weitere wichtige Punkte:
- Ersatzteile: Damit man bei kleineren Schäden nicht den ganzen Kopfhörer ersetzen muss, sollten sich Hörmuschel, Kunststoffschaum, Bügel und Kabel einzeln demontieren lassen.
- Strahlungsarme Kopfhörer: Herkömmliche Kopfhörer haben ähnlich hohe elektrische Felder wie schnurlose Telefone. Das Kürzel LE (low emission) auf der Packungsbeilage bietet laut Herstellern eine mindestens 60-prozentige Reduktion der Strahlung; bei ULE (ultra low emission) sollen es 95 Prozent sein.
- Pflege: Besonders heikel sind die Ohrpolster: Hautfett, Schweiss und Kosmetika greifen die Oberfläche an. Die Ohrpolster mit einem weichen, feuchten Tuch reinigen. Verwenden Sie dazu klares Wasser und auf keinen Fall Reinigungsmittel - sie können das Material ebenfalls beschädigen.
Nackenband-Sportkopfhörer für unterwegs
Für CD-Player, Minidiscs und MP3-Player gibts Kopfhörer mit Ohrstöpseln und meist einklappbarem Bügel. Makel: Schlechter Sitz in den Ohren und am Kopf. Besseren Halt und mehr Komfort gibts mit Nackenband-Sportkopfhörern.
KABEL
- Ein einseitig geführtes Kabel verhindert einen Kabelsalat und vergrössert die Bewegungsfreiheit, was besonders für Jogger und Biker wichtig ist.
- Eine Zugentlastung des Kabels sorgt dafür, dass der Kabelanschluss nicht so schnell herausgerissen und beschädigt wird.
- Ein ins Kabel integrierter Regler erlaubt es, die Lautstärke mit einer Hand einzustellen.
HÖRER/OHRBÜGEL
- Der Ohrbügel (er liegt auf dem Ohransatz auf) und das Hörerpolster garantieren guten Sitz. Der Ohrbügel ist hygienischer als Ohrstöpsel.
NACKENBAND
- Es ersetzt den Bügel herkömmlicher Kopfhörer, die auf den Haaren gerne rutschen und über Hüte und Kappen nur schlecht getragen werden können.
MATERIAL/ERSATZTEILE
- Kopfhörer bestehen bis auf den Metallbügel meist aus Plastik und Samt.
- Achtung: Viele Leute reagieren auf den Kunststoffschaum der Hörmuscheln allergisch (nicht aber bei Leder).
- Bei guten Kopfhörern lassen sich die wichtigen Teile demontieren. Alle Ersatzteile sollten auch langfristig nachbestellt werden können.
BÜGEL
- Er entscheidet über den Anpressdruck der Hörmuscheln - und damit über Komfort und Stabilität des ganzen Kopfhörers. Bei offenen Hörern ist die Andruckkraft schwächer als bei geschlossenen Systemen. Besonders gute Stabilität bietet ein doppelt geführter Bügel: Bügel aus Metall, darunter ein Band aus Stoff oder Plastik, das direkt auf dem Kopf aufliegt.
- Damit der Bügel individuell angepasst werden kann, muss er ausziehbar sein. Zu stark ausziehbar sollte er aber nicht sein, sonst kann er schnell brechen.
HÖRMUSCHEL
- Es gibt ohrumschliessende und ohraufliegende Muscheln.
- Die Hörmuscheln dürfen nicht verrutschen. Den Anpressdruck der Hörmuscheln darf man jedoch nicht als Belastung empfinden.
- Das Ohrpolster aus Kunststoffschaum oder Leder sollte austauschbar sein, damit bei einem Schaden nicht der ganze Hörer ersetzt werden muss.
- Die Muschel sollte einen Drehmoment von oben nach unten aufweisen; seitliche Bewegungen sind nicht zwingend notwendig.
- Gute Ohrmuscheln lassen sich leicht reinigen und sind als Ganzes auswechselbar.
KABEL/STECKER
- Kopfhörer mit nur einer Kabelführung können viel einfacher auf- und abgesetzt werden.
- Ein Kabel mit Stecker lässt sich leichter reparieren als ein verschweisster Stecker. Kabel mit Knickschutz sind robuster.
- Vergoldete Anschlussstecker bieten die grösste Kontaktsicherheit an allen Abspielgeräten.