Viel gewonnen, aber nichts erhalten
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K-Tipp 9/2002
01.05.2002
Ehemalige Hotel-Angestellte kämpfen um Wettbewerbsgewinn von 1995
Mehr als sechs Jahre sind seit dem Wettbewerbssieg vergangen. Doch bis heute haben die ehemaligen Angestellten des Rapperswiler Hotels «Schwanen» von ihrem 40 000-Franken-Gewinn nichts gesehen.
Gery Schwager gschwager@ktipp.ch
Markus Hofmann bringts auf den Punkt: «Die Sache ist verkorkst.» Der Rechtsanwalt vertritt die Hotel Schwanen AG in einem Streit mit ehemaligen Rezeptions-Mi...
Ehemalige Hotel-Angestellte kämpfen um Wettbewerbsgewinn von 1995
Mehr als sechs Jahre sind seit dem Wettbewerbssieg vergangen. Doch bis heute haben die ehemaligen Angestellten des Rapperswiler Hotels «Schwanen» von ihrem 40 000-Franken-Gewinn nichts gesehen.
Gery Schwager gschwager@ktipp.ch
Markus Hofmann bringts auf den Punkt: «Die Sache ist verkorkst.» Der Rechtsanwalt vertritt die Hotel Schwanen AG in einem Streit mit ehemaligen Rezeptions-Mitarbeiterinnen. Es geht um ziemlich viel Geld.
Zunächst allerdings gings um Land. Die Angestellten des Rapperswiler «Schwanen» hatten nämlich 1995 den Gastro-Wettbewerb der Passugger Heilquellen AG gewonnen. Erster Preis: ein Stück Bauland in Sarn GR.
Ganz besonders freuten sich damals die Rezeptionistinnen Christine Bochsler, Martina Güntensperger und Denise Ofner. Die Wettbewerbsteilnahme ging auf ihre Initiative zurück. Sie hatten auch für die erforderliche Anzahl an roten Passugger-Klebemarken auf der Wettbewerbskarte gesorgt und diese - unterzeichnet mit «Schwanen-Team» - fristgerecht eingesandt.
Ferienhaus-Projekt war nicht realisierbar
Im Januar 1996 reisten die drei jungen Frauen zusammen mit «Schwanen»-Chefin Margrit Riva nach Sarn, um die 500 m2 Land symbolisch in Besitz zu nehmen. «Da man Land aber nicht aufteilen kann, kam ich auf die Idee, auf dem Grundstück ein Ferienhaus bauen zu lassen und dem "Schwanen"-Team zu Selbstkosten zur Verfügung zu stellen», erinnert sich Riva.
Doch das Projekt liess sich seinerzeit nicht realisieren, weil die Erschliessungsfrage noch nicht gelöst war. Riva: «In der Folge habe ich die Sache fast vergessen, das muss ich ehrlich zugeben.»
Erst als Passugger Anfang 2000 der Hotel Schwanen AG als Ersatz für den Landgewinn 40 000 Franken überwies, gings weiter: Margrit Riva evaluierte ein neues Projekt, das aber ebenfalls scheiterte.
Dann platzte Denise Ofner und Martina Güntensperger der Kragen: Am 31. Oktober 2001 erkundigten sie sich mit deutlichen Worten bei Margrit Riva nach dem Verbleib des Wettbewerbsgewinns. Beide arbeiteten unterdessen nicht mehr im «Schwanen». «Wir fanden es eine Frechheit, dass wir über Jahre hinweg nicht informiert worden waren. Und wir wollten verhindern, dass die 40 000 Franken auf irgendeinem Hotelkonto liegen bleiben, bis sich niemand mehr erinnert, wem das Geld eigentlich gehört», erklärt Denise Ofner.
Der Ton des Schreibens ärgerte Riva sehr. «Für mich war immer klar», hält sie fest, «dass der Gewinn den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zugute kommen soll» - indes nicht bloss den Rezeptionistinnen, sondern allen rund 40 damaligen Hotelangestellten.
Nach Streitereien doch noch ein Happyend?
Der Streit spitzte sich zu. Beide Seiten nahmen sich einen Anwalt. Schliesslich hinterlegte die Hotel Schwanen AG das Geld beim Bezirksgericht See (SG), zog aber zuvor noch knapp 2500 Franken für Anwaltshonorar und Gerichtskosten ab.
Dieser Tropfen hätte das Fass zum Überlaufen bringen können. Doch es kam anders: Im Gespräch mit dem K-Tipp zeigte sich Margrit Riva bereit, eine Liste der Angestellten anzufertigen, die zur Zeit des Wettbewerbsgewinns im «Schwanen» gearbeitet hatten.
«Darauf gestützt kann der Gerichtspräsident mit allen potenziell Anspruchsberechtigten eine Einigung über die Verteilung des Geldes suchen», ergänzte Anwalt Markus Hofmann - und räumte gar ein, dass der erwähnte Abzug von 2500 Franken «nicht unerschütterlich» sei.
Denise Ofner und Martina Güntensperger sind erfreut: «Das ist ein gangbarer Weg. Wir sind zuversichtlich, dass es so zu einer gerechten Verteilung des Geldes kommt.»
Dann hätte sich die Wettbewerbsteilnahme von 1995 ja doch gelohnt.