Von Bombendrohungen und andern Ausreden

Sechs Stunden musste Josef Fässler in London am Flughafen warten. Grund: Ein Swiss-Flug wurde annulliert. Dafür wollte ihn die Airline mit einem 8-Franken-Gutschein abspeisen.

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K-Tipp 16/2009

28.09.2009

Letzte Aktualisierung:
01.10.2009

Beatrice Walder K-Tipp

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Um 12.15 Uhr hätte Josef Fässler aus Wädenswil ZH mit der Swiss vom Londoner City-Airport nach Zürich starten sollen. Doch die Maschine aus Zürich erhielt wegen Verspätung keine Landeerlaubnis mehr. Grund: Der Londoner Stadtflughafen schliesst samstags um 12.40 Uhr. Swiss teilte Fässler am Flughafen mit, der Flug sei «wegen technischer Probleme» annulliert worden.

Bei Annullierung ist Entschädigung Pflicht

Die Fluggesellschaft buchte Josef Fässler auf eine Maschine um, die London ab dem Flughafen Heathrow gleichentags um 18 Uhr verliess. Für die rund sechs Stunden Wartezeit erhielt er einen Gutschein von umgerechnet rund 8 Franken. Seine Versuche, von der Swiss eine angemessene Entschädigung zu erhalten, blieben erfolglos. Dabei wäre die Swiss rechtlich zu einer Entschädigung verpflichtet – gemäss einer EU-Verordnung, die seit Dezember 2006 auch in der Schweiz gilt. Dort ist festgehalten: Erfährt ein Passagier erst in den letzten sechs Tagen vor Abflug von der Annullierung, muss die Airline je nach Länge der Flugstrecke zwischen 250 und 600 Euro zahlen. Ungeschoren kommt sie nur davon, wenn aussergewöhnliche Umstände wie etwa schlechtes Wetter und Terrorwarnungen die Ursache waren.

Reiserechtsexperte Rolf Metz weiss, dass Fluggesellschaften häufig argumentieren, technische Probleme seien ebenfalls «aussergewöhnlich». Der Europäische Gerichtshof hat dem jedoch Ende 2008 einen Riegel geschoben. In einem Grundsatzurteil hielt er fest, dass normale technische Probleme nicht von der Entschädigungspflicht befreien, sondern nur plötzlich entdeckte Fabrikationsfehler, Sabotageakte und Defekte durch terroristische Handlungen (siehe auch K-Tipp 2/09).

Swiss verschweigt Annullierungsgrund

Gegenüber dem K-Tipp machte die Swiss denn auch plötzlich nicht mehr technische Gründe für die Annullierung des Flugs geltend. Sie behauptete vielmehr, der Flughafen sei damals wegen einer Bombendrohung geschlossen worden. Davon wusste beim London City Airport auf Anfrage des K-Tipp niemand etwas. Die Swiss räumt inzwischen ein, es sei beim Abklären ein Fehler unterlaufen. Sie erklärt sich bereit, Fässler die vorgeschriebenen 250 Euro zu zahlen. Den wirklichen Grund für die Annullierung verschweigt die Swiss bis heute.

Ihre Rechte bei Annullierungen

Wird ein Flug annulliert, muss die Airline Ihnen ein Merkblatt mit den Passagierrechten aushändigen, inklusive Angabe der Kontakte bei der zuständigen Beschwerdestelle.
Verlangen Sie die Entschädigung zuerst direkt bei der Airline, am besten eingeschrieben.
Verweigert die Fluggesellschaft eine Entschädigung, wenden Sie sich bei Flügen ab der Schweiz an das Bundesamt für Zivilluftfahrt, Telefon 031 325 95 96, oder per Mail an passengerrights@bazl.admin.ch.
Bei Flügen, die im Ausland hätten starten sollen, ist die dortige Beschwerdestelle zuständig. Passagiere, die kein Merkblatt erhalten haben, können sich beim Bazl nach der Beschwerdestelle erkundigen.
Ist die Beschwerdestelle der Ansicht, es bestehe kein Anspruch, bleibt der Gerichtsweg oder eine Anmeldung bei www.euclaim.de. Diese private Organisation verfügt über viele Flugdaten und kann herausfinden, ob die Airline die Auszahlung wirklich zu Recht verweigert. Der Service kostet: Wer eine Entschädigung erhält, muss rund einen Viertel davon plus 25 Euro abgeben.
Genaueres im K-Tipp- Merkblatt «Das Wichtigste zum Reiserecht».

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