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K-Tipp 1/2002
09.01.2002
Inserate der Krankenkasse Swica waren für Konsumenten irreführend
Unzulässige Werbung, Zusammenarbeit mit einer höchst umstrittenen Maklerfirma, Kritik wegen der «Schnüffelpraxis»: Die Swica tritt in viele Fettnäpfchen.
Ernst Meierhofer emeierhofer@ktipp.ch
Erstaunlich, wie günstig Sicherheit sein kann.» Mit diesem Spruch hat die Krankenkasse Swica im Herbst geworben - auch im K-Tipp.
Nur: Die Swica verschwieg bei den Prämien...
Inserate der Krankenkasse Swica waren für Konsumenten irreführend
Unzulässige Werbung, Zusammenarbeit mit einer höchst umstrittenen Maklerfirma, Kritik wegen der «Schnüffelpraxis»: Die Swica tritt in viele Fettnäpfchen.
Ernst Meierhofer emeierhofer@ktipp.ch
Erstaunlich, wie günstig Sicherheit sein kann.» Mit diesem Spruch hat die Krankenkasse Swica im Herbst geworben - auch im K-Tipp.
Nur: Die Swica verschwieg bei den Prämien, dass die angegebenen Tarife nur für HMO- oder Hausarztmodell galten. Wer so versichert ist, muss aus einer beschränkten Swica-Liste von Medizinern auswählen. Man verzichtet also auf die freie Arztwahl.
Die Schweizerische Lauterkeitskommission kritisiert diese Werbung. Sie hat festgehalten, der fehlende Hinweis auf die eingeschränkte Arztwahl unterdrücke eine Tatsache, «mit deren Angabe der Durchschnittskonsument in der Werbung rechnet». Weil die Swica «nötige Angaben» verschweige, sei die Werbung irreführend.
Gemäss Gesetz ist irreführende Werbung unlauter. Bei der Swica heisst es dazu, das nächste Mal werde sie in den Inseraten alles Nötige erwähnen.
Die Kasse hat sich noch einen weiteren Fehltritt geleistet: Sie arbeitet jetzt auch mit der Maklerfirma «Versicherungsbörse» in Pratteln BL zusammen; früher nannte sie sich NVB Neutrale Versicherungsbörse.
Unter dem Titel «Hände weg von der NVB» hatte der K-Tipp in Nummer 15/01 über unzufriedene Kunden dieser Organisation berichtet. Der «Kassensturz» sprach von Mauscheleien, der Ombudsman der Krankenversicherung schrieb von «fragwürdigen» Methoden.
Auch Dietrich Lehmann aus Utzigen BE hatte mit der NVB schlechte Erfahrungen gemacht. Er war deshalb sehr erstaunt, als er von der Swica ein Angebot erhielt - unter dem Titel «Exklusiv für Kunden der Versicherungsbörse». Die Swica hat also ihr Werbematerial an Adressen geschickt, die sie von der NVB erhalten hatte.
«Eine riesengrosse Frechheit», findet Dietrich Lehmann.
Die Swica arbeite mit vielen Maklerfirmen zusammen - so auch mit der Versicherungsbörse, sagte Swica-Generaldirektor Hans-Ueli Regius zum K-Tipp. Für alle gälten aber die gleichen Bedingungen, und alle erhielten die gleichen Provisionszahlungen für angeworbene Neukunden.
Kritik kommt auch von der politischen Linken. Die linke Gruppierung «Archiv Schnüffelstaat Schweiz ASS» und das Zürcher Kulturzentrum «Rote Fabrik» vergeben jedes Jahr den «Big Brother Award» für Firmen, die den «Schutz der Privatsphäre missachten» oder die «Kontrolle von Personen fördern».
Letztes Jahr ging einer der «Schnüffelpreise» an den Absenzen-Manager der Swica. Dieses Computerprogramm erlaubt Betrieben, die Abwesenheiten von Mitarbeitern besser zu kontrollieren (ob beispielsweise jemand immer am Montag fehlt). Eines der Ziele: Kranke Mitarbeiter sollen möglichst rasch wieder zur Arbeit zurückkehren, was für den Betrieb die «Abwesenheits-»Kosten senkt und seine Produktivität erhöht.
Die Swica sagt dazu, der Datenschutz sei gewährleistet.