Eine wundersame Vermehrung: Aus 15 000 Franken Einsatz sollen innerhalb weniger Monate 120 000 Franken werden. Das Zauberwort heisst «Tischversammlung» und erinnert stark an das System der illegalen Schenkkreise.
«Alles hört sich sehr verlockend an», berichtet Remo Grütter (Name geändert). Er nahm letzte Woche an einem solchen Anlass in der Ostschweiz teil. Den Anwesenden im geschlossenen Restaurant wurde eingetrichtert, es handle sich um eine geheime Zusammenkunft. Als er nicht sofort bereit war, mit 15 000 Franken einzusteigen, habe man ihn «bedrängt und bestürmt», sagt Grütter.

Solche «Tischversammlungen», auch «Business Tables» genannt, soll es bereits in Zürich, Winterthur und Schaffhausen geben. Mehrmals erwähnt wurde an der von Grütter besuchten Versammlung das wohlklingende Motto «Menschen helfen Menschen».
Doch von diesem schneeballähnlichen Konstrukt profitieren vor allem die innersten Personen des Zirkels. In der Hoffnung, selbst einmal im Zentrum zu sitzen, akquirieren die übrigen - oft im engen Bekanntenkreis - neue Interessierte. Umfasst ein «Tisch» 15 Personen, hat jene im Zentrum 120 000 Franken eingenommen. Der «Tisch» teilt sich in zwei neue Einheiten auf, und die Involvierten müssen wieder neue zahlungswillige Mitglieder suchen.

Das Bundesamt für Polizei warnt vor solchen Geldvermehrungssystemen. Die Gefahr, alles investierte Geld zu verlieren, ist gross. Das Bundesgericht hielt im Fall eines Schenkkreises kürzlich fest, die Teilnahme allein sei nicht strafbar. Gegen das Gesetz verstossen hingegen jene, die solche Versammlungen gründen und durchführen.

(ohs)