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K-Tipp 13/2001
22.08.2001
Seit kurzem können auch Private ihr Haus gegen Erdbeben versichern
Besorgte Hauseigentümer können jetzt auch das Erdbeben-Risiko abdecken. Allerdings ist die Auswahl sehr beschränkt und die Angebote haben noch Mängel.
Ernst Meierhofer emeierhofer@ktipp.ch
Mehrere hundert Todesopfer, zahlreiche zerstörte Häuser: Das war die Bilanz eines schweren Erdbebens, das 1356 die Region Basel erschütterte.
Im Jahr 2000 hatte die Rückversic...
Seit kurzem können auch Private ihr Haus gegen Erdbeben versichern
Besorgte Hauseigentümer können jetzt auch das Erdbeben-Risiko abdecken. Allerdings ist die Auswahl sehr beschränkt und die Angebote haben noch Mängel.
Ernst Meierhofer emeierhofer@ktipp.ch
Mehrere hundert Todesopfer, zahlreiche zerstörte Häuser: Das war die Bilanz eines schweren Erdbebens, das 1356 die Region Basel erschütterte.
Im Jahr 2000 hatte die Rückversicherungsgesellschaft Swiss Re in einer stark beachteten Studie das Erdbebenrisiko in Erinnerung gerufen: «Was sich 1356 in Basel ereignete, kann sich jederzeit wiederholen. Ohne Vorwarnung und genauso verheerend.» Und: «Es ist nur eine Frage der Zeit, bis es wieder so weit ist.»
Versicherungen zahlen nur kleinen Teil der Schäden
Ein ähnlich verheerendes Beben wie damals in Basel würde heute nach Schätzungen der Swiss Re Gebäudeschäden im Wert von 45 Milliarden Franken verursachen.
Für die betroffenen Hausbesitzer wäre das hart. Ihr Schaden würde gegenwärtig nur zu einem kleinen Teil ersetzt - und immer erst nach Abzug eines Selbstbehaltes von 10 Prozent:
- In 18 Kantonen haben die staatlichen Monopol-Gebäudeversicherungen einen Pool für die Erdbebenversicherung, der bei einem Grossereignis maximal 2 Milliarden Franken freiwillig auszahlen würde.
- In sieben Kantonen ohne staatliches Monopol stellen die privaten Gebäudeversicherer eine freiwillige Maximaldeckung von 200 Millionen zur Verfügung (ab Januar 2002: 500 Millionen).
- Eine eigene Lösung hat der Kanton Zürich: Hier steht der kantonalen Gebäudeversicherung derzeit 1 Milliarde zur Verfügung. Alle Gebäude im Kanton Zürich zusammen haben einen Schätzwert von 305 Milliarden.
Diese Zahlen machen klar: Für die Folgen eines starken Erdbebens wären die Summen bei weitem nicht genügend. «Die in der Regel gut versicherten Schweizer leisten sich hier eine grosse Versicherungslücke», schrieb das Fachblatt der Branche, die «Schweizer Versicherung». Zumal bei allen drei geschilderten Lösungen der Hausrat nicht gedeckt ist.
Doch jetzt können Hausbesitzer ein Stück weit vorkehren.
Günstig schützen können Sie sich nur in 7 Kantonen
Die Generali bietet seit 1. Juli als erste Schweizer Gesellschaft eine Deckung an - allerdings nur in den Kantonen GE, UR, SZ, TI, AI, VS und OW; das sind die 7 so genannten GUSTAVO-Kantone, in denen Hauseigentümer die Gebäudeversicherung (Feuer und Elementarschäden) nicht bei einer staatlichen Monopol-Anstalt haben, sondern zwischen diversen privaten Anbietern wählen können.
Die Generali verlangt als Jahresprämie 30 Rappen pro 1000 Franken Versicherungssumme. Die Deckung für ein Einfamilienhaus im Wert von beispielsweise 500 000 Franken (ohne Land) kostet demnach eine Jahresprämie von 150 Franken. Weil das Wallis von Martigny an aufwärts stärker erdbebengefährdet ist als die übrige Schweiz, kostet hier das gleich teure Haus 500 Franken pro Jahr.
Obligatorischer Selbstbehalt: 10 Prozent
Die Generali setzt aber voraus, dass das Haus bei ihr auch feuerversichert ist. Und: Ein Selbstbehalt von 10 Prozent ist obligatorisch; die Versicherung würde also nur 90 Prozent des Versicherungswerts ersetzen. Dazu kommt, dass die Generali heute bei einem Grossereignis für alle Geschädigten zusammen nur maximal 200 Millionen Franken auszahlen müsste. Diese Summe genüge derzeit und werde laufend der Zahl der Versicherten angepasst, sagt die Generali.
Wer bei der Generali hausratversichert ist, hat den Erdbebenschutz automatisch dabei.
Bei den anderen Schweizer Gesellschaften werden die meisten Interessenten vorderhand aber noch auf Ablehnung stossen. Die Mobiliar zum Beispiel bietet die Deckung (auch für den Hausrat) nur bestehenden Kunden an und nur nach Einzelprüfung. Ähnlich zurückhaltend sind Basler, Helvetia-Patria, National, Winterthur und Zürich.
Strikte «Nein» sagen Allianz, Berner, Elvia und Vaudoise.
Lloyd's ist für alle da - aber gut dreimal teurer
Seit Anfang Jahr bieten ein paar wenige Versicherungsmakler in der ganzen Schweiz eine Erdbebenversicherung für Private an, hinter der die Londoner Versicherungsorganisation Lloyd's steht.
Dieses Angebot ist im Vergleich zum Generali-Angebot mehr als dreimal so teuer; allerdings beträgt der Selbstbehalt hier nur 5 Prozent statt 10 wie bei der Generali (wer will, kann den Hausrat hier mitversichern).
Ein Nachteil: Bei Lloyd's handelt es sich um eine für Schweizerinnen und Schweizer nur schwer durchschaubare Versicherungsorganisation.
Übrigens: Für Firmen ist es bedeutend einfacher, ihre Immobilien gegen Erdbeben zu versichern.
Nach einer Zusammenstellung des VZ VermögensZentrums in Zürich ist das bei Helvetia-Patria, Basler, Zürich und Winterthur möglich. Kostenpunkt: zwischen 159 und 370 Franken für ein Gebäude im Wert von 1,85 Millionen Franken. Auch hier ist das Lloyd's-Angebot - 1850 Franken - bei weitem das teuerste.
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