Was steckt im Schinkengipfeli?
Inhalt
K-Tipp 4/2002
20.02.2002
Mangelhafte Deklaration von Fleischprodukten
Unvollständige oder irreführende Inhaltsangaben: Die Kantonschemiker fordern von den Produzenten mehr Transparenz. Sie selber aber geizen mit Informationen.
Thomas Vonarburg thvonarburg@ktipp.ch
Was auf der Verpackung steht, stimmt nicht immer mit dem Inhalt überein. Über diesen ärgerlichen Tatbestand berichten der Berner Kantonschemiker Urs Müller und seine Berufskollegen regelmässig. So beanstandet...
Mangelhafte Deklaration von Fleischprodukten
Unvollständige oder irreführende Inhaltsangaben: Die Kantonschemiker fordern von den Produzenten mehr Transparenz. Sie selber aber geizen mit Informationen.
Thomas Vonarburg thvonarburg@ktipp.ch
Was auf der Verpackung steht, stimmt nicht immer mit dem Inhalt überein. Über diesen ärgerlichen Tatbestand berichten der Berner Kantonschemiker Urs Müller und seine Berufskollegen regelmässig. So beanstandete Müller unlängst «Schinkengipfeli», in denen neben Schinken auch Trutenfleisch nachgewiesen wurde. Seine Forderung: Der Hersteller muss die Bezeichnung ändern oder auf das Beimischen von Trutenfleisch verzichten.
In einem weiteren Fall ging es um eine «Wildschwein-Roulade»: Sie enthielt Schweine-, aber kein bisschen Wildschweinfleisch. Der ertappte Rouladen-Vertreiber führte zu seiner Entlastung ins Feld, in einer «Bierwurst» habe es schliesslich auch kein Bier und in einem «Mostbröckli» keinen Most.
Durch diese Argumentation liess sich Müller jedoch nicht erweichen. Sein gestrenger Kommentar: «Dieser Hersteller hat offenbar noch nicht begriffen, dass Bezeichnungen von Lebensmitteln primär zur korrekten und transparenten Information der Konsumenten bestimmt sind, nicht aber ausschliesslich zur eigenen Verkaufsförderung.»
Deutliche Worte. Allerdings müssten sich die Kantonschemiker in Bezug auf Transparenz und Konsumentenfreundlichkeit selber an der Nase nehmen: Denn nach wie vor halten sie die Namen von «Sündern», die aus Kontrollen und Labortests hervorgehen, unter dem Deckel. So erfahren die Konsumenten zwar, dass es Schinkengipfeli-Verschnitte und Wildschweinohne-Wildschwein-Rouladen sowie sonstige kulinarische Abartigkeiten gibt. Gleichzeitig aber wissen sie nicht, wer die Hersteller und Vertreiber sind. Und es bleibt unklar, welche Produkte genau die Konsumenten meiden und wo sie mit Vorteil nicht einkaufen oder einkehren sollten.
An diesem Missstand dürfte auch Urs Müllers hehre Absichtserklärung nichts ändern, der in seinem Jahresbericht unter dem Titel «Arbeitsziele 2002» festhält: «Durch eine transparente und auf Konsumentinnen und Konsumenten bezogene Informationstätigkeit Aktualitäten aus der Arbeit des Kantonalen Laboratoriums darstellen und erläutern.»