Wenig Geld für Sonnenstrom
Auf dem Hausdach Solarstrom erzeugen ist eine gute Sache. Doch wer ohne Fördergeld auskommen muss, hat oft wenig Grund zur Freude.
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K-Tipp 18/2010
31.10.2010
Letzte Aktualisierung:
02.11.2010
Gery Schwager
Die Solarstromanlage auf dem Dach von Urs Jordis Haus in Innerberg BE funktioniert einwandfrei. 3200 Kilowattstunden Strom konnte Jordi seit Inbetriebnahme Mitte September 2009 ins Netz der BKW FMB Energie AG (BKW) einspeisen.
Trotzdem ist er nicht ganz glücklich. Die BKW vergütet seinen Solarstrom nämlich mit maximal 11,5 Rappen pro kWh. Erhielte Jordi Geld aus dem Bundestopf zur Förderung von «grünem» Strom, den alle Konsumenten mit einer...
Die Solarstromanlage auf dem Dach von Urs Jordis Haus in Innerberg BE funktioniert einwandfrei. 3200 Kilowattstunden Strom konnte Jordi seit Inbetriebnahme Mitte September 2009 ins Netz der BKW FMB Energie AG (BKW) einspeisen.
Trotzdem ist er nicht ganz glücklich. Die BKW vergütet seinen Solarstrom nämlich mit maximal 11,5 Rappen pro kWh. Erhielte Jordi Geld aus dem Bundestopf zur Förderung von «grünem» Strom, den alle Konsumenten mit einer Abgabe auf dem Strompreis füllen, wären es 75 Rappen pro kWh.
Doch dort steht Jordi erst auf der Warteliste – mit weiteren 6800 Gesuchstellern. Denn für Solaranlagen sind die Mittel aus diesem Topf streng limitiert. Zwar sollen ab 2011 die Gelder reichlicher fliessen. «Es wird trotzdem drei bis vier Jahre dauern, bis die Warteliste abgetragen ist», so David Stickelberger vom Schweizerischen Fachverband für Sonnenenergie Swissolar.
Für Urs Jordi bleibts vorerst also bei maximal 11,5 Rappen pro kWh. Das ist bei weitem nicht kostendeckend. Was ihn ärgert: Die BKW verkauft Solarstrom aus ihren eigenen Anlagen, den sie nach den Vorgaben des Ökostrom-Labels Naturemade Star erzeugt, für 80 Rappen pro kWh.
Diesen Preis begründet die BKW mit dem «ökologischen Mehrwert». Sie macht geltend, auch ein privater Produzent könne für seinen Solarstrom solchen Mehrwert erzielen. Er müsse die Ökoqualität aber selber vermarkten. Die BKW sei gemäss den geltenden Bestimmungen bloss «verpflichtet, die produzierte Energie abzunehmen, nicht aber deren ökologischen Mehrwert».
«Typisch für Situation kleiner Produzenten»
Für den Baselbieter SP-Nationalrat und Energieexperten Eric Nussbaumer machen sich Elektrizitätsunternehmen wie die BKW unglaubwürdig: «Man kann doch nicht dauernd damit prahlen, wie sehr man die Produktion von Ökostrom unterstützt, und gleichzeitig private Solarstromproduzenten so mickrig bezahlen.»
Auch Stickelberger hält die Vergütung an Jordi für «schäbig» – zumal sich die BKW gerne ihrer Pionier-Solarkraftwerke auf dem Mont Soleil im Berner Jura und auf dem Dach des Stade de Suisse in Bern rühme. Jordis Situation sei leider typisch für die Mehrheit der kleinen Solarstromproduzenten.
Das müsste nicht sein. Stickelberger verweist zum Beispiel auf den Bündner Stromkonzern Repower: «Er zahlt für den Strom aller im Kanton gelegenen Solaranlagen, die noch kein Geld aus dem Fördertopf des Bundes erhalten, während mindestens zwei Jahren eine Abgeltung für den ökologischen Mehrwert.» Aber auch einige Kantone und Gemeinden leisten Beiträge – es lohnt sich, das abzuklären.
Ein Verzeichnis gibts unter www.swissolar.ch.
Silberstreifen am Horizont
Immerhin: Auch ohne Fördergelder wird der Betrieb einer Solaranlage finanziell allmählich interessant. Voraussetzung ist, dass der lokale Elektrizitätsversorger für den ins Netz eingespeisten Strom gleich viel zahlt, wie er für den aus dem Netz gelieferten Strom verlangt. Das entspricht der Empfehlung des Bundes für Kleinanlagen bis 3 Kilowatt Leistung.
Ein Haushalt mit einem jährlichen Stromverbrauch von 3000 Kilowattstunden (kWh) spart 600 Franken pro Jahr, wenn die eigene Anlage diese 3000 kWh ins Netz einspeist und der Strompreis 20 Rappen pro kWh beträgt.
Während der rund 30-jährigen Lebensdauer einer Anlage kommen so 18 000 Franken zusammen. Heute kostet eine 3-kW-Anlage zwar noch rund 20 000 bis 25 000 Franken.
Doch der Fachverband Swissolar ist überzeugt: Diese Kosten werden weiter sinken, während mit steigenden Strompreisen zu rechnen ist: So wäre etwa, bei 25 Rappen pro kWh, eine 15 000-Franken-Anlage nach 20 Jahren amortisiert – Steuererleichterungen, wie sie die meisten Kantone gewähren, nicht eingerechnet.