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K-Tipp 9/2000
03.05.2000
Auf kleine Firmen abgesehen
European City Guide: Inserate-Beschaffung für dubiosen Städteführer.
Die Firma Tour & Travel Guide aus Triesen FL sucht Inserenten für einen fragwürdigen europäischen Städteführer. Und das mit zweifelhafter und irreführender Werbung.
Eine Frechheit, was mir in den Briefkasten geflattert ist", entrüstet sich K-Tip-Leserin Barbara Wyss aus Reinach BL. Sie ist mit ihrem Ärger nicht allein. Genauso wie sie wurden in ...
Auf kleine Firmen abgesehen
European City Guide: Inserate-Beschaffung für dubiosen Städteführer.
Die Firma Tour & Travel Guide aus Triesen FL sucht Inserenten für einen fragwürdigen europäischen Städteführer. Und das mit zweifelhafter und irreführender Werbung.
Eine Frechheit, was mir in den Briefkasten geflattert ist", entrüstet sich K-Tip-Leserin Barbara Wyss aus Reinach BL. Sie ist mit ihrem Ärger nicht allein. Genauso wie sie wurden in den letzten Tagen kleinere Firmen und ebenso spezielle Privathaushalte in der ganzen Schweiz mit Briefen "beglückt", die den Poststempel "Luxembourg Gare" tragen.
Die Empfänger werden aufgefordert, ihre Post- und E-Mail-Adresse sowie Telefon- und Fax-Nummer im beigelegten Formular einzutragen, allenfalls zusammen mit einer Visitenkarte und weiteren Angaben in ein Couvert zu stecken und an die Firma Tour- & Travel Guide Establishment im liechtensteinischen Triesen zu senden.
Zweck der ganzen Aktion: Wer seine Daten so zurückspediert, wird in den 1st European City Guide 2000 aufgenommen. "Damit auch Sie, Ihre Firma und Ihre Stadt möglichst vorteilhaft in unserem Werk vertreten sind, füllen auch Sie bitte dieses Formular aus und schicken Sie es uns so schnell als möglich zurück", lautet die Aufforderung.
Die grosse Kostenfalle im klein Gedruckten
Beim 1st European City Guide soll es sich um einen gesamteuropäischen Städteführer handeln, wird im Brief in grossen Lettern verkündet. Detailliertere Angaben sucht man aber vergeblich.
Natürlich ist der Eintrag in den Städteführer nicht gratis. Dass es etwas kostet, erfährt der Leser aber erst am Schluss - im klein Gedruckten. Und aufgepasst: Mit den Ziffern wird ein arges Verwirrspiel betrieben.
"Nur bei genaustem Hinsehen liest der Briefempfänger, dass seine Unterschrift 3088 Franken kostet", empört sich Barbara Wyss. Die Firma aus Triesen beziffert die Kosten für ein Inserat auf immerhin 997 Franken. Das ist jedoch längst nicht die ganze Wahrheit. Denn im klein Gedruckten steht versteckt, dass der Auftrag gleich für drei aufeinander folgende Ausgaben des Städteführers gilt.
Schleierhaft bleibt auch, warum man mit dem Inserateauftrag zusätzlich automatisch ein Verzeichnis für 97 Franken bestellt. Dies bedeutet nämlich summa summarum nichts anderes als dreimal 997 Franken plus einmal 97 Franken. Macht zusammen 3088 Franken.
Die Tour & Travel Guide Establishment AG will offensichtlich ihren Kunden keinen reinen Wein einschenken. Sonst würde sie die effektiven Kosten nicht in eine Denksportaufgabe verpacken.
Toni Jäger, Sprecher der von Kerstin Bergande geleiteten Tour & Travel Guide Establishment AG, will kein Problem sehen: "Deutlicher, als wir es tun, kann man Verträge nicht formulieren." Sollte sich ein Kunde trotzdem getäuscht fühlen, so "kommen wir ihm entgegen", behauptet Jäger.
"Wer unterschreibt, hat uns den Auftrag erteilt"
Irreführend ist indessen auch die Aufforderung ganz am Anfang des Werbetextes, das Formular in jedem Fall zurückzusenden, selbst wenn man keinen Eintrag im Städteführer wünscht. Ganz am Schluss im klein Gedruckten soll dann die Falle zuschnappen. Da heissts nämlich: "Der Vertrag kommt mit Zugang dieses Auftragschreibens zustande."
Toni Jäger bestätigt: "Wer unterschreibt, der hat uns einen Auftrag erteilt." Im Übrigen habe man "sehr viele zufriedene Kunden". Ob ein Inserat im neu geplanten 1st European City Guide sein Geld wert wäre, ist äusserst zweifelhaft. Denn weder zum geplanten Erscheinungsdatum noch zur Auflage des Buches will die Firma in Triesen Genaueres verraten.
Und der angeblich so erfolgreiche Tour & Travel Guide, den der K-Tip bestellt hat, ist auch nach zwei Wochen nicht auf der Redaktion eingetroffen.
Ob so viel Unsicherheit hat Barbara Wyss die Konsequenzen gezogen. Sie hat das Formular zerrissen und in den Papierkorb geworfen. "Das ist Bauernfängerei der übleren Art - und auf diese billige Masche falle ich nicht herein."
Kasten: Tipps
Geld zurückfordern
Das Formular der Tour & Travel Guide Establishment AG ist darauf angelegt, den