Wer in die Ferien will, braucht eine Lupe
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K-Tipp 4/2000
23.02.2000
Helvetic Tours wirbt mit "gesetzeswidrigen" Preisangaben.
In ihrer jüngsten Werbekampagne macht die Kuoni-Tochter Helvetic Tours undurchsichtige Reiseangebote - und verstösst damit laut Behörden gegen das Gesetz. Jetzt droht dem Reiseveranstalter eine Busse.
Doch, doch, im Katalog steht alles drin", sagt die Kuoni-Angestellte. Sie reisst den Helvetic-Tours-Katalog fast auseinander. Und siehe da: Im Falz steht in klitzekleiner Schrift, in welchem Hotel auf Mallor...
Helvetic Tours wirbt mit "gesetzeswidrigen" Preisangaben.
In ihrer jüngsten Werbekampagne macht die Kuoni-Tochter Helvetic Tours undurchsichtige Reiseangebote - und verstösst damit laut Behörden gegen das Gesetz. Jetzt droht dem Reiseveranstalter eine Busse.
Doch, doch, im Katalog steht alles drin", sagt die Kuoni-Angestellte. Sie reisst den Helvetic-Tours-Katalog fast auseinander. Und siehe da: Im Falz steht in klitzekleiner Schrift, in welchem Hotel auf Mallorca zwei Monate Ferien für 1575 Franken zu haben sind. Die Angaben sind zwar unvollständig, zeigen aber beim Nachrechnen Erstaunliches: Für Kuoni dauern "2 Monate Mallorca" nur gerade 46 Tage.
Ähnlich ist es mit den Plakatwänden: Da lachen einem braun gebrannte Männer und Frauen entgegen. Und dabei steht: "2 Monate Karibik Fr. 1534.-" oder: "2 Monate Kos Fr. 1804.-". Auch da sind die Preisangaben in senkrechter Schrift so klein gedruckt, dass sie kaum lesbar sind.
Das ist auch Guido Sutter vom Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) aufgefallen. "Die Helvetic-Werbung entspricht nicht den Anforderungen der Preisbekanntgabe-Verordnung", sagt er. So seien die Angaben "weder leicht zugänglich noch gut lesbar". Zudem fehlt der Hinweis auf die Buchungsgebühr. Deshalb hat Sutter bei Kuoni interveniert und eine Stellungnahme verlangt.
Drei Preise - ein Angebot
Was darin stehen wird, kann Kuoni-Pressesprecherin Regula Weyermann noch nicht sagen. Nur so viel: "Die Details zu den Angeboten sind auf jedem Plakat nachzulesen. Weil wir davon ausgehen, dass unsere Kunden das heraustrennbare Poster aufhängen wollen, haben wir die Angaben nicht auf das Poster selbst gedruckt."
Guido Sutter findet es auch unzulässig, dass Helvetic Tours im neuen Katalog fürs gleiche Angebot und die gleiche Reisezeit drei verschiedene Preise angibt. Einen so genannten Aktionspreis, einen Normalpreis und einen Zuschlag für die letzten Plätze.
So kommt es, dass zum Beispiel der einwöchige Aufenthalt im Hotel Playa Santa Posa auf Mallorca im Sommer 849.-, 999.- oder 1149.- Franken kostet. Wann welcher Preis gilt, weiss der Konsument nicht.
Im Katalog steht beim Aktionspreis nur: "Je früher Sie buchen, umso grösser sind Ihre Chancen." Beim Normalpreis: "Ein paar waren bereits vor Ihnen." Und beim Zuschlag für die letzten -Plätze: "Da sind Ihnen schon viele zuvorgekommen. Jetzt oder nie."
"Wie beim Aktienkurs"
Regula Weyermann präzisiert: "20 bis 60 Prozent der Plätze sind zum Aktionspreis zu haben. Wie viele es genau sind, ist nicht fixiert. Es ist ein Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage - wie beim Aktienkurs."
Wann der Zuschlag für die letzten Plätze fällig wird, lässt sich auch nicht genau sagen. Auch hier gilt laut Weyermann "das Prinzip von An-gebot und Nachfrage". Der Kunde aber hat keine Möglichkeit, nachzuprüfen, ob das Reisebüro ihm tatsächlich den gerade gültigen Preis verrechnet.
Für Guido Sutter vom Seco sind das unzulässige Preisangaben. "Als Kunde", sagt Sutter, "weiss ich nicht, für wen der Aktionspreis gilt. Für drei bis vier Personen? Oder für 50?" Für ihn ist deshalb klar: "Die Preisangaben sind gesetzwidrig."
Ob Seco gegen Helvetic vorgehen wird, macht Sutter von der Kuoni-Stellungnahme abhängig.
Am 15. März erscheint ein K-Spezial zum Thema Reisen. Bestellkarte auf Seite 28.
Kasten: Charter-Flüge
Kerosin-Zuschlag
Die Reiseveranstalter haben die Preise für Abflüge ab dem 1. April erhöht, und zwar um 30 Franken pro Person für Kurzstrecken und um 60 Franken für Langstrecken. Grund: Die gestiegenen Kerosin-Preise. Dies ist jedoch 10 Franken mehr als der Kerosin-Aufschlag der Charter-Fluggesellschaften.
"Wir verdienen dadurch nicht mehr", sagt Kuoni-Pressesprecherin Regula Weyermann. "Die Charter-Gesellschaften verlangen den Zuschlag nämlich pro Platz - egal, ob er besetzt ist oder nicht." Dies bedeute: "Wenn wir ein Flugzeug schlecht auslasten, dann legen wir drauf. Wenn wir ein Flugzeug füllen, dann verdienen wir dazu. Wir müssen deshalb eine Mischrechnung machen."