Wer nicht aufpasst, zahlt drauf
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K-Tipp 18/2000
01.11.2000
Bahn-Billette Auf die Preisauskünfte ist sogar bei Inlandtarifen kein Verlass
Viele SBB-Angestellte kennen die günstigsten Auslandtarife nicht, deckte der K-Tip auf. Aber: Auch für Inlandbillette verlangen sie am Schalter oft zu viel.
Marco Diener mdiener@k-tip.ch
Vorsicht, wenn Sie am Bahnhof ein Billett kaufen - es könnte nämlich viel zu teuer sein. Ein Beispiel: Was kostet ein Billett von Zürich nach Brienz BE und zurück, und zwar mit Halbta...
Bahn-Billette Auf die Preisauskünfte ist sogar bei Inlandtarifen kein Verlass
Viele SBB-Angestellte kennen die günstigsten Auslandtarife nicht, deckte der K-Tip auf. Aber: Auch für Inlandbillette verlangen sie am Schalter oft zu viel.
Marco Diener mdiener@k-tip.ch
Vorsicht, wenn Sie am Bahnhof ein Billett kaufen - es könnte nämlich viel zu teuer sein. Ein Beispiel: Was kostet ein Billett von Zürich nach Brienz BE und zurück, und zwar mit Halbtax-Abo in der 2. Klasse? Bei allen drei Stichproben wollten die Schalter-Angestellten Billette via Bern und Interlaken-Ost verkaufen. Der Preis: 54 Franken. Aber: Die Fahrt über Luzern via Brünig wäre nicht nur 8 Minuten schneller, sondern auch 21 Franken billiger. Bereits im Sommer hatte der K-Tip aufgedeckt, dass die SBB-Angestellten Ausland-Billette häufig zu teuer verkaufen. Kundenservice-Leiter Peter Lehmann entschuldigte dies damit,dass die SBB in der Ausbildung die Akzente eher bei den Inland-Billetten setzen würden.
Doch nun belegen K-Tip-Stichproben, dass die SBB-Angestellten auch bei Inland-Billetten ihre liebe Mühe haben. Denn das Beispiel Zürich-Brienz ist kein Einzelfall. Wer sich nicht wehrt, erhält zum Beispiel für die Strecke Bern-Lungern OW automatisch ein Billett via Luzern statt via Interlaken-Ost. Und für die Fahrt von Zürich nach Disentis/Mustér GR gibts ein Billett via Göschenen statt via Chur. Auch diese Wege sind langsamer und zugleich auch teurer.
Der Fehlerteufel steckt in allen Verkaufskanälen
Probleme mit den eigenen Tarifen haben nicht nur die Schalter-Angestellten. Auch über andere Verkaufskanäle gibts zu teure Billette, wie die K-Tip-Stichprobe belegt:
Rail-Service: Das Ergebnis von neun Versuchen auf der gebührenpflichtigen Nummer (Fr. 1.19 pro Min.): Nur in zwei Fällen fragen die Angestellten nach dem gewünschten Weg. Sieben Auskünfte sind falsch, zwei davon werden noch korrigiert.
Touch-Screen-Automaten: Die frei zugänglichen Bildschirm-Automaten in den Bahnhofhallen liefern für die Strecken Bern-Lungern und Zürich-Disentis/Mustér die zu teuren Billette. Für die Strecke Zürich-Brienz geben sie neben der teuren auch die günstigere Variante an.
Internet: Auch via Internet verkaufen die SBB zum Teil abstruse Billette. Wer von Bern via Luzern nach Bellinzona fahren will, erhält in gewissen Fällen zwei Billette zur Auswahl - beide falsch: eines via Zürich (Fr. 11.50 zu teuer) und eines mit Umsteigen auf den Bus in der Leventina (Fr. 8.60 zu teuer). SBB-Pressechef Christian Kräuchi bestätigt diese für Konsumenten höchst unerfreulichen Resultate. «Die Computer-Probleme sind uns bekannt», sagt er. Aber: «In der Schweiz gibt es 125 Millionen mögliche Verbindungen. Wir können nicht jede einzelne davon testen.»
Doch warum merken auch die Schalter-Angestellten nichts, wenn ihre Computer einen langsamen und zugleich teuren Weg wählen? «Schwierig nachzuvollziehen», meint Christian Kräuchi. «Vermutlich wars eine Unachtsamkeit oder die Belastung wegen einer Schlange wartender Leute.»
Klar sei indessen, so Kräuchi weiter, dass die SBB ihre «Ausbildungsanstrengungen forcieren werden. Auch die SBB können und wollen noch besser werden.»
So zahlen Sie nicht zu viel
Achten Sie beim Billett-Kauf auf diese Punkte:
- Sagen Sie am Schalter genau, was für ein Billett Sie wollen. Zum Beispiel: «Zürich-Brienz via Luzern und Brünig.»
- Kontrollieren Sie das gekaufte Billett sofort. Ein späterer Umtausch kostet zusätzlich 5 Franken Gebühr.
- Gehen Sie beim Touch-Screen-Automaten im Zweifelsfall über das Menü «Verbindungen ab einem anderen Ort». Nur so können Sie ein «Via» eingeben und sich das günstigste Billett ausdrucken lassen.
- Schauen Sie sich das im Internet vorgeschlagene Billett gut an, bevor Sie es bestellen.